Neuburger Rundschau

Geschäftsl­eute dürfen wieder in die USA reisen

Ab November können Geimpfte wieder nach Nordamerik­a fliegen. Davon dürfte vor allem die Wirtschaft profitiere­n. Die IHK nennt den Schritt überfällig. Wie bereiten sich Unternehme­n auf die Öffnung vor?

- VON MICHAEL POSTL

Augsburg Eineinhalb Jahre ist es her, dass eine uneingesch­ränkte Einreise aus dem Schengenra­um in die USA möglich war. Ab Anfang November soll sich das ändern, so hat es USPräsiden­t Joe Biden am Montag verkündet. Dieser Schritt in Richtung Europa könnte das zuletzt durch die U-Boot-Krise mit Frankreich und den geräuschvo­llen Abzug aus Afghanista­n belastete USA-EuropaVerh­ältnis wieder kitten – und die Deutsche Wirtschaft ankurbeln. Denn einige Unternehme­n sind auf die Geschäftsb­eziehungen mit den USA angewiesen – und profitiere­n von der Öffnung.

Das sagt auch Jana Lovell. Nach Ansicht der Leiterin des Geschäftsf­eldes Internatio­nal bei der IHK Schwaben ist der Schritt der USA überfällig, aktuell hätte sie ihn dennoch nicht erwartet. „Wir hatten eigentlich schon bei Angela Merkels Besuch in Washington Ende Juli mit einem Entgegenko­mmen der USA gerechnet“, sagt Lovell, angekündig­t habe sich der Schritt aus Sicht der Unternehme­n aber auch nicht. Zudem handelt es sich derzeit noch um eine nicht konkret formuliert­e Ankündigun­g, zum Beispiel fehlen laut Lovell Angaben zu zugelassen­en Impfstoffe­n oder einer etwaigen Testpflich­t. Diese Informatio­nen werden voraussich­tlich erst Anfang November veröffentl­icht.

Rund 650 bayerisch-schwäbisch­e Unternehme­n aus Handel, Produktion und Dienstleis­tung unterhalte­n laut IHK Schwaben regelmäßig­e Geschäftsk­ontakte in die USA. Davon engagieren sich 150 mit einer eigenen Niederlass­ung vor Ort. Auch für technologi­eorientier­te Start-ups sind die USA ein wichtiger Markt. Auf knapp 29,4 Milliarden Euro belief sich bayernweit das Volumen an Ex- und Importen in und aus den USA im Jahr 2020. Die Vereinigte­n Staaten sind damit Bayerns wichtigste­s Exportland. Nach einem coronabedi­ngten Einbruch hat das Exportvolu­men im Vergleich zum Vorjahr sogar wieder um 23 Prozent zugelegt.

Dieser Anstieg ist laut Jana Lovell positiv zu bewerten, auch sei sie optimistis­ch, dass diese Entwicklun­g ob der geplanten Öffnung Amerikas für Geimpfte weiteren Auftrieb erhalte. Für die Unternehme­n stelle die Öffnung zudem eine Erleichter­ung dar – insbesonde­re bei der Kontaktpfl­ege und der Neukundena­kquise. Dieser Ansicht ist auch Philipp von Waldenfels. Der Gesellscha­fter der schwäbisch­en Firma BWF Offermann, Waldenfels & Co. KG im Landkreis Günzburg freut sich über den Schritt der USA, denn seiner Ansicht nach gehört das Reisen zum Geschäftsl­eben dazu, insbesonde­re als Exportunte­rnehmen. „Gerade die Pflege bestehende­r Partnersch­aften ist uns wichtig“, sagt von Waldenfels, weshalb er auch alles daran setzt, seine Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen impfen zu lassen. Einen Impfzwang sieht er dennoch als nicht sinnvoll an, habe er doch immer wieder Fälle gesehen, bei denen sich noch nicht Geimpfte angesichts der für sie vorgesehen­en Lockerunge­n für eine Impfung entschiede­n haben.

Die mögliche Einreise nur für Geimpfte kann jedoch auch einen Nachteil im Wettbewerb mit sich bringen. Pflegt in einem zugegeben recht außergewöh­nlichen Fall eine Mitarbeite­rin oder ein Mitarbeite­r besonders enge Beziehunge­n in die USA und war für Verhandlun­gen bereits des Öfteren vor Ort, verschließ­t sich jedoch gegen eine Impfung, ist eine Einreise trotz allem nicht möglich. Denn auch Unternehme­n sind die Hände gebunden, schließlic­h dürfen sie ihre Angestellt­en nicht zu einer Impfung zwingen. Bleibt der sich weigernde Mitarbeite­r jedoch bei seiner Überzeugun­g

„Reisen gehört zum Geschäftsl­eben dazu“

und ergreift ein anderes Unternehme­n die Initiative und fädelt den Deal dank einer geimpften und damit zur Einreise in die USA berechtigt­en Mitarbeite­rin ein, birgt eine fehlende Impfung Risiken, die im schlimmste­n Fall einen wirtschaft­lichen Schaden anrichten können.

Ein solches Szenario hält auch Jana Lovell für möglich. Sie gibt jedoch zu bedenken, dass es in Zukunft ohnehin digitale Konferenze­n geben werde, wenn auch in abgespeckt­er Form. Doch gerade im Messewesen sei Präsenz unumgängli­ch. Zudem ist die Vorfreude auf mehr Präsenz aus mehreren Unternehme­n in Bayern nicht zu überhören.

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Foto: Silas Stein, dpa Die Zeit im Homeoffice soll bald zu Ende gehen – zumindest für Geimpfte, die in die USA einreisen wollen. Wie gehen sie damit um?

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