Eine Nervensäge, die noch benötigt wird
Alte küchenphilosophische Frage: Wenn ein Baum umfällt, aber keiner hört es: Gab es dann ein Geräusch? Eine Frage, die Bob Hanning auf ziemlich eindeutige Weise beantwortet. Er rückt regelmäßig mit der Motorsäge an, auf dass auch wirklich jeder aufschreckt, wenn der Handball-Funktionär zur Tat schreitet. Hanning schreckt auch nicht davor zurück, Gänseblümchen mit der Kettensäge zu stutzen.
Der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes knatterte seit 2013 derart vehement durch die Strukturen des Verbandes, dass nicht wenige entspannt aufatmen werden, wenn am Wochenende die Amtszeit Hannings endet. Der 53-Jährige vertrat seine Positionen derart lautstark und vehement, dass er bisweilen über die Grenzen seines Sports auffiel. Nicht immer positiv. Hanning wird dem Handballbund fehlen.
Nicht jede seiner Entscheidungen war glücklich. Die Mannschaft hat es nicht geschafft, sich nachhaltig in der Weltspitze zu etablieren. Das aber obliegt nicht einzig Hannings Verantwortungsbereich. Er schuf immer wieder einen Resonanzraum für eine Sportart, die – wie so viele andere auch – unter der Vormachtstellung des Fußballs leiden.
Dabei waren die von ihm getragenen grellen Pullover nur plakatives Symbol für seine Anstrengungen, den Handball in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Hanning
war Marktschreier des Handballs – aber einer der Lautstärke mit Expertise paarte.
Hanning wird weiterhin nerven und fordern, fördern und kritisieren – als Geschäftsführer der Füchse Berlin und Trainer in der dritten Liga in Potsdam. Als einer, der um seine Geltung und Wirkung weiß. Er wird sich auch weiterhin lautstark zu Wort melden, wenn er meint, Reize setzen zu müssen.
Das wird nicht immer zur Freude des Verbandes sein. Für den Handball in Deutschland aber ist es ein Segen, wenn Hanning weiterhin beizeiten die Motorsäge zur Hand nimmt. Er braucht Aufmerksamkeit. Er benötigt Typen. Es gibt keine bessere Nervensäge als Hanning.