Weiter Kritik aus dem Reitsport am Fünfkampf
Bei unangenehmen Themen wird ja gern mal das Vogel-StraußPrinzip gewählt: lange Zeit den Kopf in den Sand stecken und irgendwann wird das Ungemach dann schon vorbeigezogen sein. Hätte man im Reitsport mit dem brisanten Thema „Moderner Fünfkampf“auch machen können. Schließlich sind die Olympischen Spiele in der Regel nur alle vier Jahre. Wenn auch diesmal wegen der Pandemie-Verschiebungen schon in drei – nämlich 2024 in Frankreich.
Vielleicht wäre aber bis dahin der gerade heftig in der Kritik stehende Fünfkampf aus dem Licht der Öffentlichkeit verschwunden. Vielleicht wären die Bilder der überforderten Athletin Annika Schleu, die tränenüberströmt das ihr zugeloste Pferd mit der Gerte traktiert, weil es verstört die Zusammenarbeit verweigert, verblasst. Vielleicht wäre der Zuruf „Hau mal richtig drauf“ihrer Trainerin und ihr Fausthieb auf das Hinterteil des Pferdes schon vergessen.
Doch gerade die Spezialisten unter den Pferdesportlern wollen das nicht. Diejenigen, die jahrelang mit ihren Tieren trainieren, die eine Bindung aufbauen, die sie züchten, aufziehen, ausbilden und ja, die auch ihr Geld mit ihnen verdienen. Alle diejenigen sehen sich durch die Fünfkampf-Bilder von Tokio nämlich unter Generalverdacht gestellt, Pferde zu quälen. Dabei wurde bei den Spielen weitaus weniger Beachtung den drei SpezialDisziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit geschenkt, in denen 200 Paare hervorragenden Sport zeigten. Allen voran die deutsche Vielseitigkeits-Olympiasiegerin Julia Krajewski und das DressurTeam um Jessica von BredowWerndl, Isabell Werth und Dorothee Schneider. Sie bewiesen mit ihren harmonisch errittenen Goldmedaillen, wie hoch eigentlich das Niveau im deutschen Reitsport ist.
Alle Spezialisten betonen einhellig, dass das Reiten als nur eine von fünf Sportarten nicht funktioniert. Noch dazu, weil es um fremde Pferde geht, die die Sportler nur 20 Minuten kennenlernen dürfen. Für Hans-Joachim Erbel, den neuen Präsidenten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN, eine Sache, die gar nicht geht. „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, Druck auszuüben“, unterstrich er noch einmal beim bedeutungsvollsten Turnier in Deutschland, dem CHIO in Aachen. Man dränge mit Nachdruck darauf, dass die Disziplin aus dem Fünfkampf genommen werde. „Das sind keine Reiter“, sagte Erbel.
Die FN und der internationale Verband FEI wählen wohl deshalb so drastische Worte, weil sie spüren, dass sich die Fünfkampf-Verbände in dieser Sache überhaupt nicht bewegen. Die halten es lieber mit der Vogel-Strauß-Politik und stecken den Kopf in den Sand.