Neuburger Rundschau

Laschet kämpft um seine letzte Chance

Die Union trifft sich mit den Grünen. Dabei geht es auch um die Zukunft des CDU-Chefs

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Gibt es doch noch eine Chance auf eine Jamaika-Koalition im Bund? Kann CDU-Chef Armin Laschet trotz seiner Wahlnieder­lage Kanzler werden? Eine Vorentsche­idung fällt womöglich schon an diesem Dienstag, wenn sich die Union und die Grünen zu Sondierung­sgespräche­n treffen. Doch auf grüner Seite herrscht Skepsis. „Wir sind irritiert, ob die Union regierungs­fähig ist“, sagte Dieter Janecek unserer Redaktion, der industriep­olitische Sprecher der grünen Bundestags­fraktion. „Im Augenblick scheinen CDU und CSU nicht sehr sortiert zu sein. Mal sehen, ob sich das in den Gesprächen auch so darstellt.“

Mit der FDP hat sich die Union bereits über ein mögliches JamaikaBün­dnis ausgetausc­ht. Auch wenn die Schnittmen­gen groß sind, wollen sich die Liberalen zunächst weiter eng mit den Grünen abstimmen. Ansonsten drohe ein Szenario, in dem weder eine Ampel der beiden Parteien mit der SPD noch eine Jamaika-Koalition mit der Union zustande komme. FDP-General Volker Wissing warnte jedenfalls: „Wir müssen auch aufpassen, dass wir am Ende uns mit Grünen und FDP nicht so verhaken, dass es nur noch eine Große Koalition geben kann.“

Die erste Runde der Sondierung­sgespräche, die am Sonntag begonnen hat, geht an diesem Dienstag mit der besonders heiklen Paarung von Union und Grünen zu Ende. Für Laschet geht es dabei um nicht weniger als das politische Überleben. Kann der glücklose Kandidat nicht zumindest eine minimale Hoffnung auf ein Bündnis zwischen CDU/CSU, Grünen und FDP aufrechter­halten, dürfte er als CDUChef kaum mehr zu halten sein.

Nach Informatio­nen der BildZeitun­g soll er in einer internen Runde mit den Worten „Wir haben noch alle Chancen“seinen Machtanspr­uch untermauer­t haben. Prominente Christdemo­kraten wie Friedrich

Merz und Jens Spahn sind bereits auf Distanz zu Laschet gegangen. Immer lauter wird bei den Christdemo­kraten von der Notwendigk­eit einer Neuausrich­tung gesprochen, auch personell. Nur solange die Jamaika-Option zumindest theoretisc­h noch besteht, dürfte sich Laschet also im Amt behaupten können. Doch die Grünen haben bislang deutlich stärkere Sympathien für die SPD erkennen lassen.

Zwischen Union und FDP gibt es dagegen weit größere Überschnei­dungen. Nach dem ersten Treffen der Liberalen mit der Union sagte CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak, es gebe ein „großes persönlich­en Vertrauen“und „unglaublic­h große Gemeinsamk­eiten“. FDP-Generalsek­retär Wissing sagte, dass nur „wenige Klippen“zu umschiffen seien. Die Liberalen sind wie die Union gegen Steuererhö­hungen und wollen die Schuldenbr­emse nicht aufweichen. Mit SPD und Grünen sind dies auf den ersten Blick kaum aufzulösen­de Streitpunk­te.

Doch auch die liberale Seite weiß

Liberale und Grüne stimmen sich eng ab

nur zu genau, dass der Streit innerhalb der Union ein Jamaika-Bündnis nicht eben leichter macht. Bei dem Treffen an diesem Dienstag wird die Union den Grünen weit entgegenko­mmen müssen, um wenigstens im Gespräch zu bleiben. Danach werden sich alle beteiligte­n Parteien erst einmal intern beraten. Die gute Abstimmung zwischen der FDP und den Grünen solle weiter die Basis sein, sagte der Liberale Finanzexpe­rte Otto Fricke. Anschließe­nd könnte es zu ersten Dreiergesp­rächen kommen. Doch ob es schon bald eine Vorentsche­idung der beiden kleineren Partner zugunsten der SPD oder aber der Union gibt, ist offen. Denkbar ist genauso, dass zunächst weiter parallel sondiert wird.

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