Unterwegs im Söder-Express
Markus Söder ist ja dafür bekannt, das Wohl des Landes im Blick zu haben, ohne die eigenen Interessen gänzlich hinten anstellen zu müssen. Jahrelang bastelte er gleichzeitig an einem besseren Bayern und seiner politischen Karriere und ist, so munkelt man, damit noch immer nicht ganz fertig. Nun bedarf es schon etwas Fantasie, eine Kanzlerschaft Söders mit dem Fahrplan der Deutschen Bahn in Verbindung zu bringen. Wohl aber fällt auf, dass der Staatskonzern der Strecke zwischen München und Berlin seit geraumer Zeit eine immer größere Bedeutung zumisst.
Schneller, immer schneller sollen die Züge zwischen der Landeshauptstadt und der Bundeshauptstadt werden – wo wir sogleich bei Söders Ambitionen wären, liegt doch ausgerechnet auch seine Heimatstadt Nürnberg auf der Strecke. Sowohl ins Kanzleramt als auch in die Staatskanzlei ist es mit dem „Vier-Stunden-Sprinter“quasi eine Kurzstrecke. Nun kündigte die Bahn an, ab Mitte Dezember weitere dieser schnellen Züge auf die Reise zu schicken. Wenn da mal Deutschlands mächtigster Franke nicht die Finger im Spiel gehabt hat, um sich alle Optionen und Richtungen offenzuhalten.
Ein Schelm, wer nun einwirft, dass der neue Fahrplan vor der Bundestagswahl erstellt worden sein muss. Zumal die Bahn auch die Verbindungen zwischen Bayern und Nordrhein-Westfalen stärken will, was ja jetzt, rein politisch gesehen natürlich, wirklich nicht mehr nötig wäre. Aber wer weiß schon, was bis zur nächsten Bundestagswahl passiert. Ampeln werden an- oder ausgeschaltet, Dinge aufs Gleis gebracht, Weichen gestellt. Und eines hat die Vergangenheit gezeigt: Der Söder-Express ist am Ende meist angekommen, wo er hin wollte – mal schneller, mal langsamer, aber stets nach Fahrplan.
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