Kleine Schritte in die richtige Richtung
Lastenräder gelten als wichtiger Baustein der Verkehrswende. Auch in Neuburg gibt es eine finanzielle Förderung. Wie die Nachfrage danach ist und welche Baustellen es noch gibt
Neuburg Die Gründe mögen im aktuellen Bundestagswahlkampf liegen. Mit ihrem Vorschlag, den Kauf von Lastenrädern pauschal mit 1000 Euro zu fördern, haben die Grünen jedoch eine Debatte ausgelöst. Gerade in der Stadt sollen die Räder wichtiger Bestandteil einer Verkehrswende werden, mit ihnen beispielsweise die Einkäufe nach Hause oder Kinder in den Kindergarten gebracht werden. Gewerbetreibende können schon länger Zuschüsse beantragen. In Neuburg gibt es diese Möglichkeit seit vergangenem Jahr auch für den privaten Gebrauch, möglich durch einen Antrag der Grünen im Stadtrat. Die Frage ist jedoch, inwiefern bei einem Kaufpreis im mittleren vierstelligen Bereich ein Zuschuss von 300 Euro ein ernstzunehmender Anreiz sein kann.
„Die machen natürlich das Kraut nicht fett“, sagt Grünen-Stadtrat Gerhard Schoder. „Wir können aber Denkanstöße geben.“Er und seine Partei wollen damit mehr Autos von der Straße bringen. Der Vater von vier Kindern hat selbst eine Art Lastenrad und ist begeistert: „Ich finde die super.“
Im laufenden Jahr wurden allerdings erst drei Räder gefördert, wie Birgit Bayer-Kroneisl, Leiterin der Stabstelle Umwelt, weiß – keines davon wurde in Neuburg gekauft. Das zeigt sich auch in den Läden vor Ort. „Die Nachfrage ist sehr gering“, bestätigt Wolfgang Appel vom gleichnamigen Geschäft. Erst im nächsten Jahr wolle er wieder welche anbieten. Gleiches beobachtet auch Thomas Dostal vom Bike Markt. Seit vergangenem Sommer bieten die Neuburger Stadtwerke ein Lastenrad kostenlos zur Ausleihe an. Allerdings auch hier: verhaltenes Interesse. Siebenmal wurde das Angebot bisher in Anspruch genommen, teilt Pressesprecher Jürgen Polifke auf Anfrage mit.
Wie bereits im vergangenen Jahr sind im städtischen Budget für klimaschonende Anschaffungen erneut 50.000 Euro vorgesehen – davon werden beispielsweise auch Photovoltaikanlagen und Passivhäuser gefördert. Insgesamt 200 Fahrräder können davon gefördert werden, sowohl E-Bikes, als auch Lastenräder – erstere mit 100 Euro, letztere mit Elektromotor mit 300 Euro. Neben den drei Lastenrädern wurden laut Bayer-Kroneisl bisher 137 E-Bikes gefördert. In Ingolstadt wurde im laufenden Jahr bisher der Kauf von mehr als 180 Lastenrädern gefördert
– bis 30. September können noch Anträge eingereicht werden. Angesichts dieses großen Unterschieds stellt sich die Frage, warum das Interesse in Neuburg bis dato so gering ist.
Im Prinzip herrscht breiter Konsens, was den Sinn der Förderung angeht. „Wir sollten das auf jeden Fall beibehalten, ich steh da absolut dahinter“, sagt beispielsweise Alfred Hornung, Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion. Hornung spricht von einer Bereicherung für Neuburg und sieht vor allem junge Familien als Zielgruppe. Er hebt vor allem die gesteigerte Sicherheit gegenüber Fahrrädern mit Kindersitz hervor. Und auch für Verkehrsreferent Bernhard Pfahler sind die Lastenräder „die Zukunft“und eine Alternative zum Auto.
Viele Kommunen in Deutschland zahlen inzwischen Kaufprämien für Lastenräder. Darunter sind Großstädte wie Stuttgart, Köln und Leipzig, aber auch viele kleinere Städte. Ihre Intention liegt auf der Hand: weg vom motorisierten Individualverkehr, hin zu einer gesunden und klimaschonenden Fortbewegung.
Dass dies nicht nur Wunschdenken, sondern Realität ist, zeigt erneut der Blick nach Ingolstadt. 20 Prozent der Antragssteller haben dort nach dem Kauf ihr Verbrennerauto abgemeldet, wie die Stadt mitteilt.
Hornung zeigt sich „überrascht, wie wenig die Förderung in Anspruch genommen wird.“Das könnte aber auch an der Infrastruktur liegen. „Eine Kleinstadt wie Neuburg ist extrem gut für Lastenräder geeignet, aber es gibt zu wenig geeignete Parkplätze“, sagt BayerKroneisl. Neuburg müsse außerdem fußgänger- und fahrradfreundlicher werden.
Das bekräftigt auch GrünenStadtrat Gerhard Schoder, der ebenfalls die Stadt in der Pflicht sieht, mehr geeignete Stellplätze zu bauen. Doch nicht nur in der Neuburger Innenstadt, auch in den Wohngebieten dürften die Räder schwer Platz finden. „Ich würd’s in meine Garage nicht reinbringen“, sagt Bernhard Pfahler. Auch hier besteht Konsens. „Da müssen wir dran arbeiten und mehr Stellplätze schaffen“, sagt Pfahler.
Die wohl größten Auswirkungen hat die Förderung auf das Umweltbewusstsein der Neuburgerinnen und Neuburger. „Damit können wir wichtige Denkanstöße geben“, sagt Schoder. „Es sind kleine Schritte, aber wir gehen auf jeden Fall in die richtige Richtung.“