Wo ist die Leber, wo der Käse?
Warum heißt der Leberkäse Leberkäse? Schließlich enthält er weder Leber noch Käse, sondern vor allem Schweinefleisch und Pökelsalz. Ein Rätsel, an dem sich Sprachwissenschaftler bisher die Zähne ausbissen. So geht es nicht, findet auch das Ernährungsministerium in Berlin und schreibt vor, dass der Leberkäse in Deutschland Leber enthalten muss, oder Fleischkäse heißt. In ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Bajuwaren bewohnter Freistaat hört nicht auf, der preußischen Zwangsherrschaft Widerstand zu leisten. Wie so oft ist Bayern wie Deutschland nur anders: die konservative Volkspartei heißt hier CSU statt CDU, das Bundesland heißt Freistaat und auch Fleisch- und Leberkäse haben die Rollen getauscht. Ganz zu schweigen vom E am Ende, dass der echte Bayer selbstverständlich weglässt.
Ein Leberkäse, der Leber enthält, muss in Bayern Fleischkäse genannt werden. Lediglich ein Fleischkäse, der nur Fleisch enthält, darf die Bezeichnung Leberkäse führen. Wenn er außerhalb Bayerns verkauft wird, muss er die Bezeichnung bayerischer Leberkäse tragen. Was das soll? Unklar! Die Banausen haben jedenfalls keinen Sinn für derartige bayerische Feinheiten. Sie nennen Semmeln Brötchen und belegen sie mit Fleischwurst statt mit Leberkäse. Ist fast das Gleiche, nur dass bei der Wurst das Schwein vom Menschen in den eigenen Darm gestopft wird. So kommt keine Verwirrung auf, wer von beiden der Boss ist. Das Ganze hat etwas Autoritäres. Im Freistaat ist man dagegen eher für das Prinzip: „Leben und Leber lassen“. Alles andere ist Käse.
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