Kreuze und Kerzenständer für den Tag des Todes
In früheren Zeiten bekamen Hochzeitspaare sogenannte Versehgarnituren geschenkt. Damit wurden die Menschen am „schönsten Tag ihres Lebens“ganz selbstverständlich auf den eigenen Tod vorbereitet
Karlshuld „Hier habe ich alles vorbereitet, alles ist schon geregelt, wenn ich mal sterbe“, erzählte einst eine alte Frau aus Rosing dem Museumsleiter Fritz Koch und zog zum Beweis eine Schublade in ihrem Nachtkastl auf. Darin befanden sich ein kleines Kreuz, wie sie Verstorbenen in die gefalteten Hände gelegt werden, und alle Gebete und Lieder, die sie sich auf ihrer Beerdigung wünschte.
Frühere Generationen gingen wesentlich selbstverständlicher als wir heute mit dem eigenen Tod um. In diese Tradition gehört auch die sogenannte Versehgarnitur, ein aus heutiger Sicht eher makabres Hochzeitsgeschenk. Versehgarnituren bestanden traditionellerweise aus einem größeren Standkreuz, zwei Kerzenständern, einem kleinen Sterbekreuz, einem – meist silberfarbenen – Tablett und drei kleinen Schalen für Krankenöl, Wasser und
Salz zur Reinigung der Hände des Priesters sowie einem weißen, oftmals liebevoll und aufwendig bestickten Tuch, ähnlich einem Altartuch. Darauf wurden die Utensilien angerichtet, wenn der Pfarrer zur Krankensalbung oder letzten Ölung kam, erzählt Koch. Natürlich befinden sich auch im Depot des Freilichtmuseums, das derzeit inventarisiert wird, Versehgarnituren oder zumindest Teile davon.
Das sind beispielsweise zwei blaue Leuchter aus Pressglas sowie mehrere Paare von silbernen Kerzenleuchtern,
von denen Koch überzeugt ist, dass sie Teile der bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts in katholischen Haushalten weit verbreiteten Versehgarnituren waren. „Das waren Geschenke zur Hochzeit, selbstverständliche Bestandteile eines Haushalts, die alle kannten und wussten, worum es dabei geht“, erklärt der Historiker und Volkskundler. Denn wenn es mit jemandem zu Ende ging, dann kam der Geistliche und erteilte dem Sterbenden die letzte Ölung mit dessen eigener Versehgarnitur. Dafür sei auf dem weißen Tuch eine Art Altar aufgebaut worden.
Wie alt die Exponate im Museumsdepot sind, kann Koch aktuell nicht sagen. Er schätzt, dass sie aus den 1930er bis 1950er Jahren stammen. Bei den meisten handelt es sich um vernickeltes Metall, möglicherweise Zinkspritzguss. Bei wohlhabenden Familien war die Versehgarnitur natürlich durchaus auch aus Silber.