Die Schweizer geben ihr Jawort
Gleichgeschlechtliche Paare können nun heiraten und dürfen auch Kinder adoptieren
Genf Die Schweizerinnen und Schweizer geben ihr Jawort: Am Sonntag sprachen sich Helvetiens Stimmberechtigte in einem Referendum klar für die Ehe für alle aus. Die Auszählung der Stimmen in allen 26 Kantonen erbrachte eine Mehrheit von 64 Prozent. Damit schließt die Eidgenossenschaft auf zu mehr als einem Dutzend europäischer Staaten, darunter Deutschland, Luxemburg oder Österreich, in denen gleichgeschlechtliche Paare zivil heiraten können. Die Regierung in Bern und beide Kammern des Parlaments hatten die Gesetzesänderung schon beschlossen: Die
Ehe für Gleichgeschlechtliche soll die „heutige Ungleichbehandlung beseitigen“, hieß es. „Alle Paare sollen heiraten können und so die gleichen Rechte und Pflichten haben.“Die Umsetzung aber lag wegen des von Kritikern angestrengten Referendums auf Eis.
Verbände der Schwulen und Lesben, die sich in dem Komitee „Ja, ich will“zusammenschlossen, hatten mit Nachdruck die Ehe für alle gefordert. Zwar seien Homo- und Bisexualität in der Schweiz gesellschaftlich „weitgehend anerkannt“, schrieben sie vor der Abstimmung. „Trotzdem sind gleichgeschlechtlich liebende Menschen in unserem Land rechtlich nicht gleichgestellt, weil sie nicht heiraten können und ihnen somit wichtige Rechte verwehrt bleiben.“Das widerspreche der Verfassung, die das Recht auf Ehe und Familie garantiere und Diskriminierung aufgrund der Lebensform verbiete. In der Tat war bislang eine Eheschließung nur zwischen Mann und Frau möglich. Gleichgeschlechtlichen Paaren war es verwehrt, ein Kind gemeinsam zu adoptieren. Sie hatten auch keinen Zugang zur Fortpflanzungsmedizin.
Die Schweizerische Volkspartei SVP, die stärkste politische Kraft, und konservative Gruppen setzten sich für eine Bewahrung der alten Zustände ein. Sie argumentieren mit dem Kindeswohl und der Staatsräson.
Regenbogenfamilien mit zwei Vätern oder zwei Müttern könnten die traditionelle Familie nicht ersetzen. „Die Ehe heterosexuellen Paaren vorzubehalten ist nicht, wie Lobbygruppen und linke Medien gebetsmühlenartig repetieren, eine Diskriminierung, sondern ein legitimer und sachlich begründbarer Akt der Selbsterhaltung“, sagte etwa der SVP-Politiker David Zuberbühler.
In einer zweiten Abstimmung lehnten die Schweizer die sogenannte „99-Prozent-Initiative“der Jungsozialisten klar ab: 66 Prozent sagten Nein dazu. Sie forderte stärkere Abgaben auf Kapitaleinkommen – verbunden mit einer Entlastung von 99 Prozent der Bevölkerung.