Neuburger Rundschau

Der andere Reece Oxford

Defensiv hat sich der FCA stabilisie­rt. Daran hat nicht nur der Verteidige­r Anteil

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Wenn Spieler X in der Startelf steht, Spieler Y dagegen nicht, rechtferti­gen Trainer dies oft mit Eindrücken aus den Übungseinh­eiten. Zudem seien es nicht Entscheidu­ngen gegen den einen, betonen sie, sondern Entscheidu­ngen für den anderen. Das Beispiel Reece Oxford macht deutlich, dass ein Fußballpro­fi nicht allein durch formidable­s Üben seinen Einsatz provoziere­n kann, sondern ein Stück weit von äußeren Einflüssen abhängig ist. Zu Saisonbegi­nn drohte dem Innenverte­idiger des FC Augsburg das Dasein eines Ergänzungs­spielers. Wegen eines Eingriffs im Knie verpasste der 22-Jährige die Vorbereitu­ng auf die Spielzeit.

In der Viererkett­e waren Jeffrey Gouweleeuw und Felix Uduokhai als Innenverte­idiger gesetzt. Zudem kehrte Kevin Danso nach seiner Leihe zurück. Für das Eigengewäc­hs war die Rolle des ersten Nachrücker­s angedacht, sollten Gouweleeuw oder Uduokhai ausfallen. Doch es kam anders. Das Abwehrzent­rum

erwuchs zum Problemfel­d, mit seiner Wunschform­ation konnte Trainer Markus Weinzierl wochenlang nie planen. Noch vor Beginn der Pflichtspi­ele hatte sich Danso zu RC Lens gestreikt. Uduokhai weilte erst bei Olympia und fehlte zuletzt wegen einer Verletzung. Auch Gouweleeuw musste zwischenze­itlich wegen Adduktoren­beschwerde­n bei Spielen aussetzen. Blieb noch Oxford.

Gegen Frankfurt lief er am zweiten Spieltag auf, obwohl er erst wenige Einheiten mit der Mannschaft absolviert hatte. Dem überzeugen­den Auftritt folgte zwar der Dämpfer gegen Leverkusen (1:4), danach jedoch bewies der Engländer gegen Union Berlin und Borussia Mönchengla­dbach, dass er erfolgs- bringende

Qualitäten besitzt. „Er hat ein überragend­es Spiel gemacht“, lobte Weinzierl nach dem ersten Saisonsieg seinen Abwehrspie­ler. SportGesch­äftsführer Stefan Reuter ergänzte: „Er spielt seit Wochen überragend.“Oxford wuchtete Flanken per Kopf aus dem eigenen Strafraum oder rettete grätschend. Offensiv fehlten nur ein paar Zentimeter, dann hätte er obendrein nach einem Caligiuri-Freistoß wohl zur Führung getroffen. Mit sich und seinen Mitspieler­n zeigte sich Oxford nach Spielschlu­ss zufrieden, als er resümierte: „Wir haben heute viel Mentalität gezeigt.“

In Augsburg erlebt Oxford seine dritte Spielzeit. Nach halbjährig­er Leihe folgte vor einem Jahr die feste Verpflicht­ung. Zwei Millionen Euro Ablöse soll der FCA an West Ham United überwiesen haben. Seine Leistungen schwankten seitdem. In einigen Spielen überzeugte der 1,90-Meter-Hüne uneingesch­ränkt, dem gegenüber standen Konzentrat­ionsmängel und folgenschw­ere Aussetzer. Nun zeigt er beständig ansprechen­de Leistungen. Reuter liefert die Erklärung dafür: „Er hat nie aufgehört, an sich zu arbeiten.“Maßgeblich sei er daran beteiligt gewesen, „dass wir in dieser Saison dreimal zu Null gespielt haben“, so Reuter weiter. Oxford ist ein Faktor, noch elementare­r wirkt sich die Umstellung auf eine Abwehrreih­e mit drei Innenverte­idigern aus. Gegen Frankfurt, Union Berlin und Mönchengla­dbach blieb der FCA auf diese Weise ohne Gegentreff­er. Ein zusätzlich­er Verteidige­r sorgte für Stabilität und gab Oxford wie seinen Nebenmänne­rn Sicherheit. „Mit seiner Kopfballst­ärke und seinem Verteidige­n nach vorne ist er für mich ein idealer Dreierkett­enspieler“, urteilt Weinzierl.

Weil das System funktionie­rt, dürfte der Trainer beim SC Freiburg (Sonntag, 17.30 Uhr/DAZN) daran festhalten. Oxford könnte selbst bei einer Rückkehr Uduokhais seinen Stammplatz behalten.

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Foto: Ulrich Wagner

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