Duell der GolfKumpels
Wenn die Augsburger Panther an diesem Freitag gegen Wolfsburg spielen, ist das auch das Aufeinandertreffen zweier befreundeter Trainer. Sportlich sind die Rollen klar verteilt
Augsburg Als sich Mike Stewart nach der rauschhaften Saison 2018/19 als Trainer der Augsburger Panther in Richtung Köln verabschiedete, war das einer der seltenen Momente, in denen einem scheidenden Übungsleiter die ein oder andere Träne hinterhergeweint wurde. Sehr viel üblicher ist es, dass Trainer im Profisport aus Mangel an Erfolgen vom Hof gejagt werden. Stewart dagegen hatte den Augsburger Traditionsklub gerade zur besten DELHauptrunde seiner Geschichte und später dann in eine hart umkämpfte Play-off-Serie gegen München geführt, die erst nach sieben Spielen zugunsten des Favoriten aus der Landeshauptstadt entschieden war. Beide Seiten erlebten in der Folge eher mittelprächtige Zeiten. Stewart scheiterte in Köln nach einer Niederlagenserie, Augsburg verabschiedete sich prompt wieder in die untere Tabellenhälfte.
Tray Tuomie, von Stewarts Assistent zum Panther-Cheftrainer befördert, bekam nach der vergangenen Saison und zwei Jahren im Amt keinen neuen Vertrag mehr. Stattdessen gibt nun Mark Pederson die Kommandos. Der wiederum, welch Zufall, ist bestens bekannt mit Mike Stewart. Im Sommer waren die beiden Kanadier einige Male in ihrer Heimat gemeinsam beim Golfen. Dabei dürften sicherlich auch die Augsburger Panther Thema gewesen sein, während Stewart – nach übereinstimmenden Angaben beider Seiten – ein ums andere Mal gegen Pederson gewann.
Offenbar hatte Stewart vor allem Gutes über Augsburg zu berichten gewusst, denn Pederson entschied sich, das Angebot der Panther anzunehmen. Stewart wiederum zog es nach Wolfsburg, dort beerbte er Pat Cortina. Den Ex-Bundestrainer rettete nicht einmal, dass er mit den Grizzlys völlig überraschend bis ins Finale um die deutsche Meisterschaft durchmarschiert war. Der Verdacht liegt nahe, dass der Vertrag mit Stewart zu diesem Zeitpunkt längst unterschrieben war.
An diesem Freitag (19 Uhr) treffen die beiden Golf-Kumpels das erste Mal in der DEL aufeinander. In der Favoritenrolle ist Gastgeber
Wolfsburg, der nach neun Spieltagen punktgleich mit München an der Tabellenspitze steht. Seiner Mannschaft sei es trotz zahlreicher Verletzter immer wieder gelungen, Punkte zu sammeln, sagt Stewart. „Wir waren noch kein einziges Spiel oder Training komplett.“In der Verteidigung mussten schon mehrfach Stürmer aushelfen. Stewart:
„Die Jungs arbeiten aber hart und finden Wege, um zu gewinnen.“
Die komplette vergangene Saison hatte Stewart ohne Job dagestanden. Eine ungewohnte Situation für den ehemaligen Verteidiger, der immer unter Strom steht. Im Nachhinein allerdings sieht er vor allem das Positive dieser erzwungenen Auszeit. „Ich habe gespürt, wie gut das für mich war und ist. Ich hatte Zeit für die Familie.“Voller „Trainer-Energie“habe er sich nun aber wieder in den neuen Job gestürzt.
Seiner Mannschaft in der VWStadt hat er sofort sein bevorzugtes System auferlegt. Cortina hatte den deutschen Vizemeister sehr defensiv spielen lassen. Unter Stewart soll sich das ändern. Mit aggressivem Forechecking hat er auch schon die Panther erfolgreich gemacht. „Noch klappt das nicht immer zu 100 Prozent, aber wir sind auf einem guten Weg.“
Die Freundschaft zwischen Stewart und Pederson wird an diesem Freitag für ein paar Stunden ruhen müssen. Und in Augsburg hoffen sie, dass ihr Trainer besser coachen als golfen kann.