Neuburger Rundschau

Vor dem Abschied noch mal auf den Putz hauen

Die Band City, erfolgreic­h nicht nur zu DDR-Zeiten, will sich nach ihrem Jubiläum zur Ruhe setzen

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Berlin Eine weitere erfolgreic­he Band mit DDR-Biografie löst sich bald auf: Über ein Jahr nach dem Tod ihres Schlagzeug­ers hat die Berliner Band City ihren Abschied von der Bühne angekündig­t. Doch zuvor feiern die vier Musiker im kommenden Jahr noch den 50. Band-Geburtstag. „Wir wollen’s mal versuchen, wenn’s am schönsten ist, aufzuhören. Und nicht die Sache zu verplemper­n“, begründete der 76 Jahre alte Gitarrist Fritz Puppel die Entscheidu­ng bei einem Presseterm­in. Und Sänger Toni Krahl (71) ergänzte scherzend: „Wir müssen unsere Tabletten einnehmen und dann ab ins Heim.“

Das Jubiläumsj­ahr 2022 wollen die Musiker, die eigentlich schon im typischen Rentenalte­r sind, mit der Veröffentl­ichung eines Doppel-Albums mit neuen Songs, einer Fernsehdok­umentation, einem Buch und vielen Konzerten feiern. Zunächst soll es mit den DDR-Größen Silly und dem Sänger der Puhdys, Dieter „Maschine“Birr, auf „Rocklegend­en“-Tour gehen. Am 23. Juli wollen City dann gemeinsam mit den Berliner Symphonike­rn in der Berliner Wuhlheide spielen. Den allerletzt­en Auftritt soll es am 30. Dezember 2022 in der Mercedes-Benz Arena geben. „Richtig auf den Putz hauen, groß machen, Gäste einladen, unserer Hymne noch Sternensta­ub draufsetze­n mit Orchester und dann am 30. Schluss machen“– so stellt sich Fritz Puppel das Finale vor.

Im Mai vergangene­n Jahres war der City-Drummer Klaus Selmke überrasche­nd an Krebs gestorben. Er hatte die Gruppe 1972 mit dem Gitarriste­n Puppel in Ostberlin gegründet. Die City Rock Band, wie sie zunächst hieß, sang anfangs Songs von Santana, den Rolling Stones und Jimi Hendrix nach. Auch weil ihnen die englische Sprache nicht lag, stiegen die Musiker jedoch schnell auf Deutsch um.

Die jetzt verkündete Auflösung der Band kommt überrasche­nd, denn Sänger Toni Krahl hatte wenige Wochen nach Selmkes Tod mitgeteilt: „Nach all den Jahrzehnte­n, die wir mit Klaus musizierte­n, haben wir beschlosse­n, dass wir unser gemeinsame­s Ziel weiter verfolgen. City wird es also weiterhin geben und wir werden, auch im Sinne von Klaus, unsere Botschafte­n, unsere

Lieder in die Welt tragen.“Auf der Internetse­ite der Band hieß es dieser Tage: „City ist wieder da. Ein Fels in der Brandung, zuverlässi­g wie ein Uhrwerk und trotzdem neu.“

Dass nach 50 Jahren nun doch Schluss sein soll, hat nicht nur mit dem Alter zu tun, sondern doch auch mit dem Tod des Schlagzeug­ers.

„Es gab so gesehen keine Zahl“, sagte Gitarrist Puppel. Aber der Tod und die Krankheit des Schlagzeug­ers hätten dazu geführt, dass man darüber nachgedach­t habe. Ein Teil der Therapie sei es gewesen zu sagen: „Wir schaffen es gemeinsam über die Ziellinie.“Und deshalb sei plötzlich die Zahl ins

Spiel gekommen, sagte Puppel. Ziel sei es gewesen, gemeinsam zum 50. Geburtstag aufzuhören.

Das Quintett, das einst wegen seiner Glatzköpfe mit dem Slogan „Ohne Bass und ohne Haare – mit City durch die 80er Jahre!“für sich warb, befand sich mit den kritischen Texten im sozialisti­schen Staat oft am Rande des Erlaubten. Ob „Casablanca“, „Gläserner Traum“oder „Von Wand zu Wand“: Die Zahl der Hits aus DDR-Zeiten ist groß. Westlich der Mauer bekam City als erste DDR-Rockband eine Goldene Schallplat­te – mit einem siebenminü­tigen Stück mit ausgiebige­n Geigensoli: „Am Fenster“. Der MegaHit stand für die Sehnsucht der Jugend nach Freiheit. Auch nach dem Mauerfall von 1989 füllten die fünf kahlköpfig­en Musiker mühelos große Hallen – und sprachen immer wieder davon, noch lange auf der Bühne stehen zu wollen. Eine Zeit lang war City unter anderem gemeinsam mit den Puhdys auf „Rocklegend­en“-Tour – bis diese sich vor fünf Jahren auflösten. Nun wollen die verblieben­en Bandmitgli­eder von City es den Kollegen gleichtun. (dpa, AZ)

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Foto: Jens Kalaene, dpa Auf geht’s in Richtung Ruhestand: Die Band City hat für 2022 ihre Auflösung ange‰ kündigt.

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