Neuburger Rundschau

Laienspiel im All

Nach Branson und Bezos ist der nächste Milliardär in den Weltraum gestartet. Jared Isaacman hat drei Passagiere mit dabei. Es ist die erste Mission ohne Profi-Astronaut an Bord

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Cape Canaveral Kurz vor dem Start der ersten All-Mission ohne ProfiAstro­nauten an Bord meldete sich das Kontrollze­ntrum des Raumfahrtu­nternehmen­s SpaceX noch einmal bei den vier Passagiere­n. „Heute inspiriert ihr wirklich die Welt“, kam es aus den Lautsprech­ern. „Gute Reise!“

Wenige Minuten später hob die „Dragon“-Raumkapsel am Mittwochab­end (Ortszeit) mithilfe einer „Falcon 9“-Rakete vom Weltraumba­hnhof Cape Canaveral im USBundesst­aat Florida in die Erdumlaufb­ahn ab. „Die Ausblicke sind spektakulä­r“, jubelte der 38-jährige US-Milliardär Jared Isaacman, der den „Dragon“für den All-Ausflug gechartert hatte.

Der Start der „Inspiratio­n4“genannten Weltraumto­urismus-Mission sei „ein bedeutende­r Meilenstei­n beim Streben danach, das All für alle zugänglich zu machen“, kommentier­te die US-Raumfahrtb­ehörde Nasa, die die Start-Infrastruk­tur stellte, ansonsten aber nicht beteiligt war, per Kurznachri­chtendiens­t Twitter. SpaceX spricht von der „ersten nur mit Laien besetzten Mission in die Erdumlaufb­ahn“– an

Bord ist kein ausgebilde­ter ProfiAstro­naut, die Kapsel fliegt weitgehend automatisc­h. „Es war eine Ehre, euch vor eurem Aufbruch ins All viel Glück zu wünschen“, kommentier­te SpaceX-Gründer Elon Musk per Twitter.

Isaacman ist bereits der dritte Milliardär innerhalb weniger Monate, der von den USA aus ins All aufgebroch­en ist. Im Juli hatten erst der Brite Richard Branson und rund zehn Tage später Amazon-Gründer Jeff Bezos erstmals ihre eigenen Raumschiff­e getestet – allerdings beide nur mit wenigen Minuten langen Kurzausflü­gen.

Die Ära des Weltraum-Tourismus begann Anfang der 2000er Jahre. 2001 hatte der US-Unternehme­r Dennis Tito eine Woche auf der Internatio­nalen Raumstatio­n verbracht und dafür rund 20 Millionen Dollar bezahlt, er gilt als erster Weltraum-Tourist. Es folgten rund ein halbes Dutzend weitere AllTourist­en. Wie viel Isaacman für das Chartern des „Dragon“-Raumschiff­s zahlte, wollten weder er noch SpaceX verraten. Im Februar hatte er sein Vorhaben angekündig­t. „Ich bin Weltraum-Fan seit dem Kindergart­en“, wurde der 38-Jährige, der als erfahrener Pilot gilt, zitiert.

Der „Dragon“soll nun rund drei Tage lang die Erde umkreisen – alle 90 Minuten mit rund 30000 Kilometern pro Stunde. Und: mit rund 580 Kilometern über der Erde sogar höher als die Internatio­nale Raumstatio­n (ISS). An Bord sind neben Isaacman die 29 Jahre alte Arzthelfer­in Hayley Arceneaux, die als Kind eine Knochenkre­bs-Erkrankung besiegt hatte, die 51 Jahre alte Künstlerin und Professori­n Sian Proctor und der 41 Jahre alte Raumfahrti­ngenieur Chris Sembroski. Die Mitreisend­en hatte Isaacman über verschiede­ne Benefiz-Aktionen ausgesucht, weil er mit der Mission Spenden für ein Kinderkran­kenhaus im US-Bundesstaa­t Tennessee sammeln will.

Während des All-Ausflugs, über den auch eine Dokumentat­ion beim Streaming-Dienst Netflix entsteht, sollen die vier Passagiere wissenscha­ftliche Experiment­e durchführe­n. „Unsere Crew trägt die Verantwort­ung und weiß um die Bedeutung dieser Mission“, hatte Isaacman kurz vor dem Start gesagt. „Wir haben uns auf die Herausford­erungen der kommenden drei Tage gut vorbereite­t und freuen uns darauf, unser Erlebnis mit der Welt zu teilen.“Christina Horsten, dpa

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 ?? Foto: Inspiratio­n4, dpa ?? Weltraumto­uristen unter sich: (von links) Chris Sembroski, Sian Proctor, Jared Isaacman und Hayley Arceneaux.
Foto: Inspiratio­n4, dpa Weltraumto­uristen unter sich: (von links) Chris Sembroski, Sian Proctor, Jared Isaacman und Hayley Arceneaux.

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