Ein Platz als Zeichen der Verbundenheit
Im Karlshulder Ortsteil Neuschwetzingen wurde der Schwetzinger Platz eingeweiht. Den ziert das wohl schönste Bushäusl Bayerns, Deutschlands oder gar der ganzen Welt und des Weltalls, wie die gut gelaunten Redner meinten
KarlshuldNeuschwetzingen Das schönste Bushäusl Bayerns, Deutschlands oder gar der ganzen Welt und des Weltalls? Gut gelaunt überboten sich die Redner mit Superlativen beim Festakt, mit dem der Schwetzinger Platz in Karlshuld am Samstagnachmittag feierlich eingeweiht wurde. Coronabedingt hatten die Neuschwetzinger lange darauf warten müssen, bewiesen nun aber umso mehr, dass sie zünftig zu feiern wissen - mit Böllerschützen, Blaskapelle Karlshuld, kurzer Andacht und Segnung des Platzes durch die Ortspfarrer Paul Igbo und Johannes Späth, Fahnen hissen sowie lang vermisstem geselligem Beisammensein mit Spanferkel und Schätzspiel.
Lothar Schmeißer, Partnerschaftsreferent der Gemeinde Karlshuld und Vorsitzender des neu gegründeten Partnerschaftsvereins führte durch den gut einstündigen Festakt und nannte den Schwetzinger Platz ein „Aushängeschild der Gemeinde“. Sein besonderer Dank galt der Schwetzingerin Linni Heimburger, die vor 33 Jahren von ihrer Radtour von Ulm an den Neusiedlersee abgebogen war, um Neuschwetzingen kennenzulernen. „Ich habe in Neuburg ein Schild gelesen „Neuschwetzingen 14 km“und mir gedacht, „da muss ich hin“, erzählte die heute 90-Jährige am Rand der Feier. Von der Existenz des Ortes, der vor rund 200 Jahren von Siedlern aus Schwetzing gegründet worden war, wusste sie aufgrund eines weiter zurückliegenden Besuchs der Schwetzinger Feuerwehr.
Als sie nun selbst mit dem Fahrrad in Neuschwetzingen ankam, ergaben sich Kontakte zu Philipp Lehmeier und Familie Schäfer. Zurück in Schwetzingen ging Heimburger zum damaligen Schwetzinger Oberbürgermeister – die Initialzündung zur Partnerschaft zwischen Karlshuld und Schwetzingen.
Deren nach außen hin sichtbares Zeichen sei der Schwetzinger Platz, ein Ort der Freundschaft und Verbundenheit, sagte Karlshulds Bürgermeister Michael Lederer in seiner Festansprache und erinnerte an seinen Vorgänger Karl Seitle. Der hatte die Weichen gestellt, nun aber die Einweihungsfeier nicht mehr erlebt. Lederer nannte Linni Heimburger die „Mutter dieser Partnerschaft“und Siegfried Schäfer aus Neuschwetzingen „den Vater“. Das Besondere am Schwetzinger Platz sei, dass er keine Baumaßnahme der Kommune sei, sondern in Eigenleistung von den Neuschwetzingern selbst erstellt wurde.
Wie groß die Neuschwetzinger Eigeninitiative schreiben, erfuhr der Bürgermeister erst am Ende des Festaktes. Da verriet Robert Heinrich, Schützenmeister und Partnerschaftsbeauftragter für Schwetzingen, dass Manfred Pelzer und Siegfried Schäfer das kommunale Schild „Schwetzinger Platz“kurzerhand durch ein privat gekauftes ersetzt hatten. „Das Schild der Gemeinde war in so greußlicher Beamtenschrift geschrieben“, begründete
Pelzer den ungewöhnlichen Akt, der Neuschwetzingen ein nostalgisches Straßenschild in Kursivschrift beschert hat.
Lederer, der das Schild kurz zuvor mit dem Oberbürgermeister von Schwetzingen, René Pöltl, enthüllt hatte, nahm es mit Humor. Für die Schwetzinger sei es ein Tag der Freundschaft und des Stolzes, hatte Pöltl in seiner Festrede gesagt, der Schwetzinger Platz sei ein außergewöhnliches Geschenk. Er betonte die gemeinsame Vergangenheit und die historische Verbindung, die die
Vorfahren geschaffen hätten und die nun fortgeschrieben werde. Seine ersten Erfahrungen mit Neuschwetzingen bestanden in einem Frühshoppen im angrenzenden Schützenheim, weshalb er wisse, dass der Schwetzinger Platz sicher sei und niemand hier trocken laufe. Robert Heinrich ergänzte, damals habe sich Pöltl als OB von Schwetzingen vorgestellt, was er mit „und ich bin der Bürgermeister von Neuschwetzingen“gekontert hatte. Doch dann habe sich herausgestellt, dass sein Gegenüber ein echter OB war.
Für das Schätzspiel stiegen Bürgermeister Lederer, Oberbürgermeister Pöltl, Schmeißer und Heinrich gemeinsam auf eine Viehwaage. 424 Kilogramm zeigte die an und bescherte Anton Heinrich, der auf 423,7 Kilogramm getippt hatte, den ersten Preis, eine Hotelübernachtung in Schwetzingen. Der 50 EuroGutschein der Klosterwirtschaft ging an Jürgen Jörg mit 424,4 Kilogramm, den Geschenkkorb der Firma Lederer teilten sich Hildegard Schäfer (425), Bianca Lederer (425) und Franz Schütz (423).