Anna verhinderte eine Vergewaltigung
Sie hörte Rufe aus der Schultoilette und holte Hilfe. Doch nicht nur sie zeigte Mut
Augsburg Plötzlich hört Anna Wudi Schreie aus der Schultoilette. Sie ist erst neun Jahre alt, weiß aber genau, was zu tun ist. Schnell läuft die Schülerin zu einem Lehrer und erzählt ihm von den Rufen. Der Mann rennt zur Toilette der Grundschule in Augsburg – und überwältigt einen Mann, der dort ein ebenfalls neunjähriges Mädchen sexuell missbraucht. Obwohl der Täter sich wehrt, hält der Lehrer mit der hinzugeeilten Schulleiterin ihn so lange fest, bis die Polizei eintrifft.
Nur, weil die Schülerin so schnell Hilfe holte, konnte das Allerschlimmste verhindert werden. Die Polizei geht davon aus, dass der 21-jährige Täter sein Opfer sonst vergewaltigt hätte.
Für ihren Mut im Oktober 2018 darf Anna Wudi jetzt die bayerische Courage-Medaille tragen. Sie ist mit Abstand die Jüngste der 34 Menschen, denen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Donnerstag die Medaille für Verdienste um die Innere Sicherheit verlieh. Alle drei, auch die beiden Lehrkräfte, hätten „absolut vorbildlich und höchst couragiert gehandelt“, so begründet das Ministerium die Auszeichnung.
Der Täter, den ein Gutachter als psychisch krank eingestuft hatte, wurde mit einem Urteil des Landgerichts Augsburg im Juni 2019 dauerhaft in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen. Der Fall hatte eine Debatte
um die Sicherheit von Schulhäusern ausgelöst.
Auch der Augsburger Christoph Andreas Borys trägt seit Donnerstag die Courage-Medaille. Er ging dazwischen, als ein alkoholisiertes Paar im Zug von Ulm nach Augsburg eine Zugbegleiterin angriff. Die betrunkene Täterin verletzte die Kontrolleurin mit einem Kopfstoß. Der Mann wählte den Notruf und stellte sich schützend vor die Zugbegleiterin – selbst, als das Paar auch auf ihn losging. Ebenso ausgezeichnet wurde Peter Plötz aus Marktoberdorf. Er überwältigte einen Obdachlosen, der in einem Supermarkt randalierte und den Filialleiter mit einem abgebrochenen, scharfen Flaschenhals bedrohte.