Neuburg will afghanische Ortskräfte aufnehmen
Die Stadt signalisiert Bereitschaft, bis zu fünf Helfer und deren Familien willkommen zu heißen
Neuburg Die dramatischen Bilder aus Kabul dürften jedem noch präsent sein. Nun könnte die Afghanistan-Krise auch in Neuburg ankommen. Der Stadtrat hat in seiner Sitzung am Dienstagabend darüber diskutiert, ob man Bereitschaft signalisieren soll, Familien afghanischer Ortskräfte aufzunehmen.
Anlass war ein Antrag der SPDFraktion, den Stadtrat Bernd Schneider vortrug. Unterstützt wurden er und seine Parteigenossen durch Vertreter anderer Fraktionen, nämlich Florian Herold, Sissy Schafferhans (beide FW), Bettina Häring (FDP), Franziska Hildebrandt, Frank Thonig (beide WIND), Gerhard Schoder, Norbert
Mages (beide Grüne) und Michael Wittmair (Linke).
„Als ehemaliger Soldat weiß ich um die Wichtigkeit der Ortskräfte“, betonte Schneider vor dem Gremium. Doch die Menschen, die im
Dienst der Bundeswehr und deutscher Hilfsorganisationen gestanden haben, seien nach der Machtübernahme der Taliban in Gefahr – zusammen mit ihren Familien. Als Stadt könne man helfen und einen „sicheren Hafen“schaffen. Deshalb solle sich die Stadt Neuburg bereit erklären, bis zu fünf Familien afghanischer Ortskräfte, die für die Bundeswehr oder deutsche Hilfsorganisationen gearbeitet haben, kurzfristig in Neuburg aufzunehmen, und dies umgehend dem Freistaat Bayern und dem Bund gegenüber mitzuteilen, so der Antrag.
Alfred Hornung (CSU) sprach von einem „ganz wichtigen Thema“. „Wir stehen in der moralischen Pflicht, den Ortskräften zu helfen“, betonte er. Er sei sich jedoch nicht sicher, ob man pauschal sagen solle, fünf Familien aufzunehmen. Man wisse schließlich nicht, wie groß diese seien. Hornung regte an, die Menschen auch bei der Wohnungssuche zu unterstützen, und brachte die neue Asylbewerberunterkunft ins Gespräch. Laut Florian Herold (FW) sei es wichtig, als Stadt die Hand zu heben, und einen Teil beizutragen. In seinen Augen müsse man Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Es handele sich zum Teil um gut qualifizierte Menschen, die wohl so schnell nicht in ihre Heimat zurückkehren werden. Durch einen Aufruf an Unternehmer könne man versuchen, sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren. „Dass wir helfen müssen, ist klar“, sagte Christina Wilhelm (AfD). Sie plädierte jedoch dafür, sich vorher zu überlegen, wie groß die Familien sein werden. Die Aufnahme von fünf Familien in Neuburg komme ihr überproportional vor, schließlich habe sich das wesentlich größere Ingolstadt bereit erklärt, zehn Familien aufzunehmen. Wilhelm sei es außerdem wichtig, dass die Betroffenen nachweisen können, auch wirklich für die Bundeswehr oder deutsche Hilfsorganisationen gearbeitet zu haben.
Wilhelm stimmte schließlich als Einzige gegen den Antrag. Das „bis zu fünf“störe sie, so Wilhelm. Der Rest des Gremiums war dafür, den übergeordneten Behörden Bereitschaft zu signalisieren, die afghanischen Ortskräfte und ihre Familien in Neuburg aufzunehmen.