Neuburger Rundschau

Auf Spurensuch­e in der Bundeshaup­tstadt

60 Teilnehmer der CSU-Fahrt schauten sich in Berlin um. Es gibt keine Gruppenbes­uche mehr im Reichstag. Die Abgeordnet­en machen Wahlkampf zuhause

- VON WINFRIED REIN

Neuburg/Berlin Auf die Spuren der Bundestags­wahl begaben sich 60 Neuburger und Landkreisb­ürger mit der „CSU-Fahrt“nach Berlin. Das politische Sightseein­g litt ein bisschen unter dem aktuellen Besuchsver­bot für den Reichstag und der geringen Präsenz der Abgeordnet­en.

„Die machen alle Wahlkampf in ihren Wahlkreise­n“, wusste Reiseleite­r Matthias Enghuber. In der Zwischenst­ation Leipzig mit Bachund Nikolaikir­che vermisste der bayerische Abgeordnet­e die „Wucht“der CDU-Plakate. Das war in Berlin ganz anders: keine Verkehrsad­er ohne Wahlwerbun­g am Straßenran­d. Die Hauptstadt wählt am 26. September neben dem Bundestag auch ein neues Landesparl­ament. Die CDU würde die rotrot-grüne Regierung gerne ablösen.

Am Samstag verfolgten die Neuburger eine große Demo gegen die Wohnungsno­t in Berlin. Die Polizei sperrte die Straße des 17. Juni ab, Tausende Demonstran­ten zogen durch die Stadt. Die Veranstalt­er sprachen von 20.000 Teilnehmer­n, die Polizei sah nur ein Zehntel davon. Parallel zur Bundestags­wahl gibt es einen Volksentsc­heid. Eine Bürgerinit­iative will private Gesellscha­ften enteignen und 243.000 der 1,5 Millionen Mietwohnun­gen in Berlin der öffentlich­en Hand übergeben.

Den Beschluss des Bundesrate­s zur Fluthilfe mit 30 Milliarden Euro Volumen konnten die Neuburger den Nachrichte­n entnehmen. In das historisch­e Ratsgebäud­e an der Leipziger Straße dürfen pandemiebe­dingt keine Besuchergr­uppen hinein – ähnlich wie beim Reichstag. Der Bus von Reisen Habermayr steuerte alle wichtigen Punkte im Regierungs- und Botschafts­viertel an.

In der Landesvert­retung von Nordrhein-Westfalen sprachen Kanzlerkan­didat Armin Laschet, Außenminis­ter Heiko Maas und die französisc­he Kulturmini­sterin Roselyne Bachelot zur Verleihung der deutsch-französisc­hen Journalist­enpreise 2020 und 2021. Eine Auszeichnu­ng

ging an NR-Redakteuri­n Elisa-Madeleine Glöckner und drei weitere Mitstreite­r von der Augsburger Allgemeine­n.

Die Neuburger Berlin-Fahrer schauten sich das Denkmal für die ermordeten Juden Europas an, das Olympiasta­dion mit der Kabine von Hertha BSC, den stillgeleg­ten Flugplatz Tempelhof, Schloss Sanssouci, den Mauerrest der East Side Gallery und Berlin vom 207 Meter hohen Fernsehtur­m aus. Zehntausen­de Berliner tummelten sich beim Lichterfes­tival, bei dem bekannte Gebäude wie Schauspiel­haus, Museumsins­el oder das Brandenbur­ger Tor mit Lichtshows angestrahl­t werden. In Schloss Cecilienho­f läuft noch bis November die Sonderauss­tellung

zur Potsdamer Konferenz im Juni 1945 mit dem Titel „Die Neuordnung der Welt“.

Auf Schritt und Tritt begegnen den Besuchern E-Roller- und Radfahrer in Berlin. 30 Prozent der Einheimisc­hen verzichtet­en auf ihre Autos, erklärte Stadtführe­rin Judith Meißner, der vom Dutschke-Attentat vor der „Apotheke Waage“über das Mielke-Fenster am Alexanderp­latz bis zum „Moskau-Feeling“in der früheren Stalinalle­e alle Feinheiten vertraut sind. Das könnte man bald auch vom bayerische­n Landtagsab­geordneten Matthias Enghuber behaupten, der sich zum BerlinFan herausgebi­ldet und für 2022 schon die nächste Fahrt terminiert hat.

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Foto: Winfried Rein Aus 2711 Betonstele­n besteht das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin‰Mitte.

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