Warum der FCA so harmlos ist
Die Augsburger haben in dieser Bundesliga-Saison erst zwei Treffer erzielt, einer davon war ein Geschenk der Leverkusener Defensive. Eine Bilanz, die es vor neun Jahren schon mal gab
Der FC Augsburg könnte sein eigenes Vorbild sein. Es wäre sogar ratsam, sich an der Saison 2012/13 zu orientieren. Zumindest jetzt, da nach sechs Spieltagen der Start zwar punktemäßig nicht so schlecht wie vor neun Jahren ist, die Torausbeute aber die gleiche. Damals waren dem Team nur zwei Treffer in der Anfangsphase der Saison gelungen – dennoch blieb der FCA erstklassig. In der aktuellen Runde steht das Torkonto der Augsburger bislang auch nur bei zwei Treffern. Das ist die schwächste Ausbeute aller Teams. Selbst Schlusslicht Greuther Fürth oder Arminia Bielefeld waren häufiger erfolgreich.
Woraus also Mut ziehen? Die Offensive lahmt, die Defensive schien sich stabilisiert zu haben, woran seit dem 0:3 am Sonntag in Freiburg allerdings auch wieder große Zweifel herrschen. Also den Blick zurück wagen. Am siebten Spieltag der Saison 2012/13 gelang der erste Erfolg. 3:1 hieß es im Heimspiel gegen Bremen. Werner, Hain und Baier hießen die Torschützen, die nicht nur für drei Punkte sorgten, sondern auch für das Gefühl, dass die FCAOffensive der Liga gewachsen ist. Genau dieses Empfinden braucht es auch jetzt wieder. Trainer damals wie heute: Markus Weinzierl.
An Spieltag Nummer sieben der aktuellen Runde müssen die Augsburger allerdings nach Dortmund. Dort von einem 3:1-Erfolg auszugehen, scheint sehr gewagt. Erst recht nach der enttäuschenden Leistung in Freiburg. Da hatten die Augsburger viele Fans entsetzt zurückgelassen. Florian Niederlechner war denn auch wenig optimistisch mit seinem Blick nach vorne. Mit einer ähnlichen Leistung wie im Breisgau setze es in Dortmund noch mehr Gegentore, prophezeite der Stürmer. Er hat bislang für die beiden Tore des FCA in dieser Saison gesorgt. Gegen Leverkusen mithilfe der Gäste, gegen Mönchengladbach mit präzisem Abschluss. Mehr ist den Augsburgern nicht gelungen. Sie haben mit die wenigsten Chancen der Liga, auch ihr Ballbesitzanteil ist gering.
Hinzu kommen personelle Probleme. Niederlechner schleppt schon seit längere Zeit Probleme in den Adduktoren und Bauchmuskeln mit sich herum. Alfred Finnbogason gerät von einer Verletzung in die nächste. Erst sorgte ein hartes Einsteigen seines Gegenspielers beim Pokalspiel in Greifswald für eine Blessur am Innenband, danach machte die Achillessehne Probleme. Wohl auch, weil es den Isländer mal wieder zu früh zurück auf den Platz zog. Sergio Cordova wirkt nach seiner Rückkehr aus Bielefeld wie ein Fremdkörper. Und der Schweizer Neuzugang Andi Zeqiri braucht noch Eingewöhnungszeit. Ein Lichtblick ist Ruben Vargas, der sich allerdings immer wieder mal in Einzelaktionen verliert.
Ein weiteres Problem: Den Angreifern fehlen Vorlagen. Konnte sich Niederlechner in seiner bisher besten FCA-Saison auf die Flanken von Philipp Max verlassen, mangelt es ihm seit dessen Abgang oft an brauchbaren Zuspielen. Iago, Mads Pedersen, Raphael Framberger oder Robert Gumny mühen sich zwar auf den Außenbahnen, ihnen fehlt aber oft die Präzision.
Mut können dem FCA andere Beispiele als ihr eigenes machen. So schafften auch Wolfsburg (2012/13), Köln (2014/15), der Hamburger SV (2016/17) und der SC Freiburg (2017/18) den Klassenerhalt, obwohl auch sie nach sechs Spieltagen nur zwei Tore erzielt hatten. Die Hamburger sind sogar nicht abgestiegen, als sie in der Saison 2014/15 nach sechs Partien nur einen Treffer auf dem Konto hatten.