Schwabens Wirtschaft trauert um Peter Saalfrank
Als Hauptgeschäftsführer der IHK hat er die Region geprägt und sich für Geflüchtete starkgemacht
Augsburg „Unterm Strich waren die letzten 25 Jahre gute Jahre“, hatte Peter Saalfrank zu seinem Abschied aus der IHK geschrieben. „Es war mir eine Freude und Ehre gleichermaßen.“25 Jahre in der Geschäftsführung der Industrie- und Handelskammer auf wenige Sätze zu reduzieren, ist nicht leicht. Es gelingt nur, wenn man weiß, was einem wichtig ist. Und Peter Saalfrank wusste sehr genau, wofür er sich einsetzen wollte.
„Die letzten 25 Jahre waren in unserer Region gekennzeichnet vom Ringen – teilweise mit harten Bandagen – um eine verbesserte Infrastruktur“, so fasste es Peter Saalfrank kurz vor seinem Abschied als IHK-Hauptgeschäftsführer im Dezember 2019 zusammen. „In letzter Zeit waren wir damit erfolgreicher“, schrieb er. Das dürfte leicht untertrieben gewesen sein.
Mit Herzblut hat sich Saalfrank für die Region starkgemacht, für gute Rahmenbedingungen und eine gute Infrastruktur, damit wirtschaftliches Leben in Schwaben floriert. Der Einsatz hat sich ausgezahlt. In Saalfranks Amtszeit fällt zum Beispiel der sechsspurige Ausbau der Autobahn 8, der Herzschlagader der Region. Ein Anliegen war ihm, Schwaben als Technologieund Wissenschaftsstandort zu stärken. Vom Erfolg dieser Strategie zeugen die Gründung des Innovationsparks in Augsburg und die neue medizinische Fakultät.
Hartnäckig hat Saalfrank in München Kontakte geknüpft und Entscheidungen vorangetrieben. „Mit Ministerpräsident Beckstein ging es bergauf in Schwaben“, erinnerte sich Saalfrank. Günther Beckstein war von 2007 bis 2008 Ministerpräsident. Saalfrank warnte vor Rückschlägen wie der Schließung des Computerwerks von Fujitsu in Augsburg, tat aber viel dafür, die Auswirkungen stets in Grenzen zu halten. Sein Engagement für den Standort lässt fast vergessen, dass der IHK-Lenker selbst gar nicht aus Schwaben stammte.
Geboren im Mai 1957 in München, wuchs Saalfrank nach eigener Schilderung nur rund 100 Meter entfernt von der Theresienwiese auf. „I bin auf der Wiesn geboren, sozusagen im Bierzelt“, scherzte er einmal. Nach einer Banklehre und dem Jurastudium begann seine Zeit in der IHK. 1987 kam er als persönlicher Referent des früheren IHKPräsidenten Hans Haibel und des damaligen Hauptgeschäftsführers Dieter Münker nach Augsburg. Schließlich trat er 2001 Münkers Nachfolge an und kämpfte mit der langjährigen IHK-Präsidentin Hannelore Leimer für Schwaben.
Peter Saalfrank packte große Themen mit Kraft an und scheute keine Diskussion, so schildern es Wegbegleiter. Dabei verlor der Stratege die Menschen nicht aus den Augen. Saalfrank trieb Projekte voran, um jungen Müttern eine Ausbildung zu ermöglichen. Er engagierte sich stark für junge Geflüchtete.
Das Projekt „Junge Flüchtlinge in Ausbildung“der IHK Schwaben erhielt bundesweit Aufmerksamkeit. „Durch Peter Saalfrank haben sicher rund 2000 junge Geflüchtete ihre Ausbildung machen können“, erinnert sich die damalige IHK-Ausbildungsexpertin Josefine Steiger. Fehlten in einem Wohnheim für Geflüchtete noch Möbel, organisierte und spendete Saalfrank selbst Mobiliar.
Neben der Wirtschaft gab es auch ein Leben für den Sport: Saalfrank war selbst Tennis-Bundesligaspieler in München und jahrelang im Vorstand des TC Augsburg tätig. Beim TCA spielte er unter anderem auch mit den Jungsenioren in der Bundesliga.
Lange Zeit kämpfte Peter Saalfrank gegen eine schwere Erkrankung. Im Dezember 2019 übergab er sein Amt an Nachfolger Marc Lucassen. Am Samstag ist Peter Saalfrank im Alter von 64 Jahren gestorben. Er hinterlässt seine Familie.
„In tiefer Trauer nimmt die IHK Schwaben Abschied von ihrem langjährigen Hauptgeschäftsführer“, sagte IHK-Präsident Andreas Kopton am Montag. „Sein Tatendrang und seine Bereitschaft, neue Wege zu gehen, haben Veränderungen möglich gemacht und Zukunft gestaltet.“