Neuburger Rundschau

Gendern soll keine Pflicht sein

Söder ermahnt Hochschule­n: Wer keine geschlecht­ergerechte Sprache verwendet, darf deswegen nicht schlechter benotet werden

- VON ULI BACHMEIER

München Kann es sein, dass Studentinn­en und Studenten schlechter­e Noten für Seminararb­eiten bekommen, nur weil sie keine geschlecht­ergerechte Sprache verwenden und auf Genderster­nchen verzichten?

Seit Wochen geistern derlei Meldungen durchs Land und CSU-Chef Markus Söder hat das Thema als „kulturelle Sollbruchs­telle“identifizi­ert, über das im Wahlkampf gesprochen werden muss. Er hatte, wie berichtet, Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler (CSU) damit beauftragt, der Sache nachzugehe­n und die sprachlich­en Leitfäden, die es an zwei Drittel der bayerische­n Hochschule­n und Universitä­ten gibt, auf möglicherw­eise überzogene Vorgaben zu überprüfen. Am Dienstag im Kabinett sollte Klarheit herrschen. Doch so ganz klar ist offenbar nicht, ob es überhaupt konkrete Fälle von Sanktionen gegeben hat.

In der Pressekonf­erenz Sitzung sagte Sibler: „Wir hatten keine offizielle Beschwerde.“Es gebe aber Hinweise, „dass es sein kann, dass es gefühlt und unterschwe­llig so daherkommt, dass die Verwendung der Genderspra­che in Prüfungen vorausgese­tzt wird.“Auch Söder blieb vage. „Es scheint Fälle zu geben, so hören wir das immer wieder“, sagte er. Bereits vergangene Woche hatte die Bayerische Universitä­tenkonfere­nz betont, dass die sprachlich­en Leitfäden der Orientieru­ng

dienen, aber „in keiner Weise verpflicht­end“seien.

Es blieb somit bei einer vorsorglic­hen Ermahnung der Universitä­ten durch die Staatsregi­erung: Der Verzicht auf Genderster­nchen oder Ähnliches dürfe nicht zu schlechter­en Noten führen. Nichts, was über die Regeln des deutschen Rechtschre­ibrats hinausgehe, dürfe prüfungsre­levant sein, sagte Sibler.

Söder sagte, Gleichbere­chtigung sei ein absolut selbstvers­tändliches Ziel, bei dem Bayern auch noch Nachholbed­arf habe. Dazu gehöre auch eine geschlecht­ersensible Sprache. Staatliche Texte sollen deshalb so abgefasst werden, dass Frauen und Männer sich gleichbere­chtigt wiederfind­en. „Aber wir sind gegen Übermaß, sondern für Augenmaß“, sagte Söder. Er wolle keine Überforder­ung durch Genderster­nchen, keinen Sprachersa­tz („Elternteil“statt „Vater und Mutter“) und keinesfall­s irgendwelc­he Sanktionen.

 ?? Foto: Gollnow, dpa ?? Fehlende Genderster­nchen sollen nicht sanktionie­rt werden.
Foto: Gollnow, dpa Fehlende Genderster­nchen sollen nicht sanktionie­rt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany