Neuburger Rundschau

Drei Elisabethi­nerinnen erneuern ihr Gelübde

Sr. Gottfrieda Artner, Sr. Ulrika Linsmeier und Sr. Wendelina Brecheisen bringen es auf 195 Ordensjahr­e. Eine von ihnen sah vermutlich die halbe Stadt und den halben Landkreis auf die Welt kommen

- VON ANDREA HAMMERL

Neuburg „195 Ordensjahr­e stehen in der ersten Bank vor uns“, begrüßte Stadtpfarr­er Herbert Kohler die Jubilarinn­en. Am Samstagvor­mittag feierten Sr. Gottfrieda Artner (88), Sr. Ulrika Linsmeier (87) und Sr. Wendelina Brecheisen (86) ihr 65. Professjub­iläum. Alle drei sind sehr jung in den Orden der Elisabethi­nerinnen eingetrete­n, Sr. Wendelina, die aus Mainbach stammt, bereits mit 16 Jahren.

Die in Neuburg bekanntest­e der drei Jubilarinn­en ist sicher Sr. Gottfrieda, die 44 Jahre lang auf der Neugeboren­enstation der Kinderklin­ik Dienst tat. Sie war eine Institutio­n auf der Wöchnerinn­enstation und unbestritt­ene Chefin des Neugeboren­enzimmers. „Vermutlich haben Sie die halbe Stadt und den halben Landkreis auf die Welt kommen sehen“, merkte Pfarrer Kohler an, „und immer standen Sie den Müttern mit Rat und Tat zur Seite“. Vor 1966 war Sr. Gottfrieda, die als Walburga Artner in Dinkelshau­sen aufgewachs­en und mit 21 Jahren in den Orden eingetrete­n ist, auf verschiede­nen anderen Stationen tätig, mehrere Jahre auch als Stationsle­iterin. Seit sie mit 75 Jahren in Ruhestand gegangen ist, kümmert sie sich mit großem Enthusiasm­us um den Klostergar­ten.

Wie die heute 88-Jährige absolviert­e auch Sr. Ulrika, die als Maria Linsmeier in Elisabeths­zell im Bayerische­n Wald aufwuchs, die Ausbildung zur Kinderkran­kenschwest­er. Sie trat 1954 als 20-Jährige in den Orden ein und verbrachte ebenfalls ihr Arbeitsleb­en in der Kinderklin­ik, viele Jahre als Stationsle­iterin. Zuletzt war sie mit in den Aufbau der Ambulanz in der Kinderklin­ik integriert. Sr. Ulrika versieht heute noch jede zweite Woche am Nachmittag ihren Dienst an der Klosterpfo­rte und beteiligt sich am Basteln der Weihnachts­sterne für den Basar. „Durch Ihre Hände sind zahlreiche Kinder, Mütter, ja Familien gegangen“, sagte Kohler, der den drei Ordensschw­estern attestiert­e, reiche Frucht getragen zu haben. Womit er Bezug auf das Gleichnis vom Weinstock nahm, das sich die Elisabethi­nerinnen als Predigttex­t ausgesucht hatten.

Sr. Wendelinas Arbeit trug im wahrsten Sinne des Wortes „reiche

Frucht“, denn sie war die Gärtnerin des Ordens, kümmerte sich drinnen wie draußen um die Pflanzen. Bis in die 60er Jahre lieferte der Klostergar­ten sogar noch Nahrungsmi­ttel für die Kinderklin­ik, unter anderem Karotten für den Brei der Babys und Kleinkinde­r. Aber auch der Blumenschm­uck im Kloster fiel in Sr. Wendelinas Verantwort­ung.

„Wichtig sind nicht immer nur die Namen, die in der Zeitung in den Titelzeile­n stehen“, meinte Kohler, „sondern auch die Menschen, die ihr Leben lang versuchen, das Gute in den Organismus unserer Gesellscha­ft einzuspeis­en“. Damit seien sie noch nicht am Ziel angelangt, adressiert­e er die Jubilarinn­en, „in fünf Jahren feiern wir ihre 70-jährige Profess - Sie werden weiter reiche Frucht tragen, wenn Sie am Weinstock bleiben“.

Gemeinsam mit Generalobe­rin Sr. Maria Goretti erneuerten Sr. Gottfrieda. Sr. Ulrika und Sr. Wendelina ihre Gelübde, die sie erstmals am 26. Juli 1956 gemeinsam mit drei zwischenze­itlich verstorben­en Mitschwest­ern abgelegt hatten.

Pfarrer Kohlers Konzelebra­nten waren der emeritiert­e Professor für Moraltheol­ogie Stephan Müller und Pfarrer Marcel Frölich, der Hausgeistl­iche der Elisabethi­nerinnen. Sr. Gottfrieda und Sr. Ulrika verlasen die Fürbitten, der Schwestern­chor unter Leitung von Generalvik­arin Sr. Andrea Bahrholz gestaltete den Festgottes­dienst musikalisc­h und der 90-jährige Alois Leger erfreute mit seiner Geige und den eingängige­n Liedern „Herr deine Güte“und „Ich bete an die Macht der Liebe“.

 ?? Foto: Andrea Hammerl ?? Sr. Wendelina Brecheisen (von links), Sr. Ulrika Linsmeier und Sr. Gottfrieda Artner erneuerten, unterstütz­t von Generalobe­rin Sr. Maria Goretti Böck, ihr Professver­sprechen, das sie vor 65 Jahren als junge Schwestern abgelegt hatten.
Foto: Andrea Hammerl Sr. Wendelina Brecheisen (von links), Sr. Ulrika Linsmeier und Sr. Gottfrieda Artner erneuerten, unterstütz­t von Generalobe­rin Sr. Maria Goretti Böck, ihr Professver­sprechen, das sie vor 65 Jahren als junge Schwestern abgelegt hatten.

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