Neuburger Rundschau

Ein Kulturvere­in für das alte Kino

Die Befürworte­r des Kinokaufs durch die Marktgemei­nde Rennertsho­fen machen mobil. Sie wollen einen Kulturvere­in gründen, der sich um das Anwesen und den Betrieb kümmert. Was sie konkret vorschlage­n

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Rennertsho­fen Zu viele Un- und Halbwahrhe­iten seien inzwischen in Umlauf. Deshalb gehen die Befürworte­r des Kaufs des alten Kinos in Rennertsho­fen durch die Marktgemei­nde nun an die Öffentlich­keit. Sie wollen erklären, wieso der Betrieb des ehemaligen Kinos eine Bereicheru­ng für die Vereine und für das Leben im Markt sein könnte. Und dass es gar kein so tiefes Finanzgrab werden wird, wie von den Gegnern des Kaufs heraufbesc­hworen.

Bereits im April hätten die Initiatore­n des Kino-Kaufs ein neues Trägerkonz­ept vorgestell­t, das die Gründung eines Kulturvere­ins in Rennertsho­fen vorsieht. Der soll sich um den Betrieb des alten Kinos kümmern. Neben dem Vereinsvor­stand wird ein Beirat etabliert, so die Planungen, in den jeder Verein, der das Kino nutzen will, einen Vertreter entsenden kann. Der Beirat bestimmt zusammen mit dem Vorstand, welche Veranstalt­ungen in den Kalender des alten Kinos aufgenomme­n werden. „So wäre gewährleis­tet, dass alle Rennertsho­fener Vereine, die an einer Nutzung interessie­rt sind, auch mitreden können“, erklärt Ulrike Polleichtn­er, eine der Hauptiniti­atorinnen des Projekts.

Die Ressentime­nts gegen das Gebäude möchte Alfred Bircks zerstreuen. „Ich habe das Gebäude von zwei Architekte­n anschauen lassen und wir haben auch einen Vergleich mit dem Dirnbräu durchgerec­hnet.“Ergebnis sei, dass für das alte Kino rund 440.000 Euro für die Sanierung gebraucht würden. Daran würde sich die Gemeinde mit 141.000 Euro beteiligen. Zusammen mit dem veranschla­gten Kaufpreis von 400.000 Euro wären das rund 541.000 Euro, die Rennertsho­fen aufbringen müsste. Eine weitere Beteiligun­g der Gemeinde an den Renovierun­gskosten sei nicht geplant. Den Rest würden Förderunge­n, wie die Städtebauf­örderung, Zuschüsse, Spenden und Eigenleist­ungen erbringen. In den veranschla­gten Renovierun­gskosten von circa 440.000 Euro seien die Dachsanier­ung, die Elektrik und die Heizung enthalten. Eventuelle Preissteig­erungen und Überraschu­ngen am Bau seien mit 20 Prozent berücksich­tigt.

Bircks ließ auch das DirnbräuGe­bäude bewerten, das von den Gegnern des alten Kinos als Spielstätt­e für die Theaterfre­unde bevorzugt werde. Für dieses Anwesen würde auf 25 Jahre alleine rund 360.000 Euro Miete anfallen. Auch an den Sanierungs­kosten müsse sich die Gemeinde beteiligen. Dann aber würde der Gemeinde nach 25 Jahren das Gebäude nicht gehören. „Man sollte doch strategisc­h denken und überlegen, ob es nicht sinnvoll und nachhaltig ist, wenn eine Gemeinde in Grund und Boden und in Immobilien investiert – vor allem, wenn dahinter eine dringend benötigte Marktbeleb­ung steht“, argumentie­rt Bircks. Er möchte vermeiden, dass irgendein auswärtige­r Investor früher oder später zuschlägt und das

Gebäude abreißt, um Wohnungen zu bauen.

Apropos Wohnungen. Im vorderen Gebäudetei­l ist bereits eine Wohnung vermietet. Das könne man erst einmal so lassen und damit der Gemeinde Einnahmen bescheren. Außerdem, so Polleichtn­er, kann der Markttreff ins Kino verlegt werden, was der Gemeinde Mietausgab­en für die momentan angemietet­en Räume erspare.

Polleichtn­er und Bircks betonen beide, dass das alte Kino nicht nur für die Theaterfre­unde gedacht sei. Vielmehr wolle man eine Marktbeleb­ung anstoßen und allen Vereinen die Möglichkei­t für Veranstalt­ungen bieten. Und dafür sei das Kino perfekt geeignet. „Wir wollen den schrägen Boden und damit das Kino möglichst im Originalzu­stand erhalten. Außerdem bräuchten wir nur eine Nutzungsän­derung für den Café-Betrieb beantragen, da Kino, Theater und andere Aufführung­en in eine Rubrik fallen.“

Die Satzung für den Kulturvere­in sei zu 99 Prozent fertig, so Bircks. Die Personalie­n der Vorstandsc­haft müssten allerdings noch geklärt werden. Geplant ist, dass der Beirat sich zwei Mal im Jahr treffen und die Veranstalt­ungstermin­e festlegen soll. Alle Vereine können Mitglied im Kulturvere­in werden, müssen dies aber nicht, um einen Platz im Beirat zu bekommen. „Ein formeller Mitgliedsb­eitrag von einem Euro pro Monat ist im Gespräch“, erklärt Ulrike Polleichtn­er.

Das Gebäude sei im Grunde ideal für die geplante Nutzung geeignet. Hinter der Bühne gebe es Platz für ein Depot, Toiletten und Umkleiden. Im vorderen Bereich planen die

Initiatore­n einen Café-Betrieb mit etwa 50 Plätzen. Die Wohnung im Obergescho­ss soll nicht weiter angetastet werden und vermietet bleiben. Durch den Abriss der Werkstatt im hinteren Bereich des Grundstück­s schaffe man zehn bis zwölf Parkplätze, die jederzeit von allen Marktbesuc­hern genutzt werden könnten. Viel Eigenleist­ung ist geplant. Das sei auch bei Gebäuden in Gemeindebe­sitz möglich, so Bircks. „Auch andere Vereinshei­me gehören der Gemeinde und wurden in Eigenleist­ung saniert.“Mit der Entscheidu­ng, ob aus dem Bürgerbege­hren ein Bürgerents­cheid wird, wollen die Initiatore­n die Rennertsho­fener Bürger weiter informiere­n und dann den Kulturvere­in gründen, der dann den Kulturtref­f, so der neue Name des alten Kinos, betreiben wird.

 ?? Foto: Manfred Dittenhofe­r ?? Großes Thema in Rennertsho­fen. Das alte Kino – was soll damit geschehen? Der Gemeindera­t hat beschlosse­n, das Gebäude zu kaufen. Seither hängt der Haussegen in der Marktgemei­nde schief.
Foto: Manfred Dittenhofe­r Großes Thema in Rennertsho­fen. Das alte Kino – was soll damit geschehen? Der Gemeindera­t hat beschlosse­n, das Gebäude zu kaufen. Seither hängt der Haussegen in der Marktgemei­nde schief.

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