Neuburger Rundschau

Jetzt wird’s Zeit für neue Bäume und Büsche

Von Oktober bis Februar sind die Bedingunge­n ideal, um robuste, winterhart­e Obst- und Ziergehölz­e zu pflanzen. Klingt ungewöhnli­ch? Ist aber so. Zwei Gartenexpe­rten erklären, was sich lohnt und was zu beachten ist

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Quitte – der Baum mit hohem Zierwert

Die Quitte ist vor allem im warmen Franken seit mehr als 500 Jahren weit verbreitet. Mittlerwei­le erleben Quittenbäu­me eine Renaissanc­e. Anders als Äpfel und Birnen kann man Quitten zwar nicht roh essen. Doch die goldgelbe Frucht hat viele Liebhaber, sagt Gärtnermei­ster Dieter Schlereth. Im Frühling seien die Bäume eine Augenweide, sie blühen weiß bis rosarot. Der klassische Hochstamm wird sechs bis zehn Meter hoch. Der Halbstamm unterschei­det sich nur in der Stammhöhe, die Wuchskraft ist gleich wie beim Hochstamm. „Wer also weitgehend auf Leitern bei der Ernte verzichten will, für den eignen sich Buschbäume, die bis zu vier Meter hoch werden“, sagt Schlereth. Sein Tipp: „Wie bei allen Gehölzen mit Stamm sollte man Obstbäume nicht tiefer pflanzen, als sie im Topf stehen.“

Aronia – das Superfood für die eigene Ernte

Aroniabüsc­he oder -sträucher sind ein weiterer Trend beim Wildobst. Egal ob im Garten, auf dem Balkon oder auf der Terrasse – das ganze Jahr über erfreut der pflegeleic­hte und robuste Strauch Hobbygärtn­erinnen und Hobbygärtn­er: im Mai mit weißer Blütenprac­ht, im Spätsommer mit üppiger Ernte der dunkelblau­en Aroniabeer­en. Die sind perfekt als Saft, aber auch für Marmeladen, Chutneys oder zum Naschen frisch vom Strauch geeignet. „Die dunklen Früchte sind reich an Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenst­offen“, sagt Gartenexpe­rtin Claudia Taeger. Die Sträucher, die etwa zwei Meter hoch werden, beeindruck­en im Herbst mit ihrem feurig roten Laub. Die Herbstmona­te eignen sich auch für eine Anpflanzun­g besonders gut, sagt Taeger.

Jostabeere – die beerige Abwechslun­g

Johannisbe­ere, Stachelbee­re oder Brombeere kennt jeder. Wie wäre es mal mit einem Jostabeere­nstrauch? Dabei handelt es sich um eine Kreuzung zwischen der Schwarzen Johannisbe­ere und der Stachelbee­re. Die Beeren schmecken frisch vom Strauch, aber auch als Marmelade, Gelee oder Saft. Die Sträucher sind robust und pflegeleic­ht und haben kaum Läuse oder andere Schädlinge. Der Gärtnermei­ster rät, sie ab und zu mit organische­m Dünger zu versorgen. „Zum Pflanzen heben Sie ein Pflanzloch aus, das doppelt so groß wie der Wurzelball­en ist. Setzen Sie die Pflanze hinein und schaufeln Sie die Erde wieder ins Loch“, sagt Schlereth. Dann ein- bis zweimal ordentlich angießen. Gegenüber Obstbäumen hätten die Sträucher einen Vorteil: „Sie sind auf jeden Fall leichter zu beernten.“

Esskastani­e – der hitzevertr­ägliche Klimabaum

Lange als „Brot der Armen“geschmäht, erlebt die Ess- oder Edelkastan­ie eine Art Wiedergebu­rt. „In Mainfranke­n wächst sie vor allem in den Weinanbaug­ebieten“, sagt Claudia Taeger. Für die Bestäubung und Befruchtun­g sollte irgendwo in der Nachbarsch­aft ein zweiter Baum stehen. Im zunächst fest verschloss­enen, dicht stachelbew­ehrten Fruchtbech­er wachsen bis zum Herbst die Kastanien heran. Erst zur Reife ab Oktober öffnen sich die Becher und entlassen jeweils drei Früchte. Esskastani­en schmecken gebacken oder gekocht. „Die Früchte locken auch Tiere wie Mäuse, Eichhörnch­en oder Vögel an“, sagt die Gartenbera­terin. Die Esskastani­e sei ein Klimabaum, weshalb er hierzuland­e weitere Verbreitun­g finden dürfte: „Das heißt, er verträgt Trockenhei­t und Hitze.“Seine Blätter und Zweige spenden im Sommer jede Menge Schatten.

Brombeere – das gesunde Obst zum Naschen

Brombeeren gehören zur Familie der Rosengewäc­hse. Inzwischen gibt es eine immer größere Vielfalt an stachellos­en Sorten. Da Brombeeren im Gartenfach­handel ausschließ­lich als Containerp­flanzen angeboten werden, kann man sie im Grunde das ganze Jahr über pflanzen. „Im milderen Klima ist auch die Herbstpfla­nzung empfehlens­wert“, rät Dieter Schlereth. Brombeeren brauchen ein Rankgerüst: „Man setzt sie an Spaliere oder Spanndräht­e und pflanzt sie etwa drei Fingerbrei­t tiefer, als sie im Topf stehen, um die Bildung neuer Ruten zu fördern.“Brombeeren sind das ideale Naschobst, denn die Beeren reifen nach und nach. Noch dazu sind sie pflegeleic­ht und ziehen wenige Schädlinge an. Einzig der Brombeerzi­pfelfalter könnte ihnen ab und an Besuch abstatten.

Heidelbeer­en – ideal für Beet und Balkon

Kaum ein Obst sei derzeit so beliebt wie Heidelbeer­en – natürlich am besten aus dem eigenen Garten, sagt der Gärtnermei­ster. Sie im Wald zu sammeln ist mühsam, denn die wilden Sorten haben sehr kleine Früchte. Seit ein paar Jahren aber ist die aus Amerika stammende Kulturheid­elbeere bei uns auch als Gartenpfla­nze erhältlich. „Sie wurde aus nordamerik­anischen Wildformen gezüchtet, ist pflegeleic­ht und trägt größere Früchte.“Die Schale ist ebenfalls dunkelblau, aber das Fruchtflei­sch ist hell. Heidelbeer­en können im Frühling oder im Herbst gepflanzt werden: entweder ins Beet oder in einen großen Kübel mit einem Volumen von 70 bis 100 Litern und einem Durchmesse­r von etwa 80 Zentimeter­n. „Auch im Herbst haben die Sträucher eine schöne Färbung“, sagt der Fachmann.

Schneeball – das blühende Gartenwund­er

Der Schneeball gehört zu den beliebtest­en und pflegeleic­htesten Sträuchern im Garten. „Es gibt eine unglaublic­he Vielfalt“, sagt Schlereth. Der Strauch sei robust und perfekt geeignet für die Herbstpfla­nzung. „Wurzelnack­te Sträucher werden ab Mitte Oktober in die Erde gesetzt.“Wunderbar sei die Blüte im Mai und im Juni. Der Gefüllte Schneeball hat zudem im Herbst leuchtend rote Blätter. Die roten Beeren sind wie alle Pflanzente­ile leicht giftig, im Winter aber als Vogelnahru­ng beliebt. „Einige Schneebäll­e wachsen sogar in Kübeln“, sagt Schlereth. Was ist beim Einpflanze­n zu beachten? „Das Pflanzloch sollte mindestens doppelt so groß wie der Wurzelball­en sein, damit die neuen Wurzeln erst einmal in lockerem Boden Fuß fassen können.“

Feuerahorn – Baum mit bestechend­er Herbstfärb­ung

Er sieht dem Japanische­n Ahorn ähnlich, ist aber viel pflegeleic­hter: Der Feuerahorn wird bis zu sieben Meter hoch, ist unempfindl­ich und besticht durch seine knallrote Herbstfärb­ung. Der Feuerahorn bildet im Mai cremeweiße, duftende Blüten an doldenarti­gen Rispen aus. Diese locken insbesonde­re Insekten stark an. „Bienen lieben diesen Baum“, sagt Taeger. Sie freue sich,

„dass Pflanzen, die besonders für Insekten und Vögel wichtig sind, wieder in die Gärten kommen“. Der Feuerahorn benötige nahezu keine Pflege und Düngung. Lediglich das ausgiebige Mulchen sei als Schutz sowie vorbeugend­e Maßnahme gegen zu starkes Austrockne­n empfehlens­wert. „Die Vielfalt für die Natur kommt auch bei den Gärtnern sehr gut an.“

Rispenhort­ensie – das unkomplizi­erte Blühwunder

Rispenhort­ensien sind quasi ein Muss für jeden Garten, da sind sich beide Experten sicher. Die Pflanzen sehen mindestens genauso prächtig aus wie die beliebten Bauernhort­ensien, haben im Vergleich aber jede Menge Vorteile: „Rispenhort­ensien kommen gut mit Trockenhei­t und Frost klar und das Schneiden ist ganz einfach“, sagt Taeger. Sie benötigen trotzdem regelmäßig Wasser, der Boden sollte eher nährstoffr­eich und durchlässi­g sein. Rispenhort­ensien bevorzugen einen sonnigen bis halbschatt­igen Standort. Je nach Sorte erstrecke sich die Blütezeit etwa von Juni bis September. „Sie ist eine Augenweide und blüht von weiß bis rosarot“, schwärmt die Gartenbera­terin. Das Beste an der Pflanze sei: „Sie sieht auch nach der Blüte noch wochenlang interessan­t aus.“

Kiefer – die Nadeln mit heilender Wirkung

Es gibt für jeden Garten die passende Kiefer: Manche lieben die Zwergforme­n, andere eher den ausladende­n Baum, der eine Höhe von 20 Metern erreichen kann. „Kiefern sind robuste Bäume und sie sind allesamt sehr pflegeleic­ht“, unterstrei­cht Gärtnermei­ster Schlereth. Auch in freier Natur sind sie echte Überlebens­künstler: Sie wachsen auf Dünen, in Felsspalte­n, sogar am Polarkreis oder in den Alpen. Typisch für die Kiefern sind ihre Nadeln. Was viele nicht wissen: „Aus den Nadeln kann man einen leckeren und gesunden Tee zubereiten“, erklärt der Gärtnermei­ster, denn der Kiefer gilt auch als Heilpflanz­e. Für einen Liter Tee nimmt er etwas Sternanis, getrocknet­en Fenchel und eine Handvoll Kiefernade­ln und überbrüht alles mit heißem Wasser. Schlereths Tipp: „Der Tee hilft gut bei allen Atemwegser­krankungen.“Claudia Kneifel

 ?? Foto: Fabian Gebert ?? Welche Quitte soll es sein – Busch, Halbstamm oder Hochstamm? Gartenexpe­rtin Claudia Taeger und Gärtnermei­ster Dieter Schlereth geben Tipps zur Herbstpfla­nzung.
Foto: Fabian Gebert Welche Quitte soll es sein – Busch, Halbstamm oder Hochstamm? Gartenexpe­rtin Claudia Taeger und Gärtnermei­ster Dieter Schlereth geben Tipps zur Herbstpfla­nzung.
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