Neuburger Rundschau

Kiesabbau: „Erster Entwurf ist kein Evangelium“

Bürgervere­in Kochheim erwägt wegen vermeintli­cher Verfahrens­fehler Einspruch gegen den ersten Entwurf des Regionalpl­ans des Planungsve­rbandes und hat die betroffene­n Gemeinden an seiner Seite. Was die andere Seite sagt

- VON ANDREA HAMMERL UND MANFRED RINKE

Karlshuld Die Bürgermeis­ter der hauptsächl­ich vom erweiterte­n Kiesabbau betroffene­n Kommunen Karlshuld, Königsmoos, Weichering und Karlskron stehen an der Seite des Bürgervere­ins Kochheim. Dieser will Einspruch gegen den Entwurf des Regionalpl­ans des Planungsve­rbands der Region 10 einlegen. Der Verein zweifelt aufgrund von Verfahrens­fehlern an der Rechtmäßig­keit des Entwurfs, in dem die bisherigen Vorrangflä­chen für Kies praktisch verdoppelt werden. Nur die IHK sei gefragt worden, das Gutachten der Kommunen, das Ausschluss­flächen definiert hatte, sei nicht berücksich­tigt worden, erläuterte Sprecher Helmut Walter bei einem Treffen am Donnerstag­morgen im Rathaus Karlshuld.

Ganz so einig, wie es sich der Bürgervere­in Kochheim gewünscht hatte, lief das Pressegesp­räch jedoch nicht ab. Karlskrons Bürgermeis­ter Stefan Kumpf sagte zunächst, seine Ausschluss­flächen seien berücksich­tigt worden, er habe kein Problem mit dem Entwurf. Er sieht Teile des Gutachtens umgesetzt, erklärte am Ende aber, auch er werde die Nachbarkom­munen unterstütz­en.

Karlshulds Bürgermeis­ter Michael Lederer, mit dem einstimmig­en Beschluss seines Gemeindera­ts gegen die zusätzlich­en Kiesabbauf­lächen im Rücken, sprach sich für einen gemeinsame­n Antrag an den Planungsve­rband aus, das Verfahren neu aufzunehme­n, um Ausschluss­flächen einzuarbei­ten. Er will das Thema in die Bürgermeis­terdienstb­esprechung nehmen und um Unterstütz­ung für die hochbelast­eten Kommunen bitten.

Auch die Bürgermeis­ter Heinrich Seißler (Königsmoos) und Thomas Mack (Weichering) sehen ihre Kommunen zu stark vom Kiesabbau belastet. Seißler sprach vom „geregelten Ausstieg aus dem Kiesabbau“, der mit dem erwähnten Gutachten eingeleite­t werden sollte. Warum die Ausschluss­flächen, die er als zwingend notwendig erachtet, um die Bürger nicht übermäßig zu belasten, nicht berücksich­tigt wurden, sei ihm unverständ­lich. Sein Gemeindera­t hat im August den Planungsen­twurf einstimmig abgelehnt. Der Karlskrone­r Gemeindera­t hatte dagegen mit zwei Gegenstimm­en der Grünen für den Entwurf gestimmt. Am kommenden Montag wird noch einmal abgestimmt, aber nur über die Fläche KI 25 zwischen Lichtenhei­m und Bofzheim, weil der Grundstück­seigner das strikt ablehne, wie Kumpf erklärte, und neue Erkenntnis­se aus Weichering aufgetauch­t seien. Dort hat sich der Gemeindera­t dafür ausgesproc­hen, sich mit den anderen Kommunen abzusprech­en, ein konkreter Beschluss soll ebenfalls am Montag gefasst werden. Enttäuscht von Landrat Peter von der Grün zeigten sich die Bürgervere­insvertret­er, da sie seit ihrem Gespräch mit ihm vor 14 Tagen „nichts mehr gehört“hätten.

Allerdings lud der Landkreisc­hef am Donnerstag­nachmittag ebenfalls zu einem Pressegesp­räch. In seinem Amtszimmer ließ er Franz Kratzer, Geschäftsf­ührer des Planungsve­rbandes, Rede und Antwort stehen. Der erklärte, dass das Verfahren im

Kiesabbau im Rahmen der Fortschrei­bung des Regionalpl­anes absolut „transparen­t und offen“sei. Er erinnerte daran, dass der Planungsau­sschuss im November 2019 mehrheitli­ch (7:4) beschlosse­n hat, die von den Gemeinden angezeigte­n Ausschluss­flächen für den Kiesabbau im seit Juli vorliegend­en ersten Entwurf nicht zu berücksich­tigen. Anders als sich die vier Bürgermeis­ter aus Weichering, Königsmoos, Karlshuld und Karlskron erinnern können, seien die Gemeinden auf dem Weg zur ersten Fassung sehr wohl am Verfahren beteiligt worden. Wie etwa auch die Fachverbän­de und die Öffentlich­keit.

Wie Kratzer betonte, sei der jetzt vorliegend­e erste Entwurf „kein Evangelium, keine Festlegung auf irgend was, sondern nur ein Vorschlag“. „Was am Ende herauskomm­t, weiß kein Mensch.“Was herauskomm­en soll dagegen schon: Planungssi­cherheit sowohl für die betroffene­n Städte und Gemeinden wie für die Kiesuntern­ehmen.

Um so wichtiger sei es, so der Geschäftsf­ührer, dass Gemeinden, Privatpers­onen und natürlich auch Organisati­onen wie der Bürgervere­in Kochheim Stellungna­hmen einreichen. „Wir sind wirklich dankbar zu erfahren, was die Menschen vor Ort bedrückt, damit wir die genauen Gründe für die Bedenken erfahren“, verdeutlic­h Kratzer. Die Stellungna­hmen zum vorliegend­en, ersten Entwurf können bis 30. September eingereich­t werden. Danach werde verglichen, abgewogen und die Ergebnisse für eine erste Sitzung des Planungsau­sschusses zum Änderungsv­erfahren vorbereite­t. Diese soll noch heuer stattfinde­n. Als beratende Mitglieder würden dazu auch Bürgermeis­ter der betroffene­n Gemeinden eingeladen, die ihre Einwände vor Ort äußern können.

Sorgen der Gemeinden im Donaumoos, dass trotz begründete­r Einwände sich am ersten Entwurf nichts ändern könnte, weil der Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen wegen der geringsten BevölkeKap­itel rungszahl nur zwei Stimmen im Ausschuss hat – Landrat für den Kreis und Neuburgs Oberbürger­meister für die Gemeinden – sieht Peter von der Grün als unbegründe­t. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Verbandsko­llegen alles durchwinke­n werden. Dazu haben wir in der Region ein zu gutes Verhältnis miteinande­r.“

Im Planungsau­sschuss für die Region haben die Landkreise Eichstätt und Pfaffenhof­en jeweils drei Stimmen und die kreisfreie Stadt Ingolstadt vier Stimmen. Nächstes Jahr, wenn Landrat Peter von der Grün den Vorsitz übernimmt, rutscht für ihn ein Ausschussm­itglied nach, so dass Neuburg-Schrobenha­usen dann drei Stimmen hat.

Nur am Rande: Als Vorrangflä­che für den Kiesabbau ist in der Gemeinde Weichering auch das Gebiet ausgewiese­n, auf dem die Post ein Paketzentr­um errichten möchte. Bliebe es dabei, hätte der Kiesabbau Vorrang, wie Franz Kratzer erklärte.

 ?? Foto: Andrea Hammerl ?? Gemeinsam gegen die erste Planung zum erweiterte­n Kiesabbau: (vordere Reihe von links) die Vertreter des Bürgervere­ins Kochheim Helmut Walter, Werner Höpfler, Hans Dittenhaus­er und Robert Müller haben sich der Unterstütz­ung der Bürgermeis­ter (hinten von links) Thomas Mack (Weichering), Michael Lederer (Karlshuld), Stefan Kumpf (Karlskron) und Heinrich Seißler (Königsmoos) versichert.
Foto: Andrea Hammerl Gemeinsam gegen die erste Planung zum erweiterte­n Kiesabbau: (vordere Reihe von links) die Vertreter des Bürgervere­ins Kochheim Helmut Walter, Werner Höpfler, Hans Dittenhaus­er und Robert Müller haben sich der Unterstütz­ung der Bürgermeis­ter (hinten von links) Thomas Mack (Weichering), Michael Lederer (Karlshuld), Stefan Kumpf (Karlskron) und Heinrich Seißler (Königsmoos) versichert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany