Auf einen letzten Pieks
Nach gut neun Monaten schließen die Impfzentren in Neuburg und Mühlried ihre Pforten. Die Verantwortlichen um das Schrobenhausener Kreiskrankenhaus und den BRK-Kreisverband ziehen Bilanz – und sind mehr als zufrieden
Neuburg Es ist ein außergewöhnlicher Zeitabschnitt, der am Mittwoch im Landkreis zu Ende gegangen ist. Gut neun Monate lang dienten ein alter Supermarkt im Schrobenhausener Stadtteil Mühlried sowie die Ostendturnhalle in Neuburg als Zentren der Bekämpfung der Corona-Pandemie in der Region. Tagtäglich wurden dort Hunderte Impfungen gegen das Covid-Virus verabreicht. Nun ist Schluss, heute wird abgebaut und die Verantwortlichen ziehen Bilanz zur Impfkampagne in der Region.
Am 27. Dezember fiel der Startschuss – ein „Tag der Hoffnung“, wie ihn Landrat Peter von der Grün damals betitelte. Die 94-jährige Luise Kober aus Neuburg war die Erste im Kreis, die in Mühlried eine Spritze in den Arm bekam. Insgesamt standen 60 Impfdosen des deutschen Herstellers BioNTech für den Auftakt zur Verfügung. Mit knapp der Hälfte davon schwärmte in Neuburg fast zeitgleich das erste von später drei mobilen Teams des Roten Kreuzes aus. Der Trupp impfte im BRK-Seniorenzentrum im Stadtteil Schwalbanger die ersten Bewohner gegen das Corona-Virus. „Das war schon aufregend“, erinnert sich Bernhard Pfahler, Organisationsleiter des BRK-Kreisverbands und Leiter des Neuburger Impfzentrums. „Ich weiß noch, wie der Impfstoff, quasi das heilige Gut, mit polizeilicher Eskorte gebracht wurde.“
Der Kreisverband fungierte sozusagen als Dienstleister des Schrobenhausener Krankenhauses, das bei der gesamten Impfkampagne in der Region den Hut aufhat. „Die Zusammenarbeit hat gut funktioniert und ich bin stolz, dass unser Verband einen großen Teil zur Bekämpfung der Pandemie leisten konnte“, sagt Pfahler, der merklich stolz auf sein Team ist. Knapp 50 Mitarbeiter waren im Neuburger Impfzentrum beschäftigt, sowohl ehren- als auch hauptamtlich. „Und ich würde sagen, dass wir das zusammen richtig gut gerockt haben.“Dieser Stolz habe die Anstrengungen der vergangenen Monate, von logistischer Feinarbeit beim Aufbau über die Koordination der mobilen Teams und des Betriebs in der Halle bis hin zur ständigen Erreichbarkeit und beinahe täglichen Neuerungen der Regierung schnell in den Hintergrund rücken lassen.
Obwohl der Impfstoff knapp war, lief das Mühlrieder Zentrum von Anfang an mit bis zu 400 Immunisierungen am Tag auf Hochtouren.
Die Ottheinrichstadt musste sich noch etwas gedulden. Dort waren zunächst ausschließlich die mobilen Teams unterwegs, die primär in den Senioren- und Pflegeeinrichtungen waren – dennoch landkreisweit. Im Februar öffnete schließlich das zweite Impfzentrum im Kreis seine Pforten in der Mehrfachturnhalle im Neuburger Ostend. Nun hatten es auch die Bürger im nördlichen Teil des Landkreises leichter, sich gegen das Covid-Virus immunisieren zu lassen. Den ersten Pieks bekam dort der 89-jährige Konrad Kraus.
Die anfänglichen Startschwierigkeiten hinsichtlich Technik, einem Mangel an Impfstoff, bedingt durch Lieferschwierigkeiten, sowie ständig neuer Infos und Vorgaben seitens der Regierung ließen allmählich nach und die Impfkampagne in der Region nahm Fahrt auf. Insgesamt erhielten bis zur Schließung beider Zentren 34.273 Bürger dort ihre erste, 33.720 ihre zweite Impfung. „Und das sind Zahlen, auf die wir stolz sein können“, sagt Stefanie Schmid, Sprecherin des Schrobenhausener Kreiskrankenhauses. Das resultiere aus einer „grandiosen Teamleistung“.
Es sei eine spannende, aufregende und herausfordernde Zeit gewesen, so Schmid. Es bedurfte besonders am Anfang noch vieler Absprachen und Abstimmungen „weil das natürlich für uns alle Neuland war“. Allerdings konnte der Kreis Neuburg-Schrobenhausen gleich eine Besonderheit hinsichtlich der Terminvergabe vorweisen: „Da die Software noch nicht sofort funktionierte, haben wir unsere eigene vorübergehend genutzt und konnten
so sofort mit den Impfungen der Über-80-Jährigen beginnen.“Das sei in der Region einzigartig gewesen. „Andere Landkreise mussten warten, bis die Software rund lief.“
Die beiden Impfzentren hätten hervorragend funktioniert, lobt Landrat von der Grün. Die Zusammenarbeit von Kreiskrankenhaus und BRK sei „eine super Konstellation und die perfekte Lösung für unseren Landkreis gewesen, denn wir konnten mit heimischen Akteuren zusammenarbeiten“, so der Kreischef. „Ich bin sehr zufrieden.“