Neuburger Rundschau

„Der Prozess ist das Kunstwerk“

Kino Fluss, Wildunfall, Auwald: Neun Kurzfilme bieten ein breites Themenspek­trum auf der Leinwand. Das erste Neuburger Festival dieser Art erfreut sich insgesamt großer Resonanz

- VON ISABEL SCHIMMER

Neuburg Das Kinoprogra­mm ist vielseitig, da kann sich eine Besucherin, ein Besucher oftmals schwer für einen Film entscheide­n. Warum nicht mehrere Filme an einem Abend ansehen? Beim Neuburger Kurzfilmfe­stival war das zum ersten Mal möglich.

Am Freitag, 17. September, versammelt­en sich Filmintere­ssierte im Neuburger Kinopalast, um einen Kurzfilm nach dem anderen auf der Leinwand zu sehen. Beginn war um 21 Uhr. Schon vorher bildete sich eine kleine Schlange vor dem Kinosaal und die Kontaktdat­en und 3G-Nachweise wurden abgefragt. „Filme ab, viel Spaß“, hieß es von Lucie Schafferha­ns, Mitorganis­atorin und Mitglied der freien Schauspiel­gruppe „Free Actors Guild“. Dann wurden ohne Unterbrech­ung neun unterschie­dliche Filmchen gezeigt. Ein Mann aus Ingolstadt war sehr gespannt: „Man wusste vorher nicht, was einen erwartet.“Seine Frau stimmt zu, die Atmosphäre sei schön. Durch Zufall haben die beiden von dem Event in Neuburg erfahren.

Ein Kurzfilm von zwei Hobbyfilme­rn dokumentie­rte den Flusslauf der Altmühl vom Ursprung bis nach Kehlheim. Ein weiterer handelte von einem Wildunfall und der ironisch-lustigen Umgangswei­se damit. Der nächste zeigte Lichtspiel­e im Auwald. Ein zum 250-jährigen Jubiläum Beethovens initiierte­r Film thematisie­rte die Verhaltens­weise des Komponiste­n in unserer jetzigen Zeit. „Es ist egal, ob der Kurzfilm drei Minuten dauert oder 20 – es ist immer ein Kunstwerk“, stellt der Teamleiter des Kinos Florian Herold klar. Nach zwei Stunden Filmmarath­on darf jede Besucherin, jeder Besucher seine drei Favoriten auf einem Zettel ankreuzen und diesen bei der Organisati­on abgeben, um Siegerin und Sieger des Abends zu bestimmen. Der Preis ist ein Gutschein und eine Urkunde: Gewonnen haben beides der 18-jährige Finn Walter und die Drehbuchau­torin Sonja Marschtall (Dreamcaptu­re-Team).

Die letzten antisemiti­stischen Anschläge auf Synagogen dienten als Idee für den bewegenden Film „Blaue Briefe“. Eine 19-jährige Zuschaueri­n fand die Vorstellun­g toll. „Es gab viele Kurzfilme mit einer starken Bedeutung, die das Publikum erreicht haben“, findet die junge Frau aus Ballersdor­f. Das Publikum zeigte seine Begeisteru­ng mit Klatschen oder gelegentli­chem Lachen. Genau das wollte der Sieger auch erreichen. „Wir wollen andere begeistern und unterhalte­n“, meint der Filmemache­r Walter. Hinter einem Kurzfilm stecke viel Zeit und Energie – aber vor allem ein gutes Team. Ihm würden auch jetzt schon wieder Details auffallen, die man an ihrem Film verbessern könne. „Der Prozess ist das Kunstwerk“, erklärt der junge Regisseur. Walter absolviert­e dieses Jahr sein Abitur und möchte nun in die Filmbranch­e einsteigen. Auch die Veranstalt­er des Kurzfilmfe­stivals sind zufrieden mit der Resonanz. „Wir leben in einer Kleinstadt, da ist die Vermittlun­g dementspre­chend schwerer“, erklärt Florina Herold. Trotzdem sind alle von der Besucherza­hl begeistert­nur die ersten zwei Reihen des Saals waren noch leer. Ein nächstes Festival ist schon im Gespräch. „Einmal im Jahr wäre toll“, sind sich der Kinomitarb­eiter und Lucie Schafferha­ns einig. Dann kann man sich als Filmbegeis­terte auf das kommende Jahr freuen, wenn vielleicht ein zweites Neuburger Kurzfilmfe­stival stattfinde­t.

 ?? Foto: Isabel Schimmer ?? Beim ersten Kurzfilmfe­stival in Neuburg: Oliver Lichtl, Lucie Schafferha­ns, Finn Walter (Gewinner), Kurt Kusebauch, Jan Groma (von links).
Foto: Isabel Schimmer Beim ersten Kurzfilmfe­stival in Neuburg: Oliver Lichtl, Lucie Schafferha­ns, Finn Walter (Gewinner), Kurt Kusebauch, Jan Groma (von links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany