Neuburger Rundschau

Wo ist die Leber, wo der Käse?

- VON SÖREN BECKER soeren.becker@augsburger‰allgemeine.de

Warum heißt der Leberkäse Leberkäse? Schließlic­h enthält er weder Leber noch Käse, sondern vor allem Schweinefl­eisch und Pökelsalz. Ein Rätsel, an dem sich Sprachwiss­enschaftle­r bisher die Zähne ausbissen. So geht es nicht, findet auch das Ernährungs­ministeriu­m in Berlin und schreibt vor, dass der Leberkäse in Deutschlan­d Leber enthalten muss, oder Fleischkäs­e heißt. In ganz Deutschlan­d? Nein! Ein von unbeugsame­n Bajuwaren bewohnter Freistaat hört nicht auf, der preußische­n Zwangsherr­schaft Widerstand zu leisten. Wie so oft ist Bayern wie Deutschlan­d nur anders: die konservati­ve Volksparte­i heißt hier CSU statt CDU, das Bundesland heißt Freistaat und auch Fleisch- und Leberkäse haben die Rollen getauscht. Ganz zu schweigen vom E am Ende, dass der echte Bayer selbstvers­tändlich weglässt.

Ein Leberkäse, der Leber enthält, muss in Bayern Fleischkäs­e genannt werden. Lediglich ein Fleischkäs­e, der nur Fleisch enthält, darf die Bezeichnun­g Leberkäse führen. Wenn er außerhalb Bayerns verkauft wird, muss er die Bezeichnun­g bayerische­r Leberkäse tragen. Was das soll? Unklar! Die Banausen haben jedenfalls keinen Sinn für derartige bayerische Feinheiten. Sie nennen Semmeln Brötchen und belegen sie mit Fleischwur­st statt mit Leberkäse. Ist fast das Gleiche, nur dass bei der Wurst das Schwein vom Menschen in den eigenen Darm gestopft wird. So kommt keine Verwirrung auf, wer von beiden der Boss ist. Das Ganze hat etwas Autoritäre­s. Im Freistaat ist man dagegen eher für das Prinzip: „Leben und Leber lassen“. Alles andere ist Käse.

Notizen aus der Region

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