Weniger Distanz, mehr Normalität
Insgesamt 995 Schüler machen sich heute zum ersten Mal auf den Weg ins Klassenzimmer. Welche Änderungen die Pandemie bringt und was sich Schulamtsdirektorin Ilse Stork am meisten wünscht
Neuburg Mit Ranzen auf dem Rücken und bunter, voll bepackter Schultüte geht es zum ersten Mal ins Klassenzimmer – eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen Vorfreude und Aufregung für jeden Erstklässler. Insgesamt 995 Kinder starten am heutigen Dienstag im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen in ihren ersten Schultag, der auch heuer ganz im Zeichen der Corona-Pandemie steht.
Als Schulamtsdirektorin Ilse Stork die neue Gesamtzahl der Schüler im Landkreis verkündet, freut sie sich sichtlich, denn mit insgesamt 5150 „sind es über 100 mehr als im Vorjahr“. Das sei ein gutes Zeichen dafür, dass die Stabilität von unten, von der Basis, gewährleistet sei. Zudem kämen generell immer mehr Kinder nach, so Stork.
An den insgesamt 26 Schulen im Landkreis besuchen heuer 3744 Schüler (2020: 3632) die erste bis vierte Klasse der Grundschulen. In den Jahrgangsstufen fünf bis zehn geht es für 1406 Kinder und Jugendliche (2020: 1413) an den Mittelschulen in den Unterricht – aus der
Sicht von Ilse Stork relativ stabile Zahlen mit einem leichten Trend nach unten. Die Zahl der Schulklassen an den Grund- und Mittelschulen im Kreis ist ebenfalls leicht gestiegen. Waren es im vergangenen Jahr noch 239, sind es heuer 245. Mit einer Klassenstärke von 21,5 Schülern (2020: 21,7) an den Grundschulen und 19,8 (19,6) an den Mittelschulen bleiben die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls stabil. „Hier liegen wir auch im oberbayerischen Durchschnitt, sogar ein bisschen darüber“, sagt Stork.
Einen generellen Bedarf an mehr Personal sieht auch die Schulamtsdirektorin. „Es ist knapp, wir bräuchten mehr Lehrer, aber wir sind mit den Kräften soweit gut versorgt, jede Klasse hat einen Lehrer“, sagt die Amtsleiterin. So starten 16 Pädagogen an den Grund- und Mittelschulen im Landkreis in das neue Schuljahr und 18 Lehramtsanwärter. Unterstützung kommt hierbei auch durch die Mobile Reserve. Insgesamt knapp 40 Grund- und Mittelschulsowie drei Fachlehrkräfte stehen zu Verfügung, wobei viele bereits für Langzeiteinsätze eingeplant sind. Hinsichtlich des Personals kann Stork auch zwei Neuerungen verzeichnen. So ist Sabine Wagner neue Leiterin der Grundschule in Weichering und Ina Fischbach übernimmt den Posten der Konrektorin an der Michael-Sommer-Mittelschule in Schrobenhausen.
Inklusion ist für die Schulamtsdirektorin Stork ein „sehr wichtiges Anliegen“. Die Kooperationsklassen an der Grundschule NeuburgOst sowie an der Mittelschule werden weitergeführt. Hierbei besuchen Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf Regelklassen und erhalten zusätzliche Unterstützung durch Pädagogen.
Generell laufe die Zusammenarbeit mit der Förderschule im Landkreis reibungslos und erfolgreich. „Wir haben heuer auch die Genehmigung für eine zweite Partnerklasse für die Ostendschule bekommen.“In diesen gemischten Klassen werden Schüler aus den vier Jahrgangsstufen von einem Sonderschullehrer unterrichtet. Ein weiterer Schritt dabei sei die Umsetzung des Inklusionsgedankens. „Die Schüler sind zwar der Sophie-Scholl-Schule zugeordnet, besuchen aber an ihrer Schule vor Ort den Unterricht“, erklärt Stork. Hierbei stehe vor allem der Förderschwerpunkt geistige Entwicklung im Fokus. „Die Kooperationsklassen sind ein Erfolgsmodell“, freut sie sich.
Für das neue Schuljahr hat die Schulamtsleiterin einen ganz besonderen Wunsch: „Mehr Normalität in Form von mehr Präsenzunterricht.“An einigen Schulen im Landkreis sei es bereits gelungen, ein paar Stunden für Arbeitsgemeinschaften zusammenzustellen, in denen sich die Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern Projekten widmen, etwas gestalten oder erarbeiten. „Es ist nicht allen gelungen, aber die Schulen brauchen das einfach, diesen schrittweisen Weg zurück zur Normalität“, so Stork. Dazu gehörten auch der Sport- und Schwimmunterricht – natürlich unter Einhaltung der Coronaregeln. Auf die bewährten Konzepte auf Basis des derzeitig gültigen Hygieneplans greife man auch im neuen Schuljahr zurück. So bestehe weiterhin das Abstandsgebot von eineinhalb Metern sowie Maskenpflicht für die Schüler im gesamten Schulgebäude, so auch im Unterricht.
Ein weiteres Anliegen sind Stork und den Schulleitern im Landkreis die Lerndefizite. Aufgrund der schwierigen und coronabedingten Situation im vergangenen Schuljahr werden an den Grund- und Mittelschulen Brückenangebote eingerichtet. „Das Aufholen des Stoffs ist einer der Schwerpunkte im Lehrplan“, erklärt sie. „Hier werden zusätzliche Stunden zur Verfügung gestellt, um Lernlücken zu schließen, denn hier wird Unterstützung gebraucht.“
Neben mehr Normalität hat Ilse Stork zum Schulstart außerdem noch einen weiteren Wunsch: „Ich hoffe auf wieder mehr schöne Termine für die Schule, wie etwa Ausflüge und Wandertage“, sagt sie. „Und ich wünsche mir weniger Verwaltungsarbeit im Schulamt, denn diese war im vergangenen Jahr, natürlich auch coronabedingt, wirklich immens.“Foto: Kretzmann