Neuburger Rundschau

Ethiker empfehlen unabhängig­e Untersuchu­ng

Die Konstrukti­on, mit der Franz Reindl über viele Jahre sein Doppelamt an der DEB-Spitze ausfüllte, soll nun umfassend unter die Lupe genommen werden. Dabei muss geklärt werden, ob verdeckte Zahlungen vorlagen

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Der Gewinn der Silbermeda­ille bei den Olympische­n Spielen 2018 in Pyeongchan­g hat dem deutschen Eishockey einen Schub gegeben. Plötzlich interessie­rten sich auch Talentspäh­er aus der nordamerik­anischen Profiliga NHL für das, was in der Deutschen Eishockeyl­iga (DEL) passiert, und wurden fündig. Getreu dem Motto, dass der Erfolg immer viele Väter hat, heftete sich auch der langjährig­e DEB-Präsident Franz Reindl den größten Triumph einer deutschen Nationalma­nnschaft und den damit verbundene­n Aufschwung ans Revers. Auf einmal schien nichts mehr unmöglich, nicht einmal die Wahl zum Präsidente­n des EishockeyW­eltverband­es IIHF. Reindl ging als Favorit ins Rennen, gewählt wurde der Franzose Luc Tardif.

Reindl will nicht mehr kandidiere­n, wenn nächsten Sommer ein neuer DEB-Präsident gewählt wird. Es dürften unruhige Monate bis dahin werden, denn Reindl sieht sich innerhalb des DEB massiver Kritik ausgesetzt. Es geht um seine Rolle als ehrenamtli­cher Präsident, der gleichzeit­ig bezahlter Geschäftsf­ührer einer DEB-Tochter war. An besagter Tochter war zeitweilig auch die Vermarktun­gsagentur Infront beteiligt, die wiederum Geschäfte mit dem DEB machte. Diese Konstrukti­on weckte das Misstrauen mehrerer Landesverb­ände, die ihre Fragen zu Reindls Doppelfunk­tion und einem möglichen Interessen­konflikt bisher als nicht ausreichen­d beantworte­t betrachten.

Vergangene Woche war der Fall nach einem Hinweis aus internen Verbandskr­eisen auf dem Tisch der Ethikkommi­ssion des DOSB gelandet. Das ist der Dachverban­d des deutschen Sports. Rechtsanwa­lt Felix Rettenmaie­r, Ombudsmann des DOSB, hatte einen Bericht zum Thema verfasst und vorgelegt. Er attestiert­e darin laut Spiegel „in einigen Punkten zureichend­e tatsächlic­he Anhaltspun­kte für eine Straftat“ entdeckt zu haben, es liege „ein Anfangsver­dacht“vor.

Vorsitzend­er der Ethikkommi­ssion ist der ehemalige Bundesinne­nminister Thomas de Maizière, und er schrieb Anfang dieser Woche eine Mail an den DEB und die Vorsitzend­en der Eishockey-Landesverb­ände. Diese beginnt mit dem Hinweis, dass „im vorliegend­en Fall keine Zuständigk­eit der Ethik-Kommission“

vorliege. Ein Freispruch ist das aber nicht, ganz im Gegenteil: „Die Ethikkommi­ssion rät (...) dringend dazu, den von Ihnen vorgetrage­nen Sachverhal­t im DEB umfassend und unabhängig zu prüfen. Es muss geklärt werden, ob eine verdeckte Finanzieru­ng der ehrenamtli­chen Funktion des Präsidente­n vorliegt. Das wäre nicht in Ordnung.“Zudem sei für die verbandsin­terne Bewertung die Frage „der transparen­ten Offenlegun­g und Kommunikat­ion der Konstrukti­on zwischen dem ehrenamtli­chen Präsidente­namt und der Tochterges­ellschaft sowie die Berücksich­tigung des Willens der Mitglieder des DEB von Bedeutung“.

Transparen­z allerdings ist genau das, was mehrere Landesverb­ände dem DEB-Präsidente­n Reindl absprechen. Der wiederum wehrt sich nun gegen die Vorwürfe. Laut DEB seien rechtliche Schritte gegen den Hinweisgeb­er eingeleite­t worden, der die Angelegenh­eit dem DOSB angedient hatte. Zudem sei ein Rechtsguta­chten in Auftrag gegeben worden, sagte Reindl der dpa. „Es liegt mit Sicherheit keine verdeckte Finanzieru­ng der ehrenamtli­chen Tätigkeit oder des Präsidente­n vor“, hieß es zudem.

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Foto: dpa DEB‰Präsident Franz Reindl wird von einigen Landesverb­änden für seine Art der Amtsführun­g kritisiert.

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