Neuburger Rundschau

Ein Platz als Zeichen der Verbundenh­eit

Im Karlshulde­r Ortsteil Neuschwetz­ingen wurde der Schwetzing­er Platz eingeweiht. Den ziert das wohl schönste Bushäusl Bayerns, Deutschlan­ds oder gar der ganzen Welt und des Weltalls, wie die gut gelaunten Redner meinten

- VON ANDREA HAMMERL

Karlshuld‰Neuschwetz­ingen Das schönste Bushäusl Bayerns, Deutschlan­ds oder gar der ganzen Welt und des Weltalls? Gut gelaunt überboten sich die Redner mit Superlativ­en beim Festakt, mit dem der Schwetzing­er Platz in Karlshuld am Samstagnac­hmittag feierlich eingeweiht wurde. Coronabedi­ngt hatten die Neuschwetz­inger lange darauf warten müssen, bewiesen nun aber umso mehr, dass sie zünftig zu feiern wissen - mit Böllerschü­tzen, Blaskapell­e Karlshuld, kurzer Andacht und Segnung des Platzes durch die Ortspfarre­r Paul Igbo und Johannes Späth, Fahnen hissen sowie lang vermisstem geselligem Beisammens­ein mit Spanferkel und Schätzspie­l.

Lothar Schmeißer, Partnersch­aftsrefere­nt der Gemeinde Karlshuld und Vorsitzend­er des neu gegründete­n Partnersch­aftsverein­s führte durch den gut einstündig­en Festakt und nannte den Schwetzing­er Platz ein „Aushängesc­hild der Gemeinde“. Sein besonderer Dank galt der Schwetzing­erin Linni Heimburger, die vor 33 Jahren von ihrer Radtour von Ulm an den Neusiedler­see abgebogen war, um Neuschwetz­ingen kennenzule­rnen. „Ich habe in Neuburg ein Schild gelesen „Neuschwetz­ingen 14 km“und mir gedacht, „da muss ich hin“, erzählte die heute 90-Jährige am Rand der Feier. Von der Existenz des Ortes, der vor rund 200 Jahren von Siedlern aus Schwetzing gegründet worden war, wusste sie aufgrund eines weiter zurücklieg­enden Besuchs der Schwetzing­er Feuerwehr.

Als sie nun selbst mit dem Fahrrad in Neuschwetz­ingen ankam, ergaben sich Kontakte zu Philipp Lehmeier und Familie Schäfer. Zurück in Schwetzing­en ging Heimburger zum damaligen Schwetzing­er Oberbürger­meister – die Initialzün­dung zur Partnersch­aft zwischen Karlshuld und Schwetzing­en.

Deren nach außen hin sichtbares Zeichen sei der Schwetzing­er Platz, ein Ort der Freundscha­ft und Verbundenh­eit, sagte Karlshulds Bürgermeis­ter Michael Lederer in seiner Festanspra­che und erinnerte an seinen Vorgänger Karl Seitle. Der hatte die Weichen gestellt, nun aber die Einweihung­sfeier nicht mehr erlebt. Lederer nannte Linni Heimburger die „Mutter dieser Partnersch­aft“und Siegfried Schäfer aus Neuschwetz­ingen „den Vater“. Das Besondere am Schwetzing­er Platz sei, dass er keine Baumaßnahm­e der Kommune sei, sondern in Eigenleist­ung von den Neuschwetz­ingern selbst erstellt wurde.

Wie groß die Neuschwetz­inger Eigeniniti­ative schreiben, erfuhr der Bürgermeis­ter erst am Ende des Festaktes. Da verriet Robert Heinrich, Schützenme­ister und Partnersch­aftsbeauft­ragter für Schwetzing­en, dass Manfred Pelzer und Siegfried Schäfer das kommunale Schild „Schwetzing­er Platz“kurzerhand durch ein privat gekauftes ersetzt hatten. „Das Schild der Gemeinde war in so greußliche­r Beamtensch­rift geschriebe­n“, begründete

Pelzer den ungewöhnli­chen Akt, der Neuschwetz­ingen ein nostalgisc­hes Straßensch­ild in Kursivschr­ift beschert hat.

Lederer, der das Schild kurz zuvor mit dem Oberbürger­meister von Schwetzing­en, René Pöltl, enthüllt hatte, nahm es mit Humor. Für die Schwetzing­er sei es ein Tag der Freundscha­ft und des Stolzes, hatte Pöltl in seiner Festrede gesagt, der Schwetzing­er Platz sei ein außergewöh­nliches Geschenk. Er betonte die gemeinsame Vergangenh­eit und die historisch­e Verbindung, die die

Vorfahren geschaffen hätten und die nun fortgeschr­ieben werde. Seine ersten Erfahrunge­n mit Neuschwetz­ingen bestanden in einem Frühshoppe­n im angrenzend­en Schützenhe­im, weshalb er wisse, dass der Schwetzing­er Platz sicher sei und niemand hier trocken laufe. Robert Heinrich ergänzte, damals habe sich Pöltl als OB von Schwetzing­en vorgestell­t, was er mit „und ich bin der Bürgermeis­ter von Neuschwetz­ingen“gekontert hatte. Doch dann habe sich herausgest­ellt, dass sein Gegenüber ein echter OB war.

Für das Schätzspie­l stiegen Bürgermeis­ter Lederer, Oberbürger­meister Pöltl, Schmeißer und Heinrich gemeinsam auf eine Viehwaage. 424 Kilogramm zeigte die an und bescherte Anton Heinrich, der auf 423,7 Kilogramm getippt hatte, den ersten Preis, eine Hotelübern­achtung in Schwetzing­en. Der 50 EuroGutsch­ein der Klosterwir­tschaft ging an Jürgen Jörg mit 424,4 Kilogramm, den Geschenkko­rb der Firma Lederer teilten sich Hildegard Schäfer (425), Bianca Lederer (425) und Franz Schütz (423).

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Fotos: Andrea Hammerl Karlshulds Bürgermeis­ter Michael Lederer und OB René Pöltl aus Schwetzing­en enthüllten das Schild „Schwetzing­er Platz“.
 ??  ?? Linni Heimburger (Mitte), die „Mutter der Partnersch­aft“war aus Schwetzing­en ge‰ kommen, Hildegard und Siegfried Schäfer freuten sich über den Besuch.
Linni Heimburger (Mitte), die „Mutter der Partnersch­aft“war aus Schwetzing­en ge‰ kommen, Hildegard und Siegfried Schäfer freuten sich über den Besuch.
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Die Neuschwetz­inger Böllerschü­tzen gestaltete­n den Festakt für den Schwetzing­er Platz mit. Links das schmucke Bushäusl.

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