Neuburger Rundschau

Die Suche nach der Treffsiche­rheit

Chris Bourque hat die hohen Erwartunge­n bisher nicht erfüllt. Er spricht über das Spiel gegen Ex-Klub München und seinen Vater, der in Amerika eine Eishockey-Legende ist

- VON BENJAMIN SIGMUND

Ingolstadt Chris Bourque ist im Sommer mit der Empfehlung von 91 Scorerpunk­ten (25 Tore/66 Assists) in 91 DEL-Spielen aus München nach Ingolstadt gekommen. Die Erwartunge­n waren riesig, erfüllen konnte sie der 35-jährige US-Amerikaner bisher jedoch nicht.

Ein Tor ist dem Stürmer in acht Spielen gelungen, zudem stehen drei Assists in den Statistike­n. „Seine Zahlen sollten besser sein“, sagt daher Trainer Doug Shedden. „Er war in der vergangene­n Saison der viertbeste Scorer der Liga, er muss produktive­r werden.“Zufrieden mit seiner Ausbeute ist Bourque auch selbst nicht. „Die Punkte passen noch nicht“, sagt er. Für ein Urteil sei es aber zu früh. „Wir spielen ein anderes System, viele neue Gesichter sind in der Kabine. Es benötigt Zeit, bis die Dinge richtig funktionie­ren.“Dasselbe treffe auf die Mannschaft zu, die ihr Potenzial noch nicht konstant abrufen konnte. „Vier Siege und vier Niederlage­n wollten wir nicht, das ist zu wenig“, sagt Bourque, der die kommenden beiden Spiele als „große Gelegenhei­t“einstuft. Denn auf die Panther warten mit dem Heimspiel am Freitag (19.30 Uhr) gegen Red Bull München und der Partie am Sonntag (17 Uhr) in Mannheim die beiden wohl stärksten Mannschaft­en der Liga. „Diese beiden Teams sind natürlich starke Gegner“, weiß Bourque, „aber wir dürfen nicht zu viel Respekt haben, weil auch bei uns viele gute Spieler in der Kabine sitzen.“

Das Spiel gegen München ist für Bourque ein Duell mit der jungen Vergangenh­eit. Zwei Jahre lief er zuletzt für Red Bull auf. Mit dem ERC Ingolstadt machte er dabei negative Erfahrunge­n. In der Hauptrunde gewannen die Panther drei von vier Aufeinande­rtreffen, mit einem 2:0-Seriensieg warfen sie München schließlic­h aus den Play-offs. Für einen Titel hat es somit für Bourque in Deutschlan­d noch nicht gereicht, auch wenn er einschränk­t: „Natürlich ist das schade. Vor zwei Jahren haben wir mit München die Hauptrunde gewonnen, waren in starker Verfassung und hätten den Titel geholt. Dann hat uns Corona ausgebrems­t.“Die vorige Spielzeit mit den sehr kurzen Play-off-Serien sei „hart gewesen“, jedes Team hätte den Titel in dieser „seltsamen Saison“holen können. Doch nun richtet sich Bourques Blick nach vorne. „Das Spiel gegen München ist eine große Herausford­erung und bietet der Mannschaft und auch mir persönlich die Chance, die Saison in die richtige Richtung zu lenken.“Denn am Ende gehe es um das eine große Ziel: „Ich bin hierher gekommen, um die Meistersch­aft zu gewinnen. Das wollen alle, sonst bräuchten wir gar nicht erst spielen.“

Eine Mentalität, die Bourque bereits in die Wiege gelegt wurde. Der Stürmer ist der Sohn von NHL-Legende Ray Bourque, der zwischen 1979 und 2001 über 1600 Spiele in der besten Liga der Welt absolviert­e und dabei über 1500 Scorerpunk­te verzeichne­te. „Ich hatte eine wunderbare Kindheit mit vielen Gelegenhei­ten, in NHL-Kabinen zu gehen, viele gute Spieler zu sehen und zu lernen, was einen profession­ellen Eishockeys­pieler ausmacht“, erzählt

Chris Bourque. Von seinem Vater, der in die Hall of Fame aufgenomme­n wurde, habe er alles gelernt. Während Ray Bourque 15 Jahre für die Boston Bruins spielte und in seinem letzten Karriereja­hr mit den Colorado Avalanche Meister wurde, schaffte es Sohn Chris nie in eine Hauptrolle in der NHL. Letztlich wurden es für den 1,73 Meter großen Stürmer 51 Spiele. 18 davon bestritt er für Boston, was er „als riesige Lebenserfa­hrung“bezeichnet. „Es war Wahnsinn, in meiner Heimatstad­t vor den Fans und vielen Freunden zu spielen.“

In der Gegenwart zählt der ERC Ingolstadt und die Partie gegen München. „Natürlich schaut mein Vater noch immer meine Spiele, meine Mutter auch“, erzählt Bourque. Diskutiert würden die Leistungen indes nicht mehr. „Ich bin im 17. Jahr Profi und kann selbst einschätze­n, was gut und schlecht war.

Das war natürlich noch anders, als ich jung war.“

Heuer noch wollen die Eltern Chris Bouque und dessen Familie in Ingolstadt besuchen. Bis dahin will der Angreifer auch mit dem ERC besser dastehen und seine persönlich­en Statistike­n aufpoliert haben.

ERC Ingolstadt in Kürze

● Kader Jerome Flaake ist wieder fit und wird eine Reihe mit Mirko Höfflin und Daniel Pietta bilden. Wegen einer Unterkörpe­rverletzun­g muss der ERC in den kommenden vier bis sechs Wochen aber auf Colton Jobke verzichten. Wojciech Stachowiak spielt für Kooperatio­nspartner Ravensburg.

● Keine Maskenpfli­cht Die Maskenpfli­ch fällt erstmals weg. Zur Anwendung kommt die 3G-Plus-Regelung. Nur Geimpfte, Genesene und mit einem PCR-Test getestete Personen dürfen in die Arena.

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Foto: Johannes Traub Will seine Statistike­n aufpoliere­n: Chris Bourque hat bisher ein Tor erzielt und drei vorbereite­t. Am Freitag empfängt der US‰ Amerikaner mit dem ERC Ingolstadt Red Bull München.

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