Freiwilliges 3G ist richtig
Das Wichtigste gleich vorweg: Jeder Mensch in Deutschland muss eine ärztliche Behandlung bekommen, wenn er krank ist. Ob er geimpft beziehungsweise negativ getestet ist oder eben nicht, darf dabei keine Rolle spielen. Das versteht sich von selbst, vor allem natürlich bei Notfällen. Einem Patienten oder einer Patientin mit akuten Schlaganfallsymptomen, einem Herzstillstand oder einem allergischen Schock wird man nicht erst ein Stäbchen in die Nase stecken, bevor man mit der lebensrettenden Behandlung beginnt.
Dennoch: Eine Form von 3G in Arztpraxen – wo akute Notfälle schließlich nicht unbedingt an der Tagesordnung sind – zu etablieren, ist richtig. Jedenfalls auf freiwilliger Basis. Ungeimpfte zu bitten, sich testen zu lassen, kann helfen, Infektionen aufzuspüren – und andere Personen davor zu schützen, schwer krank zu werden. Gerade Menschen, die sich nicht impfen lassen können oder das auch nicht möchten, profitieren davon. Natürlich können auch Geimpfte das Virus verbreiten – das Risiko ist aber deutlich geringer.
Darüber hinaus ist es ja auch so: Die Wartezimmer sind derzeit voll mit schniefenden, hustenden Menschen. Es wäre für alle in der Praxis – Personal wie Patientinnen und Patienten – beruhigend zu wissen, dass sich dahinter nur eine banale Erkältung verbirgt und nicht Covid-19. Arztbesuche sind meist unangenehm genug – man sollte sich nicht auch noch Sorgen machen müssen, sich das Coronavirus einzufangen.
Solche Tests in Arztpraxen sollten allerdings kostenlos sein. Anders wird man wohl wenige Menschen dazu bewegen, sich vor der Zahnreinigung oder dem Röntgen des Knies einen Abstrich machen zu lassen. Genau das ist ja auch die Gefahr, die bald überall droht: Sobald für die Tests bezahlt werden muss, werden sich wahrscheinlich weniger Menschen testen lassen. Und das könnte in der vierten Welle zum Problem werden.