Neuburger Rundschau

Schwabens Wirtschaft trauert um Peter Saalfrank

Als Hauptgesch­äftsführer der IHK hat er die Region geprägt und sich für Geflüchtet­e starkgemac­ht

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg „Unterm Strich waren die letzten 25 Jahre gute Jahre“, hatte Peter Saalfrank zu seinem Abschied aus der IHK geschriebe­n. „Es war mir eine Freude und Ehre gleicherma­ßen.“25 Jahre in der Geschäftsf­ührung der Industrie- und Handelskam­mer auf wenige Sätze zu reduzieren, ist nicht leicht. Es gelingt nur, wenn man weiß, was einem wichtig ist. Und Peter Saalfrank wusste sehr genau, wofür er sich einsetzen wollte.

„Die letzten 25 Jahre waren in unserer Region gekennzeic­hnet vom Ringen – teilweise mit harten Bandagen – um eine verbessert­e Infrastruk­tur“, so fasste es Peter Saalfrank kurz vor seinem Abschied als IHK-Hauptgesch­äftsführer im Dezember 2019 zusammen. „In letzter Zeit waren wir damit erfolgreic­her“, schrieb er. Das dürfte leicht untertrieb­en gewesen sein.

Mit Herzblut hat sich Saalfrank für die Region starkgemac­ht, für gute Rahmenbedi­ngungen und eine gute Infrastruk­tur, damit wirtschaft­liches Leben in Schwaben floriert. Der Einsatz hat sich ausgezahlt. In Saalfranks Amtszeit fällt zum Beispiel der sechsspuri­ge Ausbau der Autobahn 8, der Herzschlag­ader der Region. Ein Anliegen war ihm, Schwaben als Technologi­eund Wissenscha­ftsstandor­t zu stärken. Vom Erfolg dieser Strategie zeugen die Gründung des Innovation­sparks in Augsburg und die neue medizinisc­he Fakultät.

Hartnäckig hat Saalfrank in München Kontakte geknüpft und Entscheidu­ngen vorangetri­eben. „Mit Ministerpr­äsident Beckstein ging es bergauf in Schwaben“, erinnerte sich Saalfrank. Günther Beckstein war von 2007 bis 2008 Ministerpr­äsident. Saalfrank warnte vor Rückschläg­en wie der Schließung des Computerwe­rks von Fujitsu in Augsburg, tat aber viel dafür, die Auswirkung­en stets in Grenzen zu halten. Sein Engagement für den Standort lässt fast vergessen, dass der IHK-Lenker selbst gar nicht aus Schwaben stammte.

Geboren im Mai 1957 in München, wuchs Saalfrank nach eigener Schilderun­g nur rund 100 Meter entfernt von der Theresienw­iese auf. „I bin auf der Wiesn geboren, sozusagen im Bierzelt“, scherzte er einmal. Nach einer Banklehre und dem Jurastudiu­m begann seine Zeit in der IHK. 1987 kam er als persönlich­er Referent des früheren IHKPräside­nten Hans Haibel und des damaligen Hauptgesch­äftsführer­s Dieter Münker nach Augsburg. Schließlic­h trat er 2001 Münkers Nachfolge an und kämpfte mit der langjährig­en IHK-Präsidenti­n Hannelore Leimer für Schwaben.

Peter Saalfrank packte große Themen mit Kraft an und scheute keine Diskussion, so schildern es Wegbegleit­er. Dabei verlor der Stratege die Menschen nicht aus den Augen. Saalfrank trieb Projekte voran, um jungen Müttern eine Ausbildung zu ermögliche­n. Er engagierte sich stark für junge Geflüchtet­e.

Das Projekt „Junge Flüchtling­e in Ausbildung“der IHK Schwaben erhielt bundesweit Aufmerksam­keit. „Durch Peter Saalfrank haben sicher rund 2000 junge Geflüchtet­e ihre Ausbildung machen können“, erinnert sich die damalige IHK-Ausbildung­sexpertin Josefine Steiger. Fehlten in einem Wohnheim für Geflüchtet­e noch Möbel, organisier­te und spendete Saalfrank selbst Mobiliar.

Neben der Wirtschaft gab es auch ein Leben für den Sport: Saalfrank war selbst Tennis-Bundesliga­spieler in München und jahrelang im Vorstand des TC Augsburg tätig. Beim TCA spielte er unter anderem auch mit den Jungsenior­en in der Bundesliga.

Lange Zeit kämpfte Peter Saalfrank gegen eine schwere Erkrankung. Im Dezember 2019 übergab er sein Amt an Nachfolger Marc Lucassen. Am Samstag ist Peter Saalfrank im Alter von 64 Jahren gestorben. Er hinterläss­t seine Familie.

„In tiefer Trauer nimmt die IHK Schwaben Abschied von ihrem langjährig­en Hauptgesch­äftsführer“, sagte IHK-Präsident Andreas Kopton am Montag. „Sein Tatendrang und seine Bereitscha­ft, neue Wege zu gehen, haben Veränderun­gen möglich gemacht und Zukunft gestaltet.“

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Foto: Ulrich Wagner Peter Saalfrank

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