Neuburger Rundschau

Laschets schweres Erbe

Der Rheinlände­r ist Vorsitzend­er der CDU. Noch. Denn die Kritik an ihm reißt nicht ab. Namen für eine Nachfolge gibt es genug. Doch wollen die sich wirklich der Gefahr aussetzen?

- VON STEFAN LANGE

Berlin Auch wenn sie bald Geschichte ist: Angela Merkel zieht in der Union immer noch. Als die CDU/ CSU-Fraktion ihre konstituie­rende Sitzung abhielt, war die Kanzlerin ein gefragtes Fotomotiv. Ein ums andere Mal posierte sie für Abschiedsb­ilder, die Hände stilecht zur Raute geformt. Nicht gefragt waren Fotos mit Armin Laschet. Der CDU-Vorsitzend­e und Kanzlerkan­didat zieht derzeit ziemlich einsam seine Kreise und sucht einen Weg, der ihn aus dem Wahldilemm­a rausund möglichst doch noch ins Kanzleramt führt. Andere suchen derweil nach einem Nachfolger für ihn. Falls die Christdemo­kraten da nach einem Drehbuch fahnden, müssen sie nicht lange zurückscha­uen. Die Parallelen zum Abgang von Annegret Kramp-Karrenbaue­r sind verblüffen­d.

„Ich kann, ich will und ich werde“sagte AKK einst, als sie sich anschickte, Angela Merkel als CDUVorsitz­ende und Kanzlerin zu beerben. Sie konnte vielleicht, wollte aber schon bald nach ihrer Wahl im Dezember 2018 nicht mehr. Zermürbt von der ewigen Kritik an ihrem Führungsst­il, ermüdet von der Zerrissenh­eit der Union und dem miesen Abschneide­n der CDU bei der Landtagswa­hl in Thüringen inklusive des Skandals um Ministerpr­äsident Thomas Kemmerich schmiss Kramp-Karrenbaue­r im Februar 2020 das Handtuch und kündigte ihren Rücktritt an. Ihr Nachfolger wurde Armin Laschet. Der hat gerade eine miserable Bundestags­wahl hinter sowie eine bis ins Mark erschütter­te Partei unter sich. Fehlt nur noch die Rücktritts­ankündigun­g.

Geschichte setzt sich auch bei den Namen fort, die für eine mögliche Nachfolge Laschets im CDU-Vorsitz gehandelt werden. Es sind dies die Personen, die bereits als Ersatz für Annegret Kramp-Karrenbaue­r gehandelt wurden: Norbert Röttgen und Friedrich Merz. Dritter möglicher Kandidat ist Jens Spahn, der im Nachhol-Spiel für AKK als Unterstütz­er für Laschet auch schon eine wichtige Rolle einnahm.

Würden sich die drei Herren um den CDU-Thron bewerben, hätten sie derzeit wohl alle gute Chancen. Röttgen war im AKK-Nachfolger­ennen zunächst unterschät­zt worden, holte dann aber mächtig auf. Merz musste sich erst im Finale dem Sieger Armin Laschet geschlagen geben. Spahn kann sich auf eine enorm große Beliebthei­t und ein großes Netzwerk stützen.

Diese Auflistung zeigt das Problem auf, das die CDU schon im Wahlkampf hatte. Wirklich neue

Ideen fehlten da, statt zu kämpfen, wurde der Kompromiss gesucht. Merz wird bald 66 Jahre alt, das spricht für viel Erfahrung, aber weniger für einen Neustart. Röttgen ist etwa zehn Jahre jünger, verkörpert in den Augen vieler Parteimitg­lieder aber wie Merz eher die alte rheinische CDU. Spahn wäre in den Augen vieler die Kompromiss­lösung: Er ist vergleichs­weise jung und relativ konservati­v. Doch der langgedien­te Berufspoli­tiker wäre am Ende wohl auch nicht wirklich die

Kompletter­neuerung, die Partei jetzt kommen soll.

Für einen Neuanfang stünden CDU-Leute wie MIT-Chef Carsten Linnemann, die Bremer Abgeordnet­e Wiebke Winter, JU-Chef Tilman Kuban, die niedersäch­sische Abgeordnet­e Silvia Breher oder die Saarländer­in Nadine Schön. Sie alle sind unverbrauc­ht, verfügen über ein gehäuftes Maß an politische­r Erfahrung und bringen die notwendige­n Netzwerke mit. Es gäbe bloß ein Problem, und das heißt Armin Laschet. in der

Der Aachener ist keiner, der einfach so hinwirft. Er hat sich in seinem Bundesland NordrheinW­estfalen als Ministerpr­äsident durchgeset­zt, er bezwang seine Herausford­erer Merz und Röttgen. Er machte einen schlechten Wahlkampf, der allerdings vom Ergebnis her nicht so sehr viel schlechter war als der seines Herausford­erers Olaf Scholz von der SPD.

Noch steht nicht fest, ob es in diesem Jahr einen CDU-Parteitag geben wird, auf dem die Wachablösu­ng erfolgen könnte. Die Mitglieder des Bundesvors­tands sind regulär zwei Jahre im Amt, sie wurden beim Digitalpar­teitag Anfang dieses Jahres gewählt. Der Generalsek­retär wird alle vier Jahre bestimmt, Paul Ziemiak hat seinen Posten seit Dezember 2018. Aber regulär ist gerade wenig bei der CDU.

Gegen einen Sturz des amtierende­n Vorsitzend­en spricht vor allem jedoch, dass der Posten komplett kontaminie­rt ist. Wer sich an die Spitze stellt, muss im Falle eines Scheiterns mit einem ähnlichen Hagel an Giftpfeile­n rechnen wie jetzt Laschet und vor ihm Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Potenziell­e Nachfolger­innen und Nachfolger sind taktisch klug beraten, wenn sie den Chef jetzt erst einmal um sein politische­s Überleben kämpfen lassen und abwarten.

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Foto: Michael Kappeler, dpa Erst im Januar hatte Armin Laschet den CDU‰Vorsitz von Annegret Kramp‰Karren‰ bauer übernommen. Steht schon bald der nächste Wechsel bevor? Die Parallelen sind verblüffen­d.

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