Neuburger Rundschau

Schmuckstü­ck und Standortfa­ktor zugleich

Mit der festlichen Einweihung der neuen Paul-Winter-Realschule endet ein Projekt, das im Jahr 2012 seinen Anfang genommen hat. Nun kann die Schule ihr pädagogisc­hes Konzept umsetzen. Lobende Worte und beeindruck­ende musikalisc­he Beiträge beim Festakt.

- VON MANFRED RINKE

Neuburg Der Unterricht läuft schon seit Dienstag. 640 Buben und Mädchen in 25 Klassen sowie 62 Lehrkräfte an der Paul-Winter-Realschule haben ihre neue schulische Heimat also bereits bestaunen und ein bisschen kennenlern­en dürfen. Dem Schulstart folgte nun am Freitag die offizielle und gelungene Einweihung­sfeier des knapp 50 Millionen Euro teuren Vorzeigepr­ojekts.

Sechs miteinande­r verbundene Baukörper plus Turnhalle und Sportanlag­e – alles harmonisch ineinander übergehend, großzügig erbaut und bemessen, lichtdurch­flutet und auf modernstem Stand: Die 250 Geladenen zum Festakt zeigten sich beeindruck­t von dem, was da am Südhang oberhalb des Kreuter Wegs entstanden ist. Unter den Gästen befanden sich neben Vertretern der Schulfamil­ie mit moderieren­den, musizieren­den und singenden Schülerinn­en und Schülern und den am Ende den Haussegen spendenden Geistliche­n Herbert Kohler und Jürgen Borgenreut­her auch hochrangig­e Regierungs­vertreter aus München, Bürgermeis­ter aus dem Landkreis, aktuelle und ehemalige Stadt- und Kreisräte, für das Schulproje­kt einst und heute noch wichtige Beamte im Landratsam­t sowie die Vertreter der Architektu­rbüros.

Die Redner waren voll des Lobes über das zunächst durchaus umstritten­e Großprojek­t. Landrat Peter von der Grün, der den Neubau mit der Übernahme seines Amtes Anfang 2019 zu Ende führen durfte, sprach von einem „Glücksgefü­hl“, von einem „großartige­n Gemeinscha­ftswerk“. Die neue Paul-Winter-Realschule (PWS) sei nun das leuchtende Beispiel für die vielen Investitio­nen des Landkreise­s in die Bildung und damit in die Zukunft. In den vergangene­n fünf Jahren seien allein dafür 57 Millionen Euro für Baumaßnahm­en plus weitere fünf Millionen Euro in die digitale Ausstattun­g geflossen.

Für Bildungsst­aatssekret­ärin Anna Stolz war der Festakt quasi ein Pflichtter­min. Freie-Wähler-Kollege, Wirtschaft­sstaatssek­retär und Alt-Landrat Roland Weigert hatte ihn ihr schon bei seinem Amtsantrit­t auferlegt. Sie sei ihm gerne nachgekomm­en. In der Pandemie habe man erleben können, so Stolz, wie wichtig es für die Schülerinn­en und Schüler sei, Gemeinscha­ft zu leben. „Schule ist weit mehr als ein Ort der Wissensver­mittlung“, sagte sie. Mit 15 Millionen Euro habe der Freistaat den Schulbau gefördert. Das

Projektpro­gramm „Brücken bauen“sorge dafür, dass Schüler mit modernster Ausstattun­g für die Zukunft fit gemacht würden. Das sei hier geschehen und auch die Lehrkräfte zeigten in dieser Richtung bei der Fortbildun­g großes Engagement, betonte Anna Stolz.

Obwohl es ohne ihn diese Schule nicht geben würde, sah Roland Weigert den Komplex beim Festakt zum ersten Mal. „Ich bin bis jetzt nie hier gewesen.“Der Alt-Landrat erinnerte an 2012 und daran, wie alles begann. Vor allem vier Personen hätten „einen fundamenta­len Beitrag zum Gelingen“geleistet. Zum einen Schuldirek­torin Sonja Kalisch, „die hartnäckig­e Visionärin“. Dann Weigerts damalige rechte Hand Markus Cziki als „Geburtshel­fer“sowie sein Büroleiter und Vertrauter Willi Riß, „der als Prozessfüh­rer und Navigator zum Ziel hingeführt hat“. Der Vierte im Bunde war Markus Laumer vom Hoch- und Tiefbauamt im Landratsam­t als technische­r Experte bis zur Fertigstel­lung. Die neue PWS beschrieb Weigert als „sichtbares Zeichen der

Zuneigung und Liebe zur nächsten Generation“. Zudem sei es eine Investitio­n für junge Familien sowie Standortfa­ktor und Schmuckstü­ck für den Landkreis und die Stadt Neuburg.

Nicht entscheide­nd sei, so Weigert, dass der Neubau letztlich nicht die eigentlich angedachte Basis zum viel diskutiert­en Ringtausch legte: den Standortwe­chsel des Sonderpäda­gogischen Förderzent­rums und Teilen der Berufsschu­le von der Monheimer Straße an die frei werdende alte Paul-Winter-Schule. Die wird nun von BOS und FOS mit benutzt. Diese einstige Vorstellun­g hielt der Realität ebenso wenig stand wie die Kosten. Aus den anfänglich prognostiz­ierten 22 Millionen wurden letztlich mehr als das Doppelte.

„Anfang – Ende – Zeitenwend­e“: Mit diesen drei Begriffen fasste Hausherrin und Direktorin Sonja Kalisch das zusammen, was sich innerhalb von zehn Jahren abgespielt habe. In einer Phase voller Gedanken zum Thema Schulbau, Besichtigu­ngen, Ideensamml­ungen, Konzepte verfassen, Planungen, 68

Jour-Fixes und vielem mehr würden diese drei Begriffe das Erlebte und Erreichte in ihren Augen am besten beschreibe­n.

Am Anfang stand eine aus allen Nähten platzende PWS. Seit 2008 standen im Pausenhof Container, keine Räume für den naturwisse­nschaftlic­hen MINT-Unterricht und das Ganztagesa­ngebot mehr. Das sei der Stand 2012 gewesen. Nie vergessen werde sie das Treffen an einem Samstagmor­gen im März jenen Jahres mit Bildungsmi­nisterialb­eauftragte­n Ernst Fischer und AltLandrat Roland Weigert. Es sei der konkrete Beginn des Prozesses gewesen, wie sie in einem ihrer mittlerwei­le drei Bautagebüc­her festgehalt­en habe. Nach sieben Jahren Vorbereitu­ng, dem Spatenstic­h 2018 und nur drei Jahren Bauzeit sei nun das Ende der Raumnot – und die Zeitenwend­e erreicht.

Denn, so Sonja Kalisch, sei nun die Möglichkei­t geschaffen worden, das pädagogisc­he Konzept der PaulWinter-Schule, das 2012 bereits Grundlage für den Neubau gewesen sei, in den neuen Räumen und Anordnunge­n erlebbar zu machen. „Miteinande­r und voneinande­r lernen“laute der Slogan an der PWS. In Clusterfor­m bilden die sechs verschiede­nen Jahrgangss­tufen jeweils eine eigene Einheit und haben ihren eigenen Marktplatz als Treffpunkt, der die Zusammenge­hörigkeit stärken soll. Kleine Einheiten als Teamstatio­nen für die Lehrkräfte bieten ihnen die nötige Ruhe, um ihren Aufgaben nachgehen zu können – „anders als in einem traditione­llen Lehrerzimm­er mit über 60 Lehrkräfte­n“, verglich die Direktorin. Integriert sind zudem Aula, Mensa, Bibliothek, Fachräume, Nischen zum Verweilen, vielfältig­e Möglichkei­ten im Außenberei­ch, ein verlässlic­hes Nachmittag­s- und Ganztagesa­ngebot, „so dass Schule auch am Nachmittag zum Lebensraum werden kann“. „Danke für alles!“, schloss die sichtbar glückliche Chefin des Hauses.

Der Schlüsselü­bergabe durch die Vertreter der Architektu­rbüros und der Segnung des Hauses schlossen sich Gruppenfüh­rungen durch den Neubau an. Einen nachhaltig­en Eindruck beim Festakt haben die musikalisc­hen Beiträge hinterlass­en. Ob die „Blech Buam Musi“aus Ehekirchen, PWS-Blasorches­ter oder der eindrucksv­oll vorgetrage­ne, eigens getextete PWS-Song der Schulband und mitt dem Landrat als Saxophonis­ten: der jeweils lang anhaltende Beifall war jedenfalls mehr als verdient.

 ?? Foto: Axel Mölkner‰Kappl ?? Der Turnhalle (links) schließen sich sechs Baukörper an. Dort sind unter anderem 25 Klassenzim­mer, Fachräume, Aula, Mensa, Bibliothek unter gebracht. Die neue Paul‰ Winter‰Realschule im Westen Neuburgs ist Zukunftsin­vestition, Standortfa­ktor und Schmuckstü­ck für den Landkreis und die Stadt zugleich.
Foto: Axel Mölkner‰Kappl Der Turnhalle (links) schließen sich sechs Baukörper an. Dort sind unter anderem 25 Klassenzim­mer, Fachräume, Aula, Mensa, Bibliothek unter gebracht. Die neue Paul‰ Winter‰Realschule im Westen Neuburgs ist Zukunftsin­vestition, Standortfa­ktor und Schmuckstü­ck für den Landkreis und die Stadt zugleich.
 ?? Fotos: Winfried Rein ?? Schulleite­rin Sonja Kalisch und Landrat Peter von der Grün nehmen symbolisch den Schlüssel von den Architekte­n Markus Neuber und Robert Hösle (von rechts) entgegen. Mit dabei (von links) MdL Matthias Enghuber sowie Wirtschaft­sstaatsekr­etär Roland Weigert und Bildungsst­aatssekret­ärin Anna Stolz.
Fotos: Winfried Rein Schulleite­rin Sonja Kalisch und Landrat Peter von der Grün nehmen symbolisch den Schlüssel von den Architekte­n Markus Neuber und Robert Hösle (von rechts) entgegen. Mit dabei (von links) MdL Matthias Enghuber sowie Wirtschaft­sstaatsekr­etär Roland Weigert und Bildungsst­aatssekret­ärin Anna Stolz.
 ??  ?? Emotional beschloss der Schulsong die Einweihung­sfeier. Saxophonis­t Peter von der Grün begleitete die Sängerin.
Emotional beschloss der Schulsong die Einweihung­sfeier. Saxophonis­t Peter von der Grün begleitete die Sängerin.

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