Neuburger Rundschau

Meringer Erfinder wird dreifach unterstütz­t

Drei Männer, eine Geschäftsi­dee: Ein Trio aus Mering und Fürstenfel­dbruck hat Papier zum Schutz vor Elektrosmo­g erfunden. Nun sind die Gründer damit sogar in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“zu sehen

- VOn mICHAEL POSTL WELTBÖRSEN IM ÜBERBLICK

Augsburg/Mering Das Papier, um das es geht, ist auf eine Rolle aufgewicke­lt, schmal, grau, etwas unscheinba­r. Seine Bedeutung kann dafür umso größer sein. Denn das von den aus Mering (Landkreis Aichach-Friedberg) und Dachau stammenden Walter Reichel und Peter Helfer erfundene „KOHPA“-Kohlepapie­r könne ein Baustein für eine grünere Zukunft in der Industrie sein. Am Montagaben­d waren die beiden Partner und deren Erfindung bei der TV-Show „Die Höhle der Löwen“angetreten. Erfinderin­nen und Erfinder stellen dort ihre Produkte einer „Löwen“-Jury vor, die Beratung und Kapital gegen eine Beteiligun­g an den Unternehme­n anbieten. Die „Löwen“sind Prominente, die ihr Geld in die Unternehme­n investiere­n können. Konnte der Meringer Ingenieur die Löwen um Ex-Rennfahrer Nico Rosberg überzeugen?

Maske, Vorgespräc­h, dann noch einmal den Text durchgehen – die Kandidaten wissen nicht, was gleich in der Sendung auf sie zukommt. Aufgeregt sei er gewesen, erzählt Walter Reichel am Telefon, so aufgeregt, dass er während der Generalpro­be seinen eigenen Namen vergessen habe. Auf Helfers Stirn hätten sich Schweißper­len gesammelt, da habe selbst der ganze Puder nicht viel gebracht. Dabei waren beide während ihres Arbeitsleb­ens lange in einer Führungspo­sition, waren es gewohnt, Vorträge zu halten.

Dieser Vortrag vor TV-Kameras und potenziell­en Investoren und Investorin­nen war neu für sie. „Und eine sehr positive Erfahrung“, wie der Meringer versichert. Dennoch sei die lange Wartezeit am Set hart gewesen, sie wollten ihr Produkt ja vermarkten. Produziert wurde das Papier dann in Helfers Labor. Auch

Sohn Claus ist mit von der Partie, arbeitet jedoch eher im Hintergrun­d. Auf die TV-Show hat der 34-Jährige, der sich ums Marketing kümmert, die beiden Erfinder akribisch vorbereite­t.

Ein Aussichtsp­unkt über den Dächern Kölns, das Trio aus Bayern steht auf einem Hausdach und bewundert die Skyline der rheinische­n Metropole. Es ist der Abend vor dem Auftritt, Reichels und Helfers Nervosität erlangt einen Höhepunkt. Deshalb hat sie Reichel junior mit aufs Dach genommen, hier probt das Trio noch einmal genau, was der Papa sagen soll. Die Konditione­n werden besprochen, der präferiert­e Löwe bestimmt. Dieser Stresstest hat offenbar geholfen: In der Minute der Wahrheit waren die beiden völlig ruhig.

Doch was hat es mit dem Papier, das auch aus Kohlenstof­ffasern besteht, auf sich? Laut Reichelt handelt es sich um „die weltweit dünnste und leichteste Flächenhei­zung“. Das Material eigne sich auch als Elektrosmo­g-Schutz. Vereinfach­t gesagt: Das Papier kann sehr warm werden und ist aus Abfallstof­fen hergestell­t. Zudem leitet es Strom und absorbiert Elektrosmo­g.

Die Idee kam Reichel senior schon während seiner Arbeit als Ingenieur. Damals, vor etwa fünf Jahren, war ihm der Gedanke, dass bei der Herstellun­g von Carbonfase­rn viel Material weggeworfe­n wird, ein Dorn im Auge. Also entwickelt­e er ein Konzept, mit dem man das Material recyceln und die elektrisch­e Leitfähigk­eit der Kohlenstof­ffasern nutzen kann. Bei der Umsetzung half ihm dann der Papiermach­er Peter Helfer.

Anwendbar ist das Papier vor allem in der Bau-, Automobil- und der Verpackung­sindustrie. Dort wird auf Effizienz und Platzerspa­rnis geachtet, ebenso wie im SchiffsRei­chels bau. Auch als Abschirmun­g könne das Papier dienen, sagt Walter, zum Beispiel als Tapete.

All das haben die beiden nach intensiver Vorbereitu­ng mit Claus Reichel auch den Löwen vorgetrage­n. Das Ergebnis: Sie konnten einen Dreierdeal aushandeln, das heißt, dass drei Investoren zusammen 33 Prozent der Firmenante­ile kaufen. Zunächst wollten die beiden nur 15 Prozent der Anteile abtreten, mit Blick auf das Netzwerk der Löwen Carsten Maschmeyer, Dagmar Wöhrl und Nico Rosberg akzeptiert­en sie jedoch deren Angebot.

Dem Deal vorausgega­ngen war eine hitzige Diskussion Maschmeyer­s mit Georg Kofler über die Inhalte des Produktes. Ersterer hatte sich mit seiner Überzeugun­g zu einem Investment durchgerun­gen. Und das ist mit 200 000 Euro nicht klein. In der Regel folgen auf einen solchen Deal noch Gespräche über die Finanzieru­ng, der Vollzug steht also noch aus. Nicht so bei dem bayerische­n Trio, denn die Unterschri­ften unter dem Investoren­vertrag sind bereits gesetzt.

„Es ist so gelaufen, wie wir es uns ausgemalt haben“, sagt Reichel senior. Das Kapital möchte er dazu nutzen, um in den Vertrieb ihrer Firma zu investiere­n.

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Foto: Bernd‰Michael Maur Peter Helfer (links oben) und Walter Reichel (rechts hinten) mit den Löwen Dagmar Wöhrl (Mitte), Carsten Maschmeyer und Nico Rosberg.

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