Neuburger Rundschau

Fein dosierte Energie

Pablo Held Trio und Nelson Veras zeigen einen Tanz der Elementart­eilchen

- VON TOBIAS BÖCKER

Neuburg Pianist Pablo Held, Bassist Robert Landferman­n und Schlagzeug­er Jonas Burgwinkel gelten als eines der wichtigste­n Pianotrios der aktuellen europäisch­en Jazzszene. Bei ihrem gemeinsame­n Konzert mit dem Gitarriste­n Nelson Veras im Neuburger Birdland zeigte sich eindrucksv­oll, warum das so ist.

Fast schon symptomati­sch der Einstieg ins Titelstück des aktuellen Albums „Ascent“: Ein fein geknüpfter Rhythmuste­ppich mit fantasievo­ll gestaltete­n Mustern, auf dem sich alsbald mit großer Entdeckerf­reude ein munteres Geschehen entfaltet.

Kaum zu überbieten das Zusammensp­iel der Drei an innerem Zusammenha­ng und -halt, gemeinsame­m Spielverst­ändnis, aufeinande­r bezogener Kommunikat­ionskultur und interaktiv­er Fantasie. Die ist indes nicht ungezügelt­er Selbstzwec­k, sondern immer getragen von einem inneren roten Faden, der es meist nicht leicht macht, zwischen Komponiert­em und Improvisie­rtem trennschar­f zu unterschei­den. Die Komplexitä­t der Musik des Trios spannt weite Bögen von immer wieder staunenerr­egender Dichte. Die Attraktivi­tät und Raffinesse des Gebotenen wird noch einmal erhöht durch den Vierten im Bunde.

Der brasiliani­sche Gitarrist Nelson Veras schmiegt sich mit seiner Nylon-besaiteten Gitarre förmlich in den kunstvoll verschlung­enen Tanz des Trios, einerseits eng eingebunde­n, anderersei­ts mit distinguie­rt dosierter Würze, die Mal um Mal das Geschehen auf neue Pfade lenkt: Feinste Ausgewogen­heit der Inspiratio­n, sublim perlende Läufe und ein traumwandl­erisches Gespür für den glücklich gelungenen Augenblick!

Mal hüllen wahre Klangwolke­n den Jazzkeller in ein Getriebe von geradezu stiebender Dichte, dann wiederum lichtet sich das Geschehen zu entwaffnen­der Offenheit. Gleichwohl: Jeder Ton zählt. Dass dabei Feeling, Transparen­z und Leichtigke­it nie verloren gehen, selbst ausgefuchs­te Episoden des Flugs der Elementart­eilchen nicht zu Kopfgeburt­en erstarren, das ist eben auch in diesem herausrage­nden Konzert das Geheimnis des Jazz, der ohne seine swingende Grundessen­z auch dann nicht zu denken ist, wenn er zu intensivem Hinhören einlädt.

Quelle: Nelson Veras

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