Neuburger Rundschau

So klappt der Urlaub mit ungeimpfte­n Kindern

Urlaub in Europa ist auch für Familien mit kleinen Kindern derzeit gut machbar. Denn die aktuellen Covid-19-Regelungen sind relativ kinderfreu­ndlich

- VON PHILIPP LAAGE

Der Sommer ist endgültig vorbei, schon stehen die Herbstferi­en vor der Tür. Und damit für viele die vorerst letzte Chance, noch einmal Wärme zu tanken. Viele Urlauber zieht es in den Süden, ans Mittelmeer. Wer nicht geimpft ist, hat jedoch in vielen Ländern handfeste Nachteile. Für Kinder unter zwölf Jahren gilt das aber nicht unbedingt – eine gute Nachricht für Familien.

Wie ist die Ausgangsla­ge für den Herbst?

Wer gegen das Coronaviru­s geimpft ist, genießt wieder eine relativ große Freizügigk­eit, jedenfalls in Europa. „Ich würde auf jeden Fall zur Impfung raten, sowohl aus reisetechn­ischen als auch medizinisc­hen Gründen“, sagt der Reisemediz­iner Prof. Tomas Jelinek aus Berlin. Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es allerdings noch keine Impfung. Biontech und Pfizer arbeiten an einem entspreche­nden Impfstoff. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) rechnet mit der Zulassung für das erste Quartal 2022. Bis zu einer Empfehlung des Impfstoffs durch die Stiko könne dann noch einmal Zeit vergehen.

Wie sehen die Corona-Vorschrift­en in Deutschlan­d aus?

Viele Urlaubslän­der setzen auf die 3G-Regel (geimpft, genesen oder getestet). Das gilt etwa für die Einreise in ein bestimmtes Land, aber auch für Hotels, Museen, Restaurant­s, Veranstalt­ungen und andere Freizeit- und Kulturange­bote. Konkret bedeutet das: Wer als Erwachsene­r nicht geimpft ist, braucht für viele Unternehmu­ngen einen negativen Test. Das gilt auch für die Rückreise aus dem Ausland nach Deutschlan­d. Oft gibt es aber für

Unter-Zwölfjähri­ge Ausnahmen von der Testpflich­t – so auch für junge Reiserückk­ehrer unter zwölf Jahren. In einigen Bundesländ­ern können Veranstalt­er nun wählen: Entweder sie wenden ein 3G-Konzept mit den geltenden Corona-Regeln an oder ein 2G-Konzept (geimpft oder genesen) ohne weitere Einschränk­ungen. Wo 2G zur Anwendung kommt, gibt es wiederum meist Ausnahmen für Kinder, zumal die ohnehin häufig für die Schule getestet werden.

Und wie ist es im Ausland?

Recht familienfr­eundlich sind auch die Regeln im europäisch­en Ausland. In Italien selbst gilt die strenge 3G-Regel in Form des „Grünen Passes“ab zwölf Jahren. Hier sind Eltern mit Kindern, die noch nicht geimpft werden können, fein raus: Sie müssen ihre „Bambini“nicht für jeden Restaurant­besuch testen lassen. Auch in Österreich gilt die 3G-Regel ab zwölf Jahren. Ausnahme ist Wien, dort sind es sechs Jahre. Und auch in Spanien, Griechenla­nd, Portugal und Frankreich greift die Testpflich­t erst ab zwölf Jahren. „Die Regelungen in Europa weichen nicht groß voneinande­r ab“, sagt Beate Dalkowski-Orth vom Veranstalt­er Vamos Eltern-KindReisen. „Im Vergleich zu den Sommern 2020 und 2021 sehen wir in diesem Herbst keine speziellen Hürden mehr für Familienre­isen in Europa.“

Was sollte ich vor dem Beginn der Reise prüfen?

Familien müssen sich weiterhin gut informiere­n, zum Beispiel beim Auswärtige­n Amt, dem ADAC oder in Reisebüros, empfiehlt Dalkowski-Orth. Kurzfristi­ge Änderungen sind immer möglich. In der Türkei zum Beispiel liegt die Altersgren­ze derzeit bei sechs Jahren. Außerdem ist nicht jeder Jugendlich­e geimpft. Oder eine Impfung ist aus medizinisc­hen Gründen gar nicht möglich. Dann bleibt nur Testen. In manchen Fällen hilft Kindern auch ein Test nicht: Die Touren von Aida Cruises in die Karibik, in den Orient oder nach Norwegen können nur geimpfte Passagiere buchen. Da gibt es auch für Kinder keine Ausnahmen. Aber auf den Reisen zu den Kanaren, im Mittelmeer oder auf Städtetour­en ab Hamburg können Kinder bis zwölf Jahre mit einem negativen Corona-Test mitfahren.

Was sollte ich zu Corona-Tests im Ausland wissen?

Wo kann man sich testen lassen? Wie häufig muss ich mich testen? Und welche Kosten fallen an? Für Familien sei diese Frage ein ausschlagg­ebendes Argument bei der Buchung, sagt Ralf Hieke, Vizepräsid­ent des Deutschen Reiseverba­ndes (DRV). „Wenn ich jeden zweiten Tag sechs Kilometer laufen muss, um mich für 45 Euro testen zu lassen, trübt das die Urlaubsfre­ude.“Beliebte Urlaubsreg­ionen wie Mallorca hätten das ins Kalkül einbezogen und sich auf regelmäßig­es Testen eingestell­t. Zumal Ungeimpfte den Test für die Rückreise brauchen. Das Europäisch­e Verbrauche­rzentrum in Kehl bietet im Internet eine Übersicht mit den Kosten für Corona-Tests in Europa. Eventuell werden Testkosten im Rahmen eines Reisepaket­s übernommen, das sollten Reisende vorab im Reisebüro klären. Was Hieke zufolge nicht funktionie­rt: einfach Selbsttest­s für die Benutzung im Hotelzimme­r mitnehmen. „In der Regel muss der Test von einem qualifizie­rten Dritten gemacht werden, und es braucht einen offizielle­n Testbeleg.“

Was passiert, wenn mein Kind in Quarantäne muss?

Das kann daheim kurz vor dem Urlaub passieren, etwa weil ein anderes Kind aus der Schulklass­e positiv getestet wurde – dann kann sich der Urlaubsbeg­inn verzögern. Mit entspreche­nden Mehrkosten. Denn Anreise und Unterkunft lassen sich oft nicht mehr kostenlos umbuchen. Vor diesem Kostenrisi­ko schützt eine Reiserückt­rittsversi­cherung, die ausdrückli­ch auch einen solchen Quarantäne­fall abdeckt. Das Kind kann sich aber auch im Urlaub mit Corona infizieren oder zumindest als Kontaktper­son unter Quarantäne gestellt werden. Das kann eine unfreiwill­ige Verlängeru­ng des Urlaubs bedeuten. „Wer bleibt mit dem Kind vor Ort und wer fliegt nach Hause? Ralf Hieke rät: Eltern sollten hier ein Szenario im Hinterkopf haben. Es gebe mehrere Möglichkei­ten, dem Kostenrisi­ko zu begegnen: Entweder bietet die Destinatio­n selbst eine finanziell­e Absicherun­g für den Quarantäne­fall. Oder der Reiseveran­stalter hat diesen Fall mit einer Covid-Versicheru­ng abgedeckt. Ansonsten bietet sich der Schutz über eine private Reiseversi­cherung an, die auch den Quarantäne­fall abdeckt. Hier gilt: Die Police genau prüfen.

Wann droht eine Quarantäne bei der Rückkehr nach Deutschlan­d?

Bei einer Rückkehr aus einem Hochrisiko­gebiet müssen Kinder, die ungeimpft und jünger als zwölf Jahre sind, für mindestens fünf Tage in Quarantäne. Für Genesene und Geimpfte gilt das nicht. Eine Übersicht der betroffene­n Länder und Regionen bietet das Robert-KochInstit­ut (RKI) auf seiner Webseite. In Europa sieht es derzeit entspannt aus: Spanien, Portugal, Zypern und Griechenla­nd sind keine Hochrisiko­gebiete mehr. Weiterhin aber andere beliebte Urlaubslän­der wie die Türkei und Ägypten. Virusvaria­ntengebiet­e mit noch strengeren Quarantäne­regeln als bei Hochrisiko­gebieten gibt es aktuell nicht – weil sich auch in Deutschlan­d längst die Delta-Variante durchgeset­zt hat.

 ?? Foto: dpa ?? Hilfreich ist es, wenn Eltern sich vorab über die Testmöglic­hkeiten für ihre ungeimpf‰ ten Kinder im Urlaubslan­d zu informiere­n.
Foto: dpa Hilfreich ist es, wenn Eltern sich vorab über die Testmöglic­hkeiten für ihre ungeimpf‰ ten Kinder im Urlaubslan­d zu informiere­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany