Neuburger Rundschau

Lässig improvisie­rter Abgang

Joe Magnarelli und das Dmitry Baevsky Quintet präsentier­en ein ganz typisches Bebop-Konzert – und ernten dafür viel Applaus

- VON THOMAS EDER

Neuburg Sie waren schon mal da. Im März 2019 als New York Blue Note Quintet. Nur der Pianist und der Bassist wurden wohl aufgrund der gegenwärti­gen Reise-Einschränk­ungen anders besetzt und die Band umbenannt. Das tat der Performanc­e aber keinen Abbruch.

Das Quintett eröffnete mit einem fetzigen Blues. Die beiden Bläser stellten in herrlicher Einigkeit das Thema vor, bevor sich jeder einzeln musikalisc­h präsentier­te.

Erst Bandleader Joe Magnarelli mit knackigem, aber warmem Trompetens­ound, gefolgt von Dmitry Baevsky am Altsaxopho­n. Bei dem in St. Petersburg geborenen Wahlparise­r, der während seines Spiels wie festgewach­sen auf der Bühne wirkte, war man ständig überrascht, mit welch präsentem Ton er seine nicht enden wollenden Einfälle auf sein Instrument überträgt. Die Ideen purzelten aus ihm mit viel Gefühl und wohl überlegt wie aus einer Ballmaschi­ne. Hätte er in diesem Höllentemp­o die Zeit dazu, würde er seine Geschichte­n bestimmt noch intensiver ausschmück­en. Spannend.

Mini Schulz agierte auf einem Kontrabass, der lange Zeit von Buster Williams gespielt wurde - ein Instrument auf dem die tiefe E-Saite anhand von kleinen Kapodaster­n auf D oder C herunterge­stimmt werden kann. So etwas sieht man nicht so oft und wie originell Mini mit dem Bogen hantiert, das hört man nicht so oft, dafür umso lieber.

Bernd Reiter am Schlagzeug ist der Mann, der die Bude zusammenhä­lt. Diese Musik verlangt energische Beckenarbe­it und oft harte Schläge. Die Gefahr ist groß, dass der Drummer den Pianisten überdeckt und es ist hohe Kunst die Balance zwischen diesen beiden Instrument­en zu finden. Aber selbst empfindlic­he Zuhörerinn­en und Zuhörer mussten zugeben, dass dem Bernd das wieder mal auf vortreffli­che Weise gelungen ist.

Und so kam auch Oliver Kent an den weißen und schwarzen Tasten immer wieder voll zur Geltung. Man hörte gerne hin, was der wendige Österreich­er dem Publikum darbot, wenn er als Solist an der Reihe war.

Den Takt gab Joe Magnarelli an, der in New York lebt und in den Bands vieler Berühmthei­ten der Musikwelt seinen musikalisc­hen Fingerabdr­uck hinterlass­en hat, was übrigens auch für die anderen Mitglieder dieser Formation gilt. Wenn er von der Trompete aufs Flügelhorn wechselte und eine Ballade anstimmte und der Schlagzeug­er noch mit feiner Besenarbei­t einstimmte, dann übertrug sich die Tiefenents­pannung von der Bühne in den Saal. Es war ein typisches BebopKonze­rt, wie es auch in den 1940er bis 1960er Jahren üblich war und bei dem das Publikum die Soli jedes Mal mit Applaus quittierte. Die Songs stammten aus den Federn von Harold Mabern, Benny Golson, Jerome Kern oder Joe Magnarelli.

Die Zugabe „Be my love“von Nicholas Brodszky wirkte wie der lässig improvisie­rte Abspann nach einer großen Show, von der die begeistert­en Zuschaueri­nnen und Zuschauer mit Sicherheit noch lange zehren werden.

Schmieg sich förmlich in den kunstvoll verschlung­enen Tanz des Trios: der brasilia‰ nische Gitarrist Nelson Veras,

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Foto: Thomas Eder Es war ein typisches Bebop‰Konzert, wie es auch in den 1940er bis 1960er Jahren üblich war, schreibt unser Autor über das Jazz‰ konzert mit Joe Magnarelli und dem Dmitry Baevsky Quintet im Birdland.
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