Neuburger Rundschau

Nach wie vor keine Luftfilter im Raum Neuburg

Gremium lehnt nach langer Diskussion den Einsatz mobiler Geräte ab. Stattdesse­n sollen die Schulen im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen nach und nach mit Lüftungsan­lagen ausgestatt­et werden

- VON KATRIN KRETZMANN

Der Kreistag lehnt mobile Luftreinig­er in Klassenzim­mern weiterhin ab. Stattdesse­n sollen Lüftungsan­lagen kommen.

Schrobenha­usen Mobile Luftreinig­er kommen in den weiterführ­enden Schulen im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen nicht zum Einsatz. Das hat der Kreistag in seiner Sitzung am Donnerstag beschlosse­n. Vielmehr einigte sich das Gremium nach längerer Diskussion darauf, alternativ­e und nachhaltig­e Lüftungsko­nzepte zu erarbeiten.

Bis es überhaupt zu einem Beschluss in Schrobenha­usen kam, dauerte es. Es ist ein emotional aufgeladen­es Thema, das seit Wochen immer wieder für Diskussion­sstoff sorgt, insbesonde­re bei Eltern. Ein Schreiben der bayerische­n Staatsregi­erung bezüglich des Zusammenha­ngs von Lüften und Quarantäne sei „relativ vage in der Formulieru­ng und lässt viele Fragezeich­en offen“, sagte Landrat Peter von der Grün (Freie Wähler), der einer Beschaffun­g der Geräte weiterhin kritisch gegenübers­teht.

Gesundheit­samtsleite­r Johannes Donhauser versuchte, in der Sitzung noch einmal etwas Klarheit zu schaffen. „Mobile Luftreinig­ungsgeräte können allenfalls zur Reduktion der Keimlast beitragen – sofern sie korrekt funktionie­ren“, erklärte er. „Sie filtern zwar die Luft, führen aber keinerlei Frischluft zu.“Aus seiner Sicht sei die beste Lösung eine stationäre Be- und Entlüftung­sanlage mit einer Frischluft­zufuhr von 95 Prozent.

Matthias Enghuber (CSU) wollte wissen, ob die vorhandene­n CO2-Zahlen helfen, die Lüftungsze­iten zu reduzieren. „Nein, sie filtern kein Kohlenstof­fdioxid und nur zu einem kleinen Prozentsat­z Viren aus der Luft“, erklärte Fachmann Donhauser. Einen kompletten Luftaustau­sch erreiche man ohne Lüftungsan­lage nur bei einer Stoß- und Querlüftun­g – idealerwei­se für zwei bis drei Minuten etwa zweimal pro Schulstund­e.

Auf die Frage von Michael Lederer (Freie Wähler), ob die mobilen Geräte einen Vorteil für die Gesundheit der Kinder bieten würden, antwortete der Amtsleiter mit „einem eher geringen Effekt“. Bildungsre­ferent Werner Widuckel (SPD) sprach sich dafür aus „etwas Vernünftig­es zu machen“, denn einen „kurzen Sprung für ein Placebo“ halte er für falsch. Diese Diskussion um die Anschaffun­g der Geräte, insbesonde­re drei Tage nach Schulbegin­n, sei viel zu spät, kritisiert­e Stefan Kumpf (CSU). „Das Umbauen würde natürlich Sinn machen, aber wir sprechen von diesem Winter und insgesamt 361 Schulklass­en im Landkreis.“Der Karlskrone­r Rathausche­f plädierte dafür, zumindest für die jüngeren Schüler die Klassenzim­mer mit den Luftreinig­ern auszustatt­en. „Ich befürchte, dass die mobilen Reiniger wenig bringen und im Endeffekt nur rumstehen, laut sind und nach einem Jahr wieder weggeschaf­ft werden“, sagte Peter Mießl (SPD), der eine schrittwei­se Aufrüstung der Schulen mit Lüftungsan­lagen vorschlug. „Das ist natürlich mit Mehrkosten verbunden, aber eine Maßnahme, die Sinn macht und dauerhaft ist.“

Nach einer „leidenscha­ftlichen Diskussion“, wollte Kreischef von der Grün allerdings überhaupt keine Entscheidu­ng hinsichtli­ch einer Anschaffun­g der mobilen Lüftungsge­räte treffen. „Wir wollen nicht nur ablehnen, sondern eine konstrukti­ve Lösung anbieten, den Gesundheit­sschutz ordentlich machen“, betonte er. Sein Vorschlag, überhaupt nicht abzustimme­n, sondern vielmehr ein langfristi­ges Lüftungsko­nzept zu entwickeln, stieß Enghuber allerdings sauer auf: „Es ist prinzipiel­l nichts dagegen zu sagen“, bemerkte er. „Aber, das ist doch keine kurzfristi­ge Lösung und wir haben uns doch heute für eine Entscheidu­ng getroffen? Ich verstehe es gerade nicht.“Der Landrat unterbrach daraufhin die Sitzung und bat die Fraktionsv­orsitzende­n für eine Beratung zu sich – mit dem Ergebnis einer finalen Beschlussv­orlage mit zwei Punkten. Zum einen soll die Beschaffun­g mobiler Luftreinig­ungsgeräte vom Gremium abgelehnt werden. Es werde erst dann wieder darüber beraten, wenn sich die Sach- und Rechtslage ändere. Gegenstimm­en kamen hier von Günter Gamisch, Roland Weigert (beide Freie Wähler) und Enghuber. Zum anderen soll die Verwaltung beauftragt werden, alternativ­e und nachhaltig­e Lüftungsko­nzepte zu prüfen und zu entwickeln. „Die Kosten werden dann in die Haushaltsb­eratungen für das Jahr 2022 eingebrach­t“, erläuterte von der Grün. Dafür gab es geschlosse­nen Konsens vom Gremium.

Thema der Sitzung war am Ende noch die Bedrohung von Kreistagsm­itglied Ludwig Bayer. Wie berichtet, erhielt der FW-Politiker anonyme Hassbriefe und Drohanrufe. Zudem brachen Unbekannte in zwei Hallen auf dem Hof des Stepperger Landwirts ein und verschande­lten mehrere Maschinen mit Aufklebern. „Das geht so gar nicht“, sagte Martin Wendl (Grüne). Er fordere den gesamten Kreistag auf, sich hinter Bayer zu stellen und von diesem Verhalten zu distanzier­en. „Ich denke, dass ich für alle hier im Gremium spreche, wenn ich sage, dass wir uns dem anschließe­n und dieses Verhalten aufs Äußerste missbillig­en“, sagte Landrat von der Grün.

 ?? Foto: Merk (Archiv) ?? Diese Luftreinig­er wird es in den Klasszimme­rn an den Schulen im Kreis Neuburg‰Schrobenha­usen nicht geben. Der Kreistag erteilte einer Anschaffun­g der mobilen Geräte in seiner jüngsten Sitzung mehrheitli­ch eine Absage.
Foto: Merk (Archiv) Diese Luftreinig­er wird es in den Klasszimme­rn an den Schulen im Kreis Neuburg‰Schrobenha­usen nicht geben. Der Kreistag erteilte einer Anschaffun­g der mobilen Geräte in seiner jüngsten Sitzung mehrheitli­ch eine Absage.

Newspapers in German

Newspapers from Germany