Ethiker empfehlen unabhängige Untersuchung
Die Konstruktion, mit der Franz Reindl über viele Jahre sein Doppelamt an der DEB-Spitze ausfüllte, soll nun umfassend unter die Lupe genommen werden. Dabei muss geklärt werden, ob verdeckte Zahlungen vorlagen
Augsburg Der Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang hat dem deutschen Eishockey einen Schub gegeben. Plötzlich interessierten sich auch Talentspäher aus der nordamerikanischen Profiliga NHL für das, was in der Deutschen Eishockeyliga (DEL) passiert, und wurden fündig. Getreu dem Motto, dass der Erfolg immer viele Väter hat, heftete sich auch der langjährige DEB-Präsident Franz Reindl den größten Triumph einer deutschen Nationalmannschaft und den damit verbundenen Aufschwung ans Revers. Auf einmal schien nichts mehr unmöglich, nicht einmal die Wahl zum Präsidenten des EishockeyWeltverbandes IIHF. Reindl ging als Favorit ins Rennen, gewählt wurde der Franzose Luc Tardif.
Reindl will nicht mehr kandidieren, wenn nächsten Sommer ein neuer DEB-Präsident gewählt wird. Es dürften unruhige Monate bis dahin werden, denn Reindl sieht sich innerhalb des DEB massiver Kritik ausgesetzt. Es geht um seine Rolle als ehrenamtlicher Präsident, der gleichzeitig bezahlter Geschäftsführer einer DEB-Tochter war. An besagter Tochter war zeitweilig auch die Vermarktungsagentur Infront beteiligt, die wiederum Geschäfte mit dem DEB machte. Diese Konstruktion weckte das Misstrauen mehrerer Landesverbände, die ihre Fragen zu Reindls Doppelfunktion und einem möglichen Interessenkonflikt bisher als nicht ausreichend beantwortet betrachten.
Vergangene Woche war der Fall nach einem Hinweis aus internen Verbandskreisen auf dem Tisch der Ethikkommission des DOSB gelandet. Das ist der Dachverband des deutschen Sports. Rechtsanwalt Felix Rettenmaier, Ombudsmann des DOSB, hatte einen Bericht zum Thema verfasst und vorgelegt. Er attestierte darin laut Spiegel „in einigen Punkten zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für eine Straftat“ entdeckt zu haben, es liege „ein Anfangsverdacht“vor.
Vorsitzender der Ethikkommission ist der ehemalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière, und er schrieb Anfang dieser Woche eine Mail an den DEB und die Vorsitzenden der Eishockey-Landesverbände. Diese beginnt mit dem Hinweis, dass „im vorliegenden Fall keine Zuständigkeit der Ethik-Kommission“
vorliege. Ein Freispruch ist das aber nicht, ganz im Gegenteil: „Die Ethikkommission rät (...) dringend dazu, den von Ihnen vorgetragenen Sachverhalt im DEB umfassend und unabhängig zu prüfen. Es muss geklärt werden, ob eine verdeckte Finanzierung der ehrenamtlichen Funktion des Präsidenten vorliegt. Das wäre nicht in Ordnung.“Zudem sei für die verbandsinterne Bewertung die Frage „der transparenten Offenlegung und Kommunikation der Konstruktion zwischen dem ehrenamtlichen Präsidentenamt und der Tochtergesellschaft sowie die Berücksichtigung des Willens der Mitglieder des DEB von Bedeutung“.
Transparenz allerdings ist genau das, was mehrere Landesverbände dem DEB-Präsidenten Reindl absprechen. Der wiederum wehrt sich nun gegen die Vorwürfe. Laut DEB seien rechtliche Schritte gegen den Hinweisgeber eingeleitet worden, der die Angelegenheit dem DOSB angedient hatte. Zudem sei ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben worden, sagte Reindl der dpa. „Es liegt mit Sicherheit keine verdeckte Finanzierung der ehrenamtlichen Tätigkeit oder des Präsidenten vor“, hieß es zudem.