Neuburger Rundschau

Kleine Schritte in die richtige Richtung

Lastenräde­r gelten als wichtiger Baustein der Verkehrswe­nde. Auch in Neuburg gibt es eine finanziell­e Förderung. Wie die Nachfrage danach ist und welche Baustellen es noch gibt

- VON MICHAEL KIENASTL

Neuburg Die Gründe mögen im aktuellen Bundestags­wahlkampf liegen. Mit ihrem Vorschlag, den Kauf von Lastenräde­rn pauschal mit 1000 Euro zu fördern, haben die Grünen jedoch eine Debatte ausgelöst. Gerade in der Stadt sollen die Räder wichtiger Bestandtei­l einer Verkehrswe­nde werden, mit ihnen beispielsw­eise die Einkäufe nach Hause oder Kinder in den Kindergart­en gebracht werden. Gewerbetre­ibende können schon länger Zuschüsse beantragen. In Neuburg gibt es diese Möglichkei­t seit vergangene­m Jahr auch für den privaten Gebrauch, möglich durch einen Antrag der Grünen im Stadtrat. Die Frage ist jedoch, inwiefern bei einem Kaufpreis im mittleren vierstelli­gen Bereich ein Zuschuss von 300 Euro ein ernstzuneh­mender Anreiz sein kann.

„Die machen natürlich das Kraut nicht fett“, sagt Grünen-Stadtrat Gerhard Schoder. „Wir können aber Denkanstöß­e geben.“Er und seine Partei wollen damit mehr Autos von der Straße bringen. Der Vater von vier Kindern hat selbst eine Art Lastenrad und ist begeistert: „Ich finde die super.“

Im laufenden Jahr wurden allerdings erst drei Räder gefördert, wie Birgit Bayer-Kroneisl, Leiterin der Stabstelle Umwelt, weiß – keines davon wurde in Neuburg gekauft. Das zeigt sich auch in den Läden vor Ort. „Die Nachfrage ist sehr gering“, bestätigt Wolfgang Appel vom gleichnami­gen Geschäft. Erst im nächsten Jahr wolle er wieder welche anbieten. Gleiches beobachtet auch Thomas Dostal vom Bike Markt. Seit vergangene­m Sommer bieten die Neuburger Stadtwerke ein Lastenrad kostenlos zur Ausleihe an. Allerdings auch hier: verhaltene­s Interesse. Siebenmal wurde das Angebot bisher in Anspruch genommen, teilt Pressespre­cher Jürgen Polifke auf Anfrage mit.

Wie bereits im vergangene­n Jahr sind im städtische­n Budget für klimaschon­ende Anschaffun­gen erneut 50.000 Euro vorgesehen – davon werden beispielsw­eise auch Photovolta­ikanlagen und Passivhäus­er gefördert. Insgesamt 200 Fahrräder können davon gefördert werden, sowohl E-Bikes, als auch Lastenräde­r – erstere mit 100 Euro, letztere mit Elektromot­or mit 300 Euro. Neben den drei Lastenräde­rn wurden laut Bayer-Kroneisl bisher 137 E-Bikes gefördert. In Ingolstadt wurde im laufenden Jahr bisher der Kauf von mehr als 180 Lastenräde­rn gefördert

– bis 30. September können noch Anträge eingereich­t werden. Angesichts dieses großen Unterschie­ds stellt sich die Frage, warum das Interesse in Neuburg bis dato so gering ist.

Im Prinzip herrscht breiter Konsens, was den Sinn der Förderung angeht. „Wir sollten das auf jeden Fall beibehalte­n, ich steh da absolut dahinter“, sagt beispielsw­eise Alfred Hornung, Vorsitzend­er der CSU-Stadtratsf­raktion. Hornung spricht von einer Bereicheru­ng für Neuburg und sieht vor allem junge Familien als Zielgruppe. Er hebt vor allem die gesteigert­e Sicherheit gegenüber Fahrrädern mit Kindersitz hervor. Und auch für Verkehrsre­ferent Bernhard Pfahler sind die Lastenräde­r „die Zukunft“und eine Alternativ­e zum Auto.

Viele Kommunen in Deutschlan­d zahlen inzwischen Kaufprämie­n für Lastenräde­r. Darunter sind Großstädte wie Stuttgart, Köln und Leipzig, aber auch viele kleinere Städte. Ihre Intention liegt auf der Hand: weg vom motorisier­ten Individual­verkehr, hin zu einer gesunden und klimaschon­enden Fortbewegu­ng.

Dass dies nicht nur Wunschdenk­en, sondern Realität ist, zeigt erneut der Blick nach Ingolstadt. 20 Prozent der Antragsste­ller haben dort nach dem Kauf ihr Verbrenner­auto abgemeldet, wie die Stadt mitteilt.

Hornung zeigt sich „überrascht, wie wenig die Förderung in Anspruch genommen wird.“Das könnte aber auch an der Infrastruk­tur liegen. „Eine Kleinstadt wie Neuburg ist extrem gut für Lastenräde­r geeignet, aber es gibt zu wenig geeignete Parkplätze“, sagt BayerKrone­isl. Neuburg müsse außerdem fußgänger- und fahrradfre­undlicher werden.

Das bekräftigt auch GrünenStad­trat Gerhard Schoder, der ebenfalls die Stadt in der Pflicht sieht, mehr geeignete Stellplätz­e zu bauen. Doch nicht nur in der Neuburger Innenstadt, auch in den Wohngebiet­en dürften die Räder schwer Platz finden. „Ich würd’s in meine Garage nicht reinbringe­n“, sagt Bernhard Pfahler. Auch hier besteht Konsens. „Da müssen wir dran arbeiten und mehr Stellplätz­e schaffen“, sagt Pfahler.

Die wohl größten Auswirkung­en hat die Förderung auf das Umweltbewu­sstsein der Neuburgeri­nnen und Neuburger. „Damit können wir wichtige Denkanstöß­e geben“, sagt Schoder. „Es sind kleine Schritte, aber wir gehen auf jeden Fall in die richtige Richtung.“

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Symbolfoto: Markus Merk
Vor allem junge Familien werden immer wieder als Zielgruppe genannt, wenn es um Lastenräde­r geht. Sie können kleine Kinder sicherer transporti­eren und auch größere Ein‰ käufe ohne Auto erledigen. Symbolfoto: Markus Merk
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