In Neuburg wird ein neues Kapitel aufgeschlagen
Für die Große Kreisstadt ist der 4. Oktober 2021 ein historischer Tag. Mit der Eröffnung des Campus auf dem Gelände der ehemaligen Lassigny-Kaserne wird Neuburg zur Hochschulstadt. Die Freude darüber war spürbar
Neuburg Sie kommen aus Großstädten wie Leipzig oder München, aus kleinen Kommunen wie Vohburg oder, wie Jasmin Parys, aus dem oberfränkischen Coburg. Sie ist eine der gut 100 Studierenden, mit denen der Campus in Neuburg seit Montag mit Leben erfüllt ist. Im Beisein von Bundesinnenminister Horst Seehofer wurde der Ableger der Technischen Hochschule (TH) Ingolstadt an diesem 4. Oktober auch offiziell eröffnet. Für Neuburg ist dies ein historischen Datum. Denn der Campus macht Neuburg zur Hochschulstadt.
Doch dies allein wird der Tragweite nicht gerecht. Beide zum Start angebotenen Bachelor-Studiengänge sind bislang einmalig in Bayern – und offenbar gefragt. Denn, wie THI-Präsident Prof. Walter Schober bei der Begrüßung der rund 100 Gäste in der ehemaligen Exerzierhalle sagte, seien aufgrund der Nachfrage für den Studiengang Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement anstatt einer gleich zwei Gruppen mit über 60 Studierenden gebildet worden. Die andere Gruppe widmet sich dem Wirtschaftsingenieurwesen Bau. Die Nachhaltigkeitsforschung soll auch elementarer Bestandteil des Campus werden. „Es wird ein Wissenschaftsstandort, der für Neuburg Vorzeigecharakter haben wird“, so Schober.
Für Bundesinnenminister Horst Seehofer war der Montag „ein besonders schöner Tag“: Keine endlos langen Koalitionsverhandlungen in Berlin und mit Semesterbeginn Präsenzunterricht für die Studierenden. Er erinnerte an den schweren Weg, der hinter der Realisierung des Campus liegt. Mit ihm wurde etwas dauerhaft Bleibendes geschaffen. Dies sei für ihn als Politiker ebenso grundlegend wichtig, wie gleiche Lebensbedingungen herzustellen. Gute Bildungschancen „sind das Tor zum Leben“, so Seehofer. Flächendeckende Einrichtungen der Daseinsvorsorge in zumutbaren Entfernungen sollen es zudem jedem ermöglichen, dort leben zu können, wo man es möchte. Diese Strukturpolitik sei auch für die Region wichtig. Dazu zähle natürlich auch das Hochschulangebot. Deshalb sei er sehr stolz, in seiner Heimatregion eine so erfolgreiche Einrichtung wie die TH Ingolstadt mit ihren in Zukunft 10.000 Studierenden zu wissen. Der Ableger in Neuburg werde die Attraktivität der Stadt erhöhen. Er sei stolz, dass er den Weg für den Campus als Ministerpräsident mit ebnen konnte und werde ihn weiter begleiten.
Für Oberbürgermeister Bernhard Gmehling stellt der Campus „das bislang bedeutendeste Vorhaben während meiner 20-jährigen Amtszeit dar“. „Neuburg ist jetzt Hochschulstadt“, freute er sich. Auf einem bedeutenden, historischen Areal wachse nun ein hochmoderner Campus, der junge Leute und damit frischen Wind in die Stadt bringe. „Wir freuen uns auf sie.“Gmehling erinnerte an einige wichtige lokale Unterstützer, wie Ehrenbürger und Alt-Landrat Richard Keßler, seinen Nachfolger Roland Weigert, Hans Mayr oder Ludwig Schlosser. Der Rathauschef nannte auch einige Eckpfeiler als entscheidende Impulse für den Campus, darunter die Gründung des Vereins für Bildung und Wissenschaft im Jahr 2008. „Am 4. Oktober 2021 wird für Neuburg ein neues Kapitel aufgeschlagen und ich bin mir sicher, es wird ein Erfolgskapitel“, sagte Gmehling.
Auch für Landrat Peter von der Grün war es „ein großartiger Tag für die Bildungsstadt Neuburg“. Ein eigenständiger Campus (übersetzt Saatfeld) sei ein Feld des Wissen und des gemeinsamen Lernens. „Neuburg, der Landkreis und die TH Ingolstadt werden damit eine reiche Ernte einfahren“, sagte er.
Wegen einer kurzfristig angesetzten Kabinettssitzung hatten Wissenschaftsminister Bernd Sibler und Staatssekretär Roland Weigert ihr
Kommen absagen müssen. Der AltLandrat meldete sich daher über sein Neuburger Büro. Er dankte allen damaligen Mitstreitern, die halfen, in Neuburg „eine neue Hochschulheimat für Studierende zu schaffen, die das entsprechende Rüstzeug für die Herausforderungen im Bereich Nachhaltige Infrastruktur erhalten werden“. Für Bernd Sibler erklärte sein Amtsleiter Rolf Dieter Jungk, dass man mit den Studiengängen ins Schwarze getroffen habe. Er lobte den Leiter des Staatlichen Bauamts Ingolstadt, Thomas Sendtner, und dessen Team, die das erste Campus-Gebäude und das neue Asylbewerberheim
in relativ kurzer Zeit rechtzeitig fertigstellen konnten. Nach den Reden wurde vor dem Gebäude 6 ein Gingko-Baum als Zeichen der Nachhaltigkeit gepflanzt. Dann weihten Dekan Thomas Schwarz und Pastoralreferent Oswald Meyer das erste Hochschulgebäude ein.
Und Jasmin Parys aus Coburg? Sie erhielt das erste von fünf vom Neuburger Verein für Bildung und Wissenschaft gestiftete Hochschulstipendium. Sie studiert Nachhaltigkeitsund Umweltmanagement und bekommt vorerst für ein Jahr 300 Euro im Monat, die zur Hälfte der Verein und das Bundesministerium für Bildung und Forschung bezahlt.