„Am Anfang war ich als Autorin echt chaotisch“
Gina Mayer macht selten nach einer Geschichte Schluss. Wer ihre Bücher und die Figuren darin mag, kann immer wieder neue Geschichten über sie lesen
Sich Geschichten ausdenken, die immer weitergehen: Das kann die Autorin Gina Mayer besonders gut! „Die Schattenbande“, „Der magische Blumenladen“, „Die Pferdeflüsterer-Academy“oder „Die Schule für Tag- und Nachtmagie“– alles Reihen, die sie geschrieben hat. Wie schafft sie es, dabei die Übersicht zu behalten? Diese und andere Fragen beantwortet Gina Mayer im Interview.
Wird es für Sie eigentlich von Band zu Band schwerer oder wird es leichter, die Geschichten zu erzählen?
Gina Mayer: Der erste Band ist für mich immer der schwerste. Da muss ich alle Personen, Räume und Abläufe erschaffen und in Fantasy-Geschichten sogar die ganze Welt. Ab Band zwei wird es leichter. Und irgendwann habe ich alles im Kopf und es wächst in alle Richtungen weiter.
Gibt es für jede Figur eine Art Spickzettel oder wie schaffen Sie es, nicht durcheinander zu kommen?
Gina Mayer: Am Anfang war ich als Autorin echt chaotisch und hab einfach drauflosgeschrieben. Und ab Band zwei begann dann das große Nachforschen. Hatte die Figur XY schon einen Nachnamen, wann ist der Hund der
Nachbarin weggelaufen und wie hieß noch mal der Mathelehrer? Das passiert mir nun viel seltener. Ich führe nämlich eine Datei, in die ich alle Details haarklein notiere. Wenn man das einmal es eher irritierend, wenn ich meine eigenen Bücher vorgelesen bekomme“, sagt Gina Mayer. „Viele Sätze würde ich ganz anders betonen oder mir fällt plötzlich ein Fehler oder eine Wortwiederholung auf, die ich vorher nicht bemerkt habe.“(dpa)
ordentlich macht, gerät man nicht mehr ins Schleudern.
Was kann man in einer Serie erzählen, was man in einer einzelnen Geschichte nicht erzählen kann?
Gina Mayer: Man hat einfach mehr Zeit, die Geschichte und die einzelnen Charaktere kennenzulernen und zu entwickeln. Spannende Nebenfiguren können im Verlauf auf einmal ganz wichtig werden. Und ich kann Dinge wieder aufgreifen, die in einem früheren Band zu kurz gekommen sind.
Welche Nachteile gibt es dabei? Gina Mayer: Den Termindruck. Ich habe ja ständig Abgabetermine und muss die Texte rechtzeitig liefern, damit es weitergeht. Außerdem ist es echt schwer, eine Reihe aufzugeben. Ich liebe sie doch alle!
Haben Sie die Gesamtgeschichte genau im Kopf und wissen, was drei Bände später passieren wird, oder ergibt sich das nach und nach? Gina Mayer: Naja, am Anfang ist es eher ein Herantasten. Aber irgendwann bin ich drin im Kosmos der Geschichte und hab die Bilder im Kopf. Dachte ich zumindest – bis mein japanischer Übersetzer mal ganz genau wissen wollte, wie der magische Blumenladen von innen aussieht. Beim Grundriss-Zeichnen ist mir aufgefallen, dass ich den Laden nicht in jedem Band exakt gleich beschrieben habe. Im Laufe der Geschichte ist eine Tür aufgetaucht, die am Anfang noch nicht da war. Das scheint aber sonst keiner gemerkt zu haben.