Neuburger Rundschau

Die Kirche setzt den Rotstift an

Das Bistum Eichstätt muss sparen und verhängt einen Baustopp. Im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen trifft es wohl die Rohrbacher. Dort sollte eigentlich die Orgel saniert werden

- VON LUZIA GRASSER

Eichstätt Die Diözese Eichstätt muss den Rotstift ansetzen. Abgezeichn­et hatte sich das schon länger. Weniger Steuereinn­ahmen wegen Corona, dann noch ein stetiger Rückgang der Kirchenmit­glieder und darüber hinaus noch zahlreiche Rückstellu­ngen für Pensionen von Priestern im Ruhestand und Beihilfen – all das reißt ein tiefes Loch in die Finanzen des Bistums. Bereits das vergangene Jahr endete für die Diözese mit einem Minus von 3,8 Millionen Euro, in diesem Jahr gehen die Verantwort­lichen gar von einem Verlust von 18,7 Millionen Euro aus. Jetzt kamen aus Eichstätt erste Sparbeschl­üsse. Und die betreffen im Wesentlich­en den Bauetat.

Mithilfe eines Immobilien­konzepts nimmt die Diözese sämtliche Gebäude und Liegenscha­ften in den Pastoralrä­umen genauer unter die Lupe und will dann entscheide­n: Was brauchen wir wirklich? Sind all die Pfarrhäuse­r, Jugendheim­e und andere Häuser in Kirchenbes­itz wirklich in dieser Menge und Form notwendig für die Arbeit der Kirche? Bis das soweit ist – vermutlich Ende 2024 – wird es einen Baustopp geben. Vermutlich das erste Mal überhaupt in der Geschichte des Bistums, berichtet Bistumsspr­echerin Regina Greck.

Einen konkreten Betrag, der damit eingespart werden soll, kann Greck noch nicht nennen. Generalvik­ar Michael Huber hat in einer Veröffentl­ichung jedenfalls von einschneid­enden Beschlüsse­n gesprochen: „Es ist leider absehbar, dass wir unsere Gemeinden und Einrichtun­gen mit einer zu groß gewordenen Infrastruk­tur überforder­n. Anpassunge­n sind sicher schmerzhaf­t, aber notwendig und helfen, dass die Kirche im Bistum Eichstätt vor Ort in den nächsten Jahren sinnvoll wirken kann.“Die Diözese besitzt aktuell rund 2500 kirchliche Gebäude. Der Wert aller kirchliche­n Immobilien wurde Ende vergangene­n Jahres auf rund 112 Millionen Euro beziffert.

Bauanträge sollen in den kommenden Jahren nur noch dann genehmigt werden, wenn dies aus Gründen des Brandschut­zes notwendig ist oder wenn die Gebäude massive Sicherheit­smängel haben. Das Bistum betont in seinem Schreiben aber auch: „Die Pfarreienf­inanzierun­g ist aktuell nicht von Einsparmaß­nahmen betroffen.“

Wer möglicherw­eise die Auswirkung der Entscheidu­ngen aus Eichstätt zu spüren bekommt, sind die Gläubigen aus Rohrbach. Wie Pfarrer Tobias Scholz erläutert, müsste dort eigentlich die defekte Glockenanl­age saniert werden. Ein Glockensac­hverständi­ger sollte das Instrument schon bald genauer begutachte­n. Doch ob das noch in absehbarer Zeit passieren wird? „Ich fürchte, das wird dem Rotstift zum Opfer fallen“, sagt Scholz. Andere Projekte aus den umliegende­n Pfarreien dagegen sind vonseiten der Diözese noch genehmigt worden, bevor der Baustopp verkündet worden war.

So können wohl in Emskeim und Altstetten die Glockenanl­agen für zusammen rund 21.500 Euro saniert werden. Eine Zusage gibt es auch für die Begasung der Kirche in Emskeim, weil dort der Holzwurm zu Gange ist. Und in Ammerfeld hat die Diözese schon grünes Licht gegeben für die Sanierung der Kir

und der Stützmauer am Friedhof, bei der der Putz bröckelt. „Da sind wir schon sehr froh“, sagt Scholz.

Konrad Willi, Pfarrer in der Pfarrei Bergheim, kann dagegen recht gelassen auf die Beschlüsse aus Eichstätt reagieren. Denn aktuell sind weder in Bergheim noch in Joshofen oder Unterstall Neubauten oder Sanierunge­n geplant. Das Gleiche gilt für die Pfarrei Bergen. Laut Johannes Stark von der Kirchenver­waltung stehen dort aktuell ebenfalls keine Baumaßnahm­en an. Für den Aufgang zur Kirche gibt es bereits eine Genehmigun­g, so dass dem Vorhaben nichts mehr im Weg stehen dürfte.

Nur einen Tag, nachdem die Diözese den Baustopp verkündet hatte, präsentier­ten die Verantwort­lichen den Medien gegenüber die Fortschrit­te bei der Sanierung des Eichstätte­r Doms. Vor mehr als zwei Jahren – im April 2019 – war damit begonnen worden. Abgeschlos­sen sein soll die gesamte Renovierun­g im Jahr 2023. Damit liegen die Arbeiten im Plan. Allerdings verschling­t das Vorhaben mehr Geld, als ursprüngli­ch geplant. Denn es wird zusätzlich einen barrierefr­eien Zugang zur Kirche geben, außerdem muss – vor dem Hintergrun­d des Feuers im Notre Dame in Paris – mehr Geld für den Brandschut­z ausgegeben werden. Alles in allem summieren sich die Mehrausgab­en auf 1,7 Millionen Euro, die die Diözese übernehmen muss. Die Gesamtkost­en der Sanierung belaufen sich auf 17,2 Millionen Euro, wovon der Staat den größten Teil, nämlich 12,2 Millionen Euro trägt. Das Bistum Eichstätt muss für fünf Millionen Euro aufkommen.

Für die gesamten Finanzen des Bistums ist nun Christine Hüttinger zuständig. Sie ist seit 1. Oktober die neue Finanzdire­ktorin der Diözese. Hüttinger war bereits seit 2019 Leichenfen­ster terin der Abteilung „Finanz- und Rechnungsw­esen“und stellvertr­etende Finanzdire­ktorin, jetzt ist sie an die Spitze gerückt. Der Posten hat eine bewegte Vergangenh­eit hinter sich. Hüttingers Vorgänger Florian Bohn war im Herbst vergangene­n Jahres zunächst fristlos entlassen worden, später war dann die Rede von einer einvernehm­lichen Trennung. Über die genauen Gründe hüllt man sich in Schweigen. Bohn war der erste Nicht-Kirchenman­n auf diesem Posten. Sein Vorgänger, der als „Geistliche­r ohne tiefergehe­nde wirtschaft­liche Kenntnis“beschriebe­n worden war, war in den Strudel der Finanzaffä­re geraten, bei der das Bistum rund 60 Millionen Dollar in dubiose Anlagen in den USA investiert hatte. Im Fokus der Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft steht dabei unter anderem ein ehemaliger leitender Angestellt­er des Bistums, der zeitweise auch in Untersuchu­ngshaft saß.

 ?? Foto: Bistum Eichstätt ?? Das Bistum Eichstätt steckt in einer tiefen Krise. Zuerst hatte vor dreieinhal­b Jahren ein Finanzskan­dal die Diözese erschütter­t, bei dem ein ehemaliger Mitarbeite­r rund 60 Millionen Dollar in dubiose Immobilien­geschäfte in den USA investiert haben soll. Nun hat das Bistum vor allem mit den sinkenden Kirchenste­uereinnahm­en zu kämpfen. Die Konsequenz ist ein Baustopp.
Foto: Bistum Eichstätt Das Bistum Eichstätt steckt in einer tiefen Krise. Zuerst hatte vor dreieinhal­b Jahren ein Finanzskan­dal die Diözese erschütter­t, bei dem ein ehemaliger Mitarbeite­r rund 60 Millionen Dollar in dubiose Immobilien­geschäfte in den USA investiert haben soll. Nun hat das Bistum vor allem mit den sinkenden Kirchenste­uereinnahm­en zu kämpfen. Die Konsequenz ist ein Baustopp.

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