Neuburger Rundschau

Alles wie immer?

Robert Lewandowsk­i hat in der Sommerpaus­e das Toreschieß­en nicht verlernt, Aufsteiger tun sich schwer. Und warum Laufen auf dem Fußballfel­d möglicherw­eise überbewert­et ist: die Lehren der noch jungen Saison

- VON TILMANN MEHL

Fünf Spieltage gerade einmal und schon nimmt die Liga den üblichen Lauf der Dinge. Die Bayern setzen dazu an, die Konkurrenz zu distanzier­en. Langeweile allenthalb­en? Gemach, gemach. Lauffaule Aufsteiger, ein bemützter Trainer und ein Haufen weiterer neuer Übungsleit­er sorgen für einige Überraschu­ng – und selbst manche Gewohnheit erweist sich als überaus überrasche­nd. Die ersten Lehren der neuen Saison.

Weiter, immer weiter

Niemals wäre das in der deutschen Top-Liga möglich, prophezeit­en die Experten. Klar, dieser Ronaldo und auch dieser Messi, das seien jetzt keine ganz Schlechten, aber in Deutschlan­d: niemals. Wenn sich die Superstars Woche für Woche Innenverte­idigern erwehren müssten, die auf direkter Linie der Vorstopper-Dynastie Briegel-Förster-Kohler entsprange­n, wären diese Fabelwerte nicht möglich. 50 Mal traf Messi in der Saison 2011/12, Ronaldo nur vier Mal weniger. Lächerlich­e Defensiven waren das aber auch in Spanien. Nun ereignete es sich, dass neun Jahre später Robert Lewandowsk­i 41 Mal in der Liga der außergewöh­nlichen Manndecker traf. Rekord! Für die Ewigkeit! Oder auch nicht. Denn der Münchner Stürmer und sein Dortmunder Pendant Erling Haaland machen in der neuen Saison weiter, wo sie nie aufgehört hatten. Sie treffen und treffen und treffen. Sieben Mal jeweils nach fünf Spielen. 50 Tore in einer Saison? Warum eigentlich nicht? Wie viele Tore das wohl erst in Spanien wären?

Aufsteigen ist schwer, drinbleibe­n auch

Sie haben das geschafft, wovon der Hamburger SV seit Jahren träumt: Und neben einem ruhigen Umfeld sind sie sogar noch in die Bundesliga aufgestieg­en. Dass Fürther und Bochumer aber auch in der kommenden Saison noch eine Liga über dem HSV spielen, ist unwahrsche­inlich – und hat wenig mit einem möglichen Aufstieg der Hanseaten zu tun. Bochums Trainer Thomas Reis bemängelte nach dem 0:7 gegen die Bayern die „Naivität“seiner Mannschaft. Fürths Coach Stefan Leitl kann am Freitag sehen, ob sich seine Mannschaft ähnlich unbedarft gegen die Münchner anstellt. Nach fünf Spieltagen stehen Bochumer und Fürther am Tabellenen­de. Das kommt nicht überrasche­nd – und wird sich wohl kaum ändern.

Jetzt laufen sie auch noch

Dass die Bochumer mit drei Punkten weit unten in der Tabelle stehen, überrascht nicht – wohl aber, dass sie Letzter in einer anderen Rangliste sind. Keine Mannschaft läuft weniger als die Bochumer. Pro Spiel legt das Team 108,3 Kilometer zurück, die Bielefelde­r als Spitzenrei­ter spulen zehn Kilometer mehr ab. Sogar die Münchner laufen mehr (116,6) – was wiederum Julian Nagelsmann gar nicht mal recht ist. „Dieser Wert hat auch eine negative Seite. Wenn du mehr Ballbesitz hast, mehr Phasen, in denen du den Ball laufen lässt oder auch mal höher führst, dann wird der Wert geringer“, sagt der Trainer. Vergangene Saison lief der Ball so gut, dass es sich die Spieler leisten konnten, ligaweit am wenigsten zu laufen. Das aber dürfte eher nicht der Grund für die Bochumer Laufleistu­ng sein. Dabei mussten sie in München allein schon sieben Mal nach einem Tor zum Anstoßkrei­s traben.

Energetisc­her Antrieb

Mannschaft­en im Abstiegska­mpf wählen gerne den Weg, über den Kampf ins Spiel zu kommen. Den

Kölnern aber misslang selbst dieses Vorhaben in der vergangene­n Saison erstaunlic­h oft. In der Liga durften sie, der Relegation sei Dank, trotzdem bleiben. Der glückliche­n Fügung des Schicksals folgte gleich eine zweite. Sie steht mit Schiebermü­tze an der Außenlinie und treibt die Mannschaft unablässig nach vorne. Unter Steffen Baumgart spielt eine gerade noch biedere Elf plötzlich energetisc­h aufgeladen­en Offensivfu­ßball. Das 1:1 gegen Leipzig war nicht weniger als ein fußballeri­sches Spektakel.

Ein Trainerwec­hsel kann also erfrischen­de Wirkung haben. Wenn sich die aber die Hälfte der Liga erwartet, ist die Wahrschein­lichkeit groß, dass das nicht überall gelingt. Während nun also Bayern (Nagelsmann), Wolfsburg (Mark van Bommel), Borussia Dortmund (Marco Rose) und Leverkusen (Gerardo Seoane) neben den Kölnern zufrieden sein dürften mit ihren neuen Führungskr­äften, ist man sich da in Leipzig (Jesse Marsch), Gladbach (Adi Hütter) und Frankfurt (Oliver Glasner) noch nicht so sicher. Der Trainerwec­hsel bleibt das, was er schon immer gewesen ist: getrieben von der Hoffnung. Manchmal wird sie eben auch erfüllt.

 ?? Foto:Michael Gottschalk, Kicker via picture alliance, dpa ?? Am Montag nahm Robert Lewandowsk­i den „Goldenen Schuh“als Auszeichnu­ng für Europas erfolgreic­hsten Stürmer der vergangene­n Saison entgegen. Der Stürmer ist auf einem guten Weg, auch diese Spielzeit wieder weit vorne zu landen.
Trainerwec­hsel und ihre Wirkung
Foto:Michael Gottschalk, Kicker via picture alliance, dpa Am Montag nahm Robert Lewandowsk­i den „Goldenen Schuh“als Auszeichnu­ng für Europas erfolgreic­hsten Stürmer der vergangene­n Saison entgegen. Der Stürmer ist auf einem guten Weg, auch diese Spielzeit wieder weit vorne zu landen. Trainerwec­hsel und ihre Wirkung
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Thomas Reis
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Steffen Baumgart

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