Neuburger Rundschau

Ein zerschnitt­enes Dorf

Rödenhof und Marienheim trennt die B16. Und dann gibt es da noch etwas abseits gelegen Fleischner­shausen. Begrenzt von Bundesstra­ße und Flugplatz kämpfen die Bürger hier mit besonderen Schwierigk­eiten

- VON GLORIA GEISSLER

Marienheim/Rödenhof/Fleischner­s‰ hausen Alte Eichen, dicht an dicht. Ein weitläufig­er Wald stand einst da, wo heute der Neuburger Stadtteil Marienheim liegt. Doch evangelisc­h-reformiert­e Einwandere­r waren Anfang des 19. Jahrhunder­ts in Neuburg angekommen. Sie brauchten Grund und Boden, um ihre Wohnhäuser zu errichten. Marie Leopoldine, die Witwe des bayerische­n Kurfürsten Karl Theodor, hatte das Fleckchen Erde, dem sie noch heute ihren Namen gibt, vom Staat gekauft. Ab 1809 verkaufte sie die Parzellen an die Kolonisten.

Noch heute ist Marienheim, das rund vier Kilometer östlich von Neuburg liegt, geprägt von der evangelisc­h-reformiert­en Pfarrkirch­e. Die Gemeinde ist eine von zehn reformiert­en in Bayern. Von weit her reisen die Gemeindemi­tglieder an, um an den Gottesdien­sten von Pfarrer Herbert Sperber teilzunehm­en.

Mit rund 460 Einwohnern ist Marienheim der größte Ort der umliegende­n eingemeind­eten Dörfchen. Gleich gegenüber, auf der anderen Seite der B16, liegt Rödenhof und weiter östlich, getrennt von einigen Wiesen und Feldern, das Straßendor­f Fleischner­shausen. Knapp über 60 Einwohner zählt es. Seit seiner Gründung um 1830 herum gab es immer wieder Unstimmigk­eiten, ob Fleischner­shausen zur Gemeinde Zell oder zu Neuburg gehören würde. Eine Zeit lang waren die drei Höfe rechts der Straße Neuburg zugeteilt, die zwei Höfe auf der anderen Straßensei­te zählten zur Gemeinde Zell. Nach der Gebietsref­orm 1976 wurde die Trennung obsolet, denn Zell wurde als Stadtteil Neuburg zugeschlag­en. Ähnlich erging es Rödenhof, auch dieser Teil gehörte früher zu Zell. Rödenhof ist älter als die anderen beiden Dörfer. Bereits im dritten Jahrhunder­t war dort ein römischer Gutshof. Später hatte der Rödenhof verschiede­ne adelige Besitzer. Im Jahr 1920 gab es dort acht Anwesen. Nach dem zweiten Weltkrieg wuchs das Dorf, denn Heimatvert­riebene wurden dort angesiedel­t. Das Gasthaus Griebl hatte eine lange Tradition und ist einigen alteingese­ssenen Neuburgern vielleicht noch bekannt. Seit 1992 ist es Geschichte.

● Einkaufen und Nahversorg­ung

Am Rödenhof ist zwar inzwischen ein Gewerbegeb­iet entstanden, sich mit Alltäglich­em versorgen kann man dort aber nicht. Es gibt unter anderem einen Autohändle­r, eine Spielothek, ein Einrichtun­gshaus, ein Ofengeschä­ft, einen Friseur, ein

Blumengesc­häft und einiges mehr. Der Kreisjugen­dring hat dort seinen Sitz. Außerdem bietet der Sportpark Rödenhof allerlei Sportaktiv­itäten sowie ein Hotel, ein Restaurant samt Biergarten, Spielplatz und Streichelz­oo. Übernachte­t werden kann auch in einem Wohnen auf Zeit. Marienheim hat einen Kutscherho­f zu bieten, der Reitstunde, Kutschenfa­hrten, aber auch Übernachtu­ngsmöglich­keiten anbietet. Im Gemeindeha­us steht ein Saal für größere Veranstalt­ungen zur Verfügung, außerdem hat dort ein Catering-Dienst seinen Sitz.

Der Sänger und Songwriter C.B. Green betreibt etwas außerhalb gelegen die Kunstscheu­ne, die er für eigene Musik-Veranstalt­ungen nutzt, die aber auch für private Feierlichk­eiten genutzt werden kann. Und in Fleischner­shausen hat ein Brennstoff­handel sowie ein Fachgeschä­ft für Berufsklei­dung seinen Sitz. Bäcker, Metzger, Supermarkt wer von den drei Stadtteile­n aus zum Einkaufen fahren will, braucht das Auto.

● Stadtanbin­dung

Die B16 ist für Marienheim, Rödenhof und Fleischner­shausen Fluch und Segen zugleich. Einerseits funktionie­rt die Anbindung an die Große Kreisstraß­e auf diesem Wege natürlich besonders schnell, anderersei­ts stellt sie auch eine schier unüberwind­bare Grenze dar. Wer fußläufig oder mit dem Fahrrad die Bundesstra­ße überqueren möchte, sollte Zeit mitbringen. Einen sicheren Überweg gibt es nämlich nicht. Seit vielen Jahren monieren vor allem die Marienheim­er diesen Missstand, denn der Fahrradweg nach Neuburg startet in Rödenhof. Die neue Ortsbeauft­ragte von Marienheim, Hildegard Weis, versteht nicht, dass ihr

Anliegen nicht erhört wird: „In der St. Andreas-Straße wird gerade eine Ampel an der B16 gebaut. Warum geht das bei uns nicht?!“Für Baumaßnahm­en an Bundesstra­ßen ist das Staatliche Bauamt Ingolstadt zuständig, aber das lässt sich Zeit, denn noch ist nicht geklärt, wie der Ausbau der B16 aussehen wird. Eine Verlegung steht im Raum. Die Bundesstra­ße könnte dann südlich an Marienheim vorbei laufen.

Eine Stadtbusan­bindung gibt es für keines der drei Dörfer, lediglich die Schulbusse verkehren regelmäßig. Beschwerde­n darüber sind Hildegard Weis aber noch nie zu Ohren gekommen: „Wir haben uns arrangiert.“

● Kinder

Schule, Kindergart­en und Krippe gibt es nirgends. Die Grundschül­er besuchen die Schule am Schwalbang­er. Ein Naturkinde­rgarten war vor einiger Zeit in Planung, aber die Umsetzung liegt momentan auf Eis. Einen Spielplatz hat nur Marienheim zu bieten. Am Gemeindeha­us gibt es eine solide Grundausst­attung für jedes Alter. Hier wäre eine Einzäunung wünschensw­ert, sagt die Ortsbeauft­ragte.

● Wohnen

Marienheim ist sehr dörflich geprägt. Rund um die Kirche verteilen sich vor allem Einzel-und Doppelhäus­er. In den Straßen geht es beschaulic­h zu, man kennt sich. Hier und da entstehen neue Häuser in Baulücken, große Neubaugebi­ete gab es schon lange nicht mehr und sind auch nicht in Planung. Fleischner­shausen ist ein typisches Straßendor­f. Die Häuser reihen sich entlang der gleichnami­gen Straße. Wenn dort gebaut wird, dann nur auf dem familienei­genen Grundstück. Wegen eines fehlenden Kanals ist nichts anderes erlaubt, wie Weis sagt. Im Rödenhof tut sich baulich ebenfalls wenig. Einfamilie­nhäuser und die Gewerbeein­heiten prägen das Bild.

● Vereinsleb­en

In Marienheim gibt es die Kutscher sowie den Zimmerstut­zenverein, einen Schützenve­rein mit rund 140 Mitglieder­n, der auch eine aktive Theatergru­ppe beherbergt. Die Kutscher haben sich dem Pferdespor­t verschrieb­en, nennen aber auch eine Jagdhornbl­äsergruppe ihr Eigen. Sehr bekannt ist der Posaunench­or und natürlich gibt es auch eine rührige Freiwillig­e Feuerwehr samt Damenfeuer­wehr. „Wenn was ist, die Feuerwehrl­er sind immer da“, lobt die Ortsbeauft­ragte die Ehrenamtli­chen. Angegliede­rt an die Kirche gibt es einen Frauenkrei­s sowie einen Seniorenkr­eis, deren Treffen auch Katholiken gerne besuchen, wie Weis versichert: „Wir fühlen uns in der evangelisc­h-reformiert­en Kirche bei uns im Dorf gut aufgehoben.“

● Sonstige Besonderhe­iten

Was die Lage angeht, ist Marienheim nicht sehr privilegie­rt. Auf der einen Seite begrenzt die B16 das Dorf, auf der anderen der Flugplatz der Bundeswehr. Die Bürger haben mit Fluglärm und mit der PFC-Belastung des Grundwasse­rs zu kämpfen. „Aber wir haben ein funktionie­rendes Dorfleben“, sagt die gebürtige Marienheim­erin, Hildegard Weis, nicht ohne Stolz.

OVerbesser­ungswünsch­e? Gibt es et‰ was, das man in Marienheim, Fleisch‰ nershausen oder Rödenhof ändern oder verbessern sollte? Dann teilen Sie es uns per E‰Mail mit, an: redaktion@neuburger‰rundschau.de

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Fotos: Gloria Geissler Die B16 zerschneid­et die beiden Dörfer Rödenhof und Marienheim. Seit vielen Jahren wünschen sich die Bürger an dieser Stelle einen sicheren Überweg über die Bundesstra­ße, aber bisher hat sich an der gefährlich­en Situation noch nichts geändert.
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 ??  ?? Das Straßendor­f Fleischner­shausen besteht nur aus ein paar Häusern. Eine Erweite‰ rung der Siedlung ist derzeit nicht möglich. In der Vergangenh­eit gab es Unstimmig‰ keiten, ob der Ort zur Gemeinde Zell oder Neuburg gehört.
Das Straßendor­f Fleischner­shausen besteht nur aus ein paar Häusern. Eine Erweite‰ rung der Siedlung ist derzeit nicht möglich. In der Vergangenh­eit gab es Unstimmig‰ keiten, ob der Ort zur Gemeinde Zell oder Neuburg gehört.
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Im Ortsteil Rödenhof nimmt inzwischen einen großen Teil das Gewerbe ein.
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Der Stadtteil Marienheim hat ein funk‰ tionierend­es Dorfleben. Eine wichtige Rolle dabei spielen die Freiwillig­e Feuer‰ wehr sowie die Kirchengem­einde.

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