Nach wie vor keine Luftfilter im Raum Neuburg
Gremium lehnt nach langer Diskussion den Einsatz mobiler Geräte ab. Stattdessen sollen die Schulen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen nach und nach mit Lüftungsanlagen ausgestattet werden
Der Kreistag lehnt mobile Luftreiniger in Klassenzimmern weiterhin ab. Stattdessen sollen Lüftungsanlagen kommen.
Schrobenhausen Mobile Luftreiniger kommen in den weiterführenden Schulen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen nicht zum Einsatz. Das hat der Kreistag in seiner Sitzung am Donnerstag beschlossen. Vielmehr einigte sich das Gremium nach längerer Diskussion darauf, alternative und nachhaltige Lüftungskonzepte zu erarbeiten.
Bis es überhaupt zu einem Beschluss in Schrobenhausen kam, dauerte es. Es ist ein emotional aufgeladenes Thema, das seit Wochen immer wieder für Diskussionsstoff sorgt, insbesondere bei Eltern. Ein Schreiben der bayerischen Staatsregierung bezüglich des Zusammenhangs von Lüften und Quarantäne sei „relativ vage in der Formulierung und lässt viele Fragezeichen offen“, sagte Landrat Peter von der Grün (Freie Wähler), der einer Beschaffung der Geräte weiterhin kritisch gegenübersteht.
Gesundheitsamtsleiter Johannes Donhauser versuchte, in der Sitzung noch einmal etwas Klarheit zu schaffen. „Mobile Luftreinigungsgeräte können allenfalls zur Reduktion der Keimlast beitragen – sofern sie korrekt funktionieren“, erklärte er. „Sie filtern zwar die Luft, führen aber keinerlei Frischluft zu.“Aus seiner Sicht sei die beste Lösung eine stationäre Be- und Entlüftungsanlage mit einer Frischluftzufuhr von 95 Prozent.
Matthias Enghuber (CSU) wollte wissen, ob die vorhandenen CO2-Zahlen helfen, die Lüftungszeiten zu reduzieren. „Nein, sie filtern kein Kohlenstoffdioxid und nur zu einem kleinen Prozentsatz Viren aus der Luft“, erklärte Fachmann Donhauser. Einen kompletten Luftaustausch erreiche man ohne Lüftungsanlage nur bei einer Stoß- und Querlüftung – idealerweise für zwei bis drei Minuten etwa zweimal pro Schulstunde.
Auf die Frage von Michael Lederer (Freie Wähler), ob die mobilen Geräte einen Vorteil für die Gesundheit der Kinder bieten würden, antwortete der Amtsleiter mit „einem eher geringen Effekt“. Bildungsreferent Werner Widuckel (SPD) sprach sich dafür aus „etwas Vernünftiges zu machen“, denn einen „kurzen Sprung für ein Placebo“ halte er für falsch. Diese Diskussion um die Anschaffung der Geräte, insbesondere drei Tage nach Schulbeginn, sei viel zu spät, kritisierte Stefan Kumpf (CSU). „Das Umbauen würde natürlich Sinn machen, aber wir sprechen von diesem Winter und insgesamt 361 Schulklassen im Landkreis.“Der Karlskroner Rathauschef plädierte dafür, zumindest für die jüngeren Schüler die Klassenzimmer mit den Luftreinigern auszustatten. „Ich befürchte, dass die mobilen Reiniger wenig bringen und im Endeffekt nur rumstehen, laut sind und nach einem Jahr wieder weggeschafft werden“, sagte Peter Mießl (SPD), der eine schrittweise Aufrüstung der Schulen mit Lüftungsanlagen vorschlug. „Das ist natürlich mit Mehrkosten verbunden, aber eine Maßnahme, die Sinn macht und dauerhaft ist.“
Nach einer „leidenschaftlichen Diskussion“, wollte Kreischef von der Grün allerdings überhaupt keine Entscheidung hinsichtlich einer Anschaffung der mobilen Lüftungsgeräte treffen. „Wir wollen nicht nur ablehnen, sondern eine konstruktive Lösung anbieten, den Gesundheitsschutz ordentlich machen“, betonte er. Sein Vorschlag, überhaupt nicht abzustimmen, sondern vielmehr ein langfristiges Lüftungskonzept zu entwickeln, stieß Enghuber allerdings sauer auf: „Es ist prinzipiell nichts dagegen zu sagen“, bemerkte er. „Aber, das ist doch keine kurzfristige Lösung und wir haben uns doch heute für eine Entscheidung getroffen? Ich verstehe es gerade nicht.“Der Landrat unterbrach daraufhin die Sitzung und bat die Fraktionsvorsitzenden für eine Beratung zu sich – mit dem Ergebnis einer finalen Beschlussvorlage mit zwei Punkten. Zum einen soll die Beschaffung mobiler Luftreinigungsgeräte vom Gremium abgelehnt werden. Es werde erst dann wieder darüber beraten, wenn sich die Sach- und Rechtslage ändere. Gegenstimmen kamen hier von Günter Gamisch, Roland Weigert (beide Freie Wähler) und Enghuber. Zum anderen soll die Verwaltung beauftragt werden, alternative und nachhaltige Lüftungskonzepte zu prüfen und zu entwickeln. „Die Kosten werden dann in die Haushaltsberatungen für das Jahr 2022 eingebracht“, erläuterte von der Grün. Dafür gab es geschlossenen Konsens vom Gremium.
Thema der Sitzung war am Ende noch die Bedrohung von Kreistagsmitglied Ludwig Bayer. Wie berichtet, erhielt der FW-Politiker anonyme Hassbriefe und Drohanrufe. Zudem brachen Unbekannte in zwei Hallen auf dem Hof des Stepperger Landwirts ein und verschandelten mehrere Maschinen mit Aufklebern. „Das geht so gar nicht“, sagte Martin Wendl (Grüne). Er fordere den gesamten Kreistag auf, sich hinter Bayer zu stellen und von diesem Verhalten zu distanzieren. „Ich denke, dass ich für alle hier im Gremium spreche, wenn ich sage, dass wir uns dem anschließen und dieses Verhalten aufs Äußerste missbilligen“, sagte Landrat von der Grün.