Bilder gegen Rassismus
Wanderausstellung an der Neuburger Wirtschaftsschule
Neuburg „Beleidigen und Mobben ist wie Zahnpasta ausdrücken – man kann es nur sehr schwer wieder zurücknehmen.“Mit viel Humor und Selbstironie referiert Martin Rietsch am Donnerstag an der Wirtschaftsschule in Neuburg bei dem Projekt „Sei eine Stimme“über ein Thema, das gar nicht mal so lustig ist.
Noch vor der Pandemie, im Januar 2020, bewarb sich die Schule als Ausstellungsort der Wanderausstellung gegen Rassismus und Diskriminierung. Doch dann kam Corona. Und erst beim vierten Versuch hat es mit der Durchführung endlich geklappt, wie Anita Landgraf, die Innenkoordinatorin der Schule sichtlich erfreut mitteilt. Sie haben sich als Schule schon vorher aktiv mit unterschiedlichen Themen beschäftigt und wollen mit diesem Angebot eine weitere Lücke füllen, so Landgraf. Um möglichst viele Jugendliche zu erreichen, findet das Projekt an drei Tagen statt. In der Ausstellung werden Persönlichkeiten gezeigt, die sich aktiv gegen Diskriminierung und Rassismus aussprechen. Nebenbei finden weitere Veranstaltungen und Interaktionskurse statt. Am zweiten Tag liegt der Fokus auf Rassismus im Fußball und schließlich auf Alltagsrassismus und Antisemitismus.
Die Schüler der zehnten Klassen hatten am Dienstagnachmittag die Möglichkeit, dabei zu sein. Mit Spiel und Spaß versuchte Rietsch den Blick der Schüler in eine andere Perspektive zu lenken. Welche Vorurteile haben Ausländer gegenüber Deutschen? Tragen wirklich alle Deutschen eine Lederhose? Und es funktioniert. Die Schüler hören aufmerksam zu, lachen manchmal etwas beschämt und machen bei den Spielen aktiv mit.
Und dann wird es plötzlich doch ganz still im Raum, als Rietsch auf sein Leben zurückblickt. Überraschend offen erzählt er von Rassismus in seiner Jugend. Und wie dieser dazu beigetragen hat, dass er mehrmals versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Verärgert, aber auch distanziert, erinnert er sich daran, wie auf sein Auto geschossen wurde und er wenig Hilfe bekam. Und das alles, so Rietsch, aufgrund seiner Hautfarbe.
Nun schon seit 21 Jahren engagiert sich Rietsch für Gerechtigkeit, indem er zunächst den Verein „Liebe deinen Nächsten“gründete. 2016 initiierte er die Ausstellung an deutschen Schulen. Hier sind bis jetzt etwa 70 Menschen abgebildet. Diese wurden ganz gezielt ausgewählt. Es ist dem Verein wichtig, Personen zu zeigen, die aus voller Überzeugung anderen helfen möchten. Es sind bekannte Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Sport und Politik dargestellt. Viele von ihnen haben negative Erfahrungen gemacht und eignen sich daher besonders gut, um auf Missstände aufmerksam zu machen.
Drei neue Exponate kamen am Dienstag hinzu. Es ist zum einen die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland Anna Staroseleski und zum anderen Thomas Nuding, der als ein Seenotretter von Flüchtlingen bekannt wurde. Nach zwei weiteren ereignisreichen Tagen zieht die Ausstellung weiter an eine andere Schule.