Immobilienboom treibt Preise auf neue Rekorde
Die Kosten für Wohneigentum sind im zweiten Quartal so stark gestiegen wie seit mindestens 20 Jahren nicht
Wiesbaden Der Erwerb der eigenen vier Wände in Deutschland wird immer teurer und ein Ende des Preisanstiegs ist angesichts anhaltend hoher Nachfrage vorerst nicht in Sicht. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes mussten Käufer von Eigentumswohnungen und Häusern im zweiten Quartal bundesweit im Schnitt 10,9 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Es war der stärkste Anstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000, wie die
Wiesbadener Behörde am Freitag mitteilte. Im ersten Vierteljahr des laufenden Jahres hatten sich die Kaufpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser und Eigentumswohnungen nach den jüngsten Berechnungen der Statistiker durchschnittlich noch um 8,9 Prozent erhöht.
Experten des Hamburger GewosInstituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung waren jüngst mit Blick auf die Zahlen von 2020 zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die „Preisdynamik im Bereich des selbst genutzten Wohneigentums im Zuge der Corona-Pandemie“noch einmal verstärkt habe.
An der Spitze liegen nach Daten der Statistiker weiter die Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf. Ein- und Zweifamilienhäuser kosteten der Behörde zufolge dort im Schnitt 14,7 Prozent mehr als im zweiten Quartal 2020. Die Preise für Eigentumswohnungen stiegen um 12,9 Prozent. Auch auf dem Land geht es inzwischen kräftig nach oben, allerdings meist von einem geringeren Niveau aus. Immobilienkäufer in dünn besiedelten ländlichen Kreisen mussten für Häuser im Schnitt 11,8 Prozent mehr als im Vorjahresquartal zahlen, Wohnungen verteuerten sich um 9,2 Prozent. Nicht enthalten in der Statistik sind die Nebenkosten eines Immobilienkaufs wie Maklerund Notarkosten oder Grunderwerbsteuer,
die nach einer Studie der Sparda-Banken in den vergangenen Jahren auch kräftig zulegten.
Die Nachfrage nach Wohnraum ist laut der Baubranche weiterhin hoch. Trotz schwacher Auftragsentwicklung im öffentlichen Bau erhielt das Bauhauptgewerbe im Juli Aufträge im Wert von rund 7,9 Milliarden Euro – bereinigt um Preiserhöhungen und unter Berücksichtigung der tatsächlichen Arbeitstage ein Plus von 1,4 Prozent.