Academy Museum eröffnet
Hollywoods Prestigeprojekt
Los Angeles Nach vielen Aufschüben öffnet das neue Academy Museum in Los Angeles nun für Besucher seine Pforten – ein ehrgeiziges 480-Millionen-Dollar-Projekt (411 Millionen Euro) des italienischen Stararchitekten Renzo Piano. Über sieben Stockwerke und einen riesigen Kuppelbau verteilt, sollen Geschichte, Kunst und Wissenschaft des Films zelebriert werden. Das sei eine wichtige Sache für die Stadt, sagte Oscar-Preisträger Tom Hanks, der dem Vorstandsgremium angehört, im Vorfeld bei einer Pressetour. Überall in der Welt würden wunderbare Filme gemacht, aber an einem Ort wie Los Angeles, von der Oscar-Akademie geschaffen, müsse dieses Museum „der Parthenon“aller Filmmuseen sein, trumpfte der Schauspieler auf. Der Parthenon ist eines der berühmtesten Baudenkmäler des antiken Griechenlands.
Das Museum ist das erste Filmmuseum in Los Angeles – und zugleich die größte Einrichtung dieser Art in den USA. Im Bauch der Kugel-Konstruktion befindet sich ein Großraumkino mit 1000 Plätzen, darüber eine riesige Terrasse, in weiter Ferne ist der HollywoodSchriftzug zu erkennen. Das Museum erstreckt sich über 30000 Quadratmeter. Auf einer Galeriefläche von 4700 Quadratmetern werden Teile der Sammlung der OscarAkademie ausgestellt, darunter Filmposter, Drehbücher, Requisiten und Kostüme: der „Rosebud“-Schlitten aus dem Klassiker „Citizen Kane“, Dorothys rote Schuhe aus dem „Zauberer von Oz“, eine Hai-Attrappe aus dem Schocker „Der Weiße Hai“, die Original-Schreibmaschine, auf der das Drehbuch für Hitchcocks „Psycho“geschrieben wurde. Auf zehn Monitoren werden Szenen von über 700 Filmen aus aller Welt gezeigt. In mehreren Sonderausstellungen kommen Filmemacher zu Wort.
Oscar-Preisträger Spike Lee zeigt eine Sammlung von Artefakten, die seine Arbeit geprägt haben. Der Mexikaner Guillermo del Toro stellt seine Fantasy-Kreaturen vor. Die Arbeit des japanischen Zeichentrick-Regisseurs Hayao Miyazaki wird mit einer Retrospektive gewürdigt. Der 80-jährige Mitbegründer des Zeichentrickstudios Ghibli in Tokio ist durch Filme wie „Chihiros Reise ins Zauberland“und „Mein Nachbar Totoro“bekannt.
Dem Kuratoren-Team für die Eröffnungsausstellung gehört die Deutsche Jessica Niebel an, die vor ihrem Wechsel nach Los Angeles beim Frankfurter Filmmuseum tätig war. Natürlich gehören auch Oscar-Trophäen zu der Sammlung des Museums, die Geschichte der Academy Awards ab 1929 ist Teil der Ausstellung. Dabei werden kontroverse Themen angesprochen, etwa die Oscar-Verleihung 1940, als Hattie McDaniel mit ihrer Nebenrolle in dem Südstaatenepos „Vom Winde verweht“als erste Afroamerikanerin einen Oscar gewann. Bei der Verleihung durfte sie als Schwarze aber nicht mit dem Team an einem Tisch sitzen, sondern war in den hinteren Teil des Raumes verbannt worden. Barbara Munker, dpa