Meringer Erfinder wird dreifach unterstützt
Drei Männer, eine Geschäftsidee: Ein Trio aus Mering und Fürstenfeldbruck hat Papier zum Schutz vor Elektrosmog erfunden. Nun sind die Gründer damit sogar in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“zu sehen
Augsburg/Mering Das Papier, um das es geht, ist auf eine Rolle aufgewickelt, schmal, grau, etwas unscheinbar. Seine Bedeutung kann dafür umso größer sein. Denn das von den aus Mering (Landkreis Aichach-Friedberg) und Dachau stammenden Walter Reichel und Peter Helfer erfundene „KOHPA“-Kohlepapier könne ein Baustein für eine grünere Zukunft in der Industrie sein. Am Montagabend waren die beiden Partner und deren Erfindung bei der TV-Show „Die Höhle der Löwen“angetreten. Erfinderinnen und Erfinder stellen dort ihre Produkte einer „Löwen“-Jury vor, die Beratung und Kapital gegen eine Beteiligung an den Unternehmen anbieten. Die „Löwen“sind Prominente, die ihr Geld in die Unternehmen investieren können. Konnte der Meringer Ingenieur die Löwen um Ex-Rennfahrer Nico Rosberg überzeugen?
Maske, Vorgespräch, dann noch einmal den Text durchgehen – die Kandidaten wissen nicht, was gleich in der Sendung auf sie zukommt. Aufgeregt sei er gewesen, erzählt Walter Reichel am Telefon, so aufgeregt, dass er während der Generalprobe seinen eigenen Namen vergessen habe. Auf Helfers Stirn hätten sich Schweißperlen gesammelt, da habe selbst der ganze Puder nicht viel gebracht. Dabei waren beide während ihres Arbeitslebens lange in einer Führungsposition, waren es gewohnt, Vorträge zu halten.
Dieser Vortrag vor TV-Kameras und potenziellen Investoren und Investorinnen war neu für sie. „Und eine sehr positive Erfahrung“, wie der Meringer versichert. Dennoch sei die lange Wartezeit am Set hart gewesen, sie wollten ihr Produkt ja vermarkten. Produziert wurde das Papier dann in Helfers Labor. Auch
Sohn Claus ist mit von der Partie, arbeitet jedoch eher im Hintergrund. Auf die TV-Show hat der 34-Jährige, der sich ums Marketing kümmert, die beiden Erfinder akribisch vorbereitet.
Ein Aussichtspunkt über den Dächern Kölns, das Trio aus Bayern steht auf einem Hausdach und bewundert die Skyline der rheinischen Metropole. Es ist der Abend vor dem Auftritt, Reichels und Helfers Nervosität erlangt einen Höhepunkt. Deshalb hat sie Reichel junior mit aufs Dach genommen, hier probt das Trio noch einmal genau, was der Papa sagen soll. Die Konditionen werden besprochen, der präferierte Löwe bestimmt. Dieser Stresstest hat offenbar geholfen: In der Minute der Wahrheit waren die beiden völlig ruhig.
Doch was hat es mit dem Papier, das auch aus Kohlenstofffasern besteht, auf sich? Laut Reichelt handelt es sich um „die weltweit dünnste und leichteste Flächenheizung“. Das Material eigne sich auch als Elektrosmog-Schutz. Vereinfacht gesagt: Das Papier kann sehr warm werden und ist aus Abfallstoffen hergestellt. Zudem leitet es Strom und absorbiert Elektrosmog.
Die Idee kam Reichel senior schon während seiner Arbeit als Ingenieur. Damals, vor etwa fünf Jahren, war ihm der Gedanke, dass bei der Herstellung von Carbonfasern viel Material weggeworfen wird, ein Dorn im Auge. Also entwickelte er ein Konzept, mit dem man das Material recyceln und die elektrische Leitfähigkeit der Kohlenstofffasern nutzen kann. Bei der Umsetzung half ihm dann der Papiermacher Peter Helfer.
Anwendbar ist das Papier vor allem in der Bau-, Automobil- und der Verpackungsindustrie. Dort wird auf Effizienz und Platzersparnis geachtet, ebenso wie im SchiffsReichels bau. Auch als Abschirmung könne das Papier dienen, sagt Walter, zum Beispiel als Tapete.
All das haben die beiden nach intensiver Vorbereitung mit Claus Reichel auch den Löwen vorgetragen. Das Ergebnis: Sie konnten einen Dreierdeal aushandeln, das heißt, dass drei Investoren zusammen 33 Prozent der Firmenanteile kaufen. Zunächst wollten die beiden nur 15 Prozent der Anteile abtreten, mit Blick auf das Netzwerk der Löwen Carsten Maschmeyer, Dagmar Wöhrl und Nico Rosberg akzeptierten sie jedoch deren Angebot.
Dem Deal vorausgegangen war eine hitzige Diskussion Maschmeyers mit Georg Kofler über die Inhalte des Produktes. Ersterer hatte sich mit seiner Überzeugung zu einem Investment durchgerungen. Und das ist mit 200 000 Euro nicht klein. In der Regel folgen auf einen solchen Deal noch Gespräche über die Finanzierung, der Vollzug steht also noch aus. Nicht so bei dem bayerischen Trio, denn die Unterschriften unter dem Investorenvertrag sind bereits gesetzt.
„Es ist so gelaufen, wie wir es uns ausgemalt haben“, sagt Reichel senior. Das Kapital möchte er dazu nutzen, um in den Vertrieb ihrer Firma zu investieren.