Neuburger Rundschau

Pechvogel der Woche

Warum eine Pfuhlschne­pfe 57 Stunden umsonst flog

- VON ANDREAS FREI

Ein Drama solchen Ausmaßes reicht schon. Ausflug in die Berge. Die Höhenzüge im Blick, die Heimat längst im Nacken, beschallt das hässliche B-Wort plötzlich den Innenraum des Wagens: BÜGELEISEN. An oder aus? Aus oder an?

Die Antwort kennt nur das Bügeleisen selbst. Eine minutenlan­ge Diskussion endet in einer 180-GradWende und einer wieder sich nähernden Heimat. Soll genau so schon vorgekomme­n sein. Ein Drama der Eskalation­sstufe zwei übrigens auch. Sommerurla­ub, 1000 Kilometer Richtung Süden, Dauerregen, Abbruch, 1000 Kilometer Richtung Norden. Danke für nichts.

Könnte eine Pfuhlschne­pfe milde lächeln, sie würde es jetzt tun. Zumindest jene Limosa lapponica, der Folgendes widerfahre­n ist: Sie startet – weil Zugvogel – von Alaska in Richtung Neuseeland, weil: dort Winterquar­tier. Nach etwa 2000 Kilometern stößt sie auf so starke Winde, dass sie was tut? Sie dreht einfach um und kehrt zurück. Nach einem sage und schreibe 57-stündigen

Nonstop-Flug landet sie wieder in Alaska. Woher die Welt das

weiß? Die Reisegewoh­nheiten des Tieres werden vom neuseeländ­ischen Department of Conservati­on per Funksender verfolgt.

Die noch spannender­en Fragen sind: Warum dreht sie um und was tut sie jetzt? Zoologie-Professor Phil Battley hat schon den Zug von etwa 70 Pfuhlschne­pfen verfolgt, und keine ließ sich von schlechten Wetterbedi­ngungen aufhalten – auch die nicht, die zeitgleich mit unserem Pechvogel in Alaska aufgebroch­en sind. Das Verhalten sei sehr ungewöhnli­ch, sagt Battley. Aber selbst er kennt den Grund dafür noch nicht. Nur so viel dürfte klar sein: Das BÜGELEISEN war’s nicht.

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