Neuburger Rundschau

Grüne kritisiere­n Seehofer

Idar-Oberstein: Von Notz wirft Union Versäumnis­se vor

- VON SIMON KAMINSKI

Augsburg Die Tat von Idar-Oberstein vom Samstagabe­nd hat einen heftigen Streit über die Bekämpfung von Extremismu­s ausgelöst: Der Grünen-Politiker Konstantin von Notz richtete im Gespräch mit unserer Redaktion schwere Vorwürfe an Bundesinne­nminister Horst Seehofer und die Union. Der CSU-Politiker setze an die Stelle einer klaren Strategie zur Bekämpfung von Extremismu­s eine „relativier­ende“Vermengung verschiede­ner Extremismu­sarten. Auch habe er es versäumt, nach den tödlichen Schüssen auf einen Tankstelle­n-Kassierer ein Signal zu setzen: „Man kann sich über Horst Seehofer wirklich nur wundern: Nach dem Mord an einem 20-Jährigen in Idar-Oberstein, der von einem dem „Querdenker“-Spektrum zuzurechne­nden Mann geradezu hingericht­et wurde, hat es der Innenminis­ter bedauerlic­herweise versäumt, in die Region zu fahren, Trost zu spenden und Solidaritä­t mit dem Opfer und den Hinterblie­benen zu zeigen.“

Auch die Rolle der CDU sieht von Notz, stellvertr­etender Fraktionsc­hef der Grünen im Bundestag, äußerst kritisch. Meist sei es die CDU gewesen, die wichtige Vorhaben blockiert habe und die in diesem Wahlkampf durch die Kandidatur von Hans-Georg Maaßen und Dialogsign­ale an die „Querdenker“-Szene selbst massiv mit der Abgrenzung nach rechtsauße­n ringe. Die Grünen hätten immer wieder ein Demokratie­fördergese­tz, die Streichung des Begriffs der Rasse aus dem Grundgeset­z, Reformen bei der Bekämpfung von Hass und Hetze im Internet sowie eine Verschärfu­ng des Waffenrech­ts eingeforde­rt.

Seehofer selber hatte in einem Interview mit der Süddeutsch­en Zeitung beklagt, dass gute Entwürfe zur Bekämpfung von Extremismu­s in den vergangene­n Monaten im Parlament in Serie abgelehnt worden seien. So habe er sich mit Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD) auf ein Wehrhafte-Demokratie-Gesetz verständig­t. Es sollte Initiative­n und Organisati­onen, die sich für demokratis­che Werte und gegen extremisti­sche Tendenzen einsetzen, mehr Geld sichern. „Leider hat der Bundestag dem Gesetz nicht zugestimmt“, sagte Seehofer. Der Vorstoß sei an „Nickeligke­iten“gescheiter­t.

Tatsächlic­h war es Seehofers eigene Fraktion, die CDU/CSU, die das Vorhaben nach der Einigung der Minister blockiert hatte. „Wenn die von Horst Seehofer vorgebrach­te Kritik jemanden trifft, dann den Minister selbst, der nicht imstande war, diese wichtigen Initiative­n in seinem Bereich umzusetzen“, sagte Konstantin von Notz.

Die Ermittlung­en laufen weiter auf Hochtouren. Die Polizei betont, „keine Toleranz bei Nachahmung­staten“walten zu lassen. Wie die Polizei in Trier am Donnerstag mitteilte, hatte ein Mann in Schweich – rund 50 Kilometer westlich von Idar-Oberstein – am Mittwoch eine Supermarkt-Kassiereri­n bedroht, die ihn auf das korrekte Tragen der Mund-Nasen-Maske hingewiese­n habe. Er habe gesagt, er könne sie auch erschießen und sei gegangen. Die Polizei ermittelte als Verdächtig­en einen 56-Jährigen aus Trier, dessen Wohnräume daraufhin durchsucht wurden.

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Foto: Thomas Frey, dpa Gedenken an das Opfer der Gewalttat in Idar‰Oberstein.

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