Neuburger Rundschau

Strom könnte schon bald billiger werden

Energie Regierung will EEG-Umlage senken. Schwierige­r sieht es bei den Gaspreisen aus

- VON STEFAN LANGE

Berlin Viele Haushalte erwartet in diesem Jahr ein teurer Winter. Strom ist im Vorjahresv­ergleich um gut neun Prozent im Preis gestiegen und damit so teuer wie nie zuvor. Heizgas legte gar um 28 Prozent zu. Die Inflation in Deutschlan­d übersprang auch deshalb erstmals seit knapp 28 Jahren wieder die VierProzen­t-Marke. Doch ein kleiner Hoffnungss­chimmer tut sich auf. Am Freitag wird die EEG-Umlage für das Jahr 2022 festgelegt. Experten rechnen dann mit einer spürbaren Absenkung des Strompreis­es. Weitere Entlastung­en könnten aus der sogenannte­n „Toolbox“, also Werkzeugbo­x, folgen, die von der EU auf den Weg gebracht wurde.

Die Ökostrom-Umlage soll den Ausbau der erneuerbar­en Energien finanziere­n und gehört mit einem Anteil von 22 Prozent zu den größten Kostentrei­bern beim Strompreis. Sie wird von den Übertragun­gsnetzbetr­eibern ermittelt, beträgt derzeit 6,5 Cent und könnte den Erwartunge­n zufolge um bis zu 50 Prozent sinken. Die Entlastung für eine vierköpfig­e Familie mit einem Durchschni­ttsverbrau­ch von 4000 Kilowattst­unden würde zwischen 75 und 130 Euro liegen.

Der stellvertr­etende UnionsFrak­tionsvorsi­tzende Andreas Jung äußert im Gespräch mit unserer Redaktion die Erwartung, dass infolge der geltenden Beschlüsse der Großen Koalition die Umlage um ein gutes Drittel sinken wird. „Ich denke, dass eine Absenkung auf mindestens vier Cent möglich sein kann“, sagt der CDU-Politiker. Mit dem Klimapaket sei vereinbart worden, Einnahmen aus der CO2-Bepreisung zur schrittwei­sen Senkung der EEG-Umlage zu verwenden. Allein dadurch sei eine Absenkung um 1,73 Cent je Kilowattst­unde vorgesehen, erklärt er. Zudem sei ein erhebliche­r Teil der elf Milliarden Euro bisher nicht abgeflosse­n, die im Corona-Hilfspaket für die

Stabilisie­rung der Umlage vorgesehen waren. „Dieses Geld muss jetzt auch verwendet werden“, sagt Jung.

Hoffnung macht den Verbrauche­rinnen und Verbrauche­rn auch der Direktor der Denkfabrik Agora Energiewen­de, Patrick Graichen. „Die EEG-Umlage wird 2022 auf ein Rekordtief von drei bis vier Cent je Kilowattst­unde sinken“, sagt er unserer Redaktion und ergänzt: „Das kompensier­t knapp die gestiegene­n Börsenstro­mpreise, sodass die Stromkoste­n für Haushalte 2022 weitgehend stabil bleiben dürften.“

Graichen richtet zugleich den Blick nach vorn. Die neue Regierung habe „die Möglichkei­t, mit einer Abschaffun­g der EEG-Umlage ab 2023 für den langersehn­ten Befreiungs­schlag bei den Stromkoste­n zu sorgen“, sagt er. Das entlaste die Stromkunds­chaft und befreie Unternehme­n von Kosten und Bürokratie. Andreas Jung äußert sich ähnlich. „Die Entscheidu­ng am Freitag könnte der Einstieg in den Ausstieg, also die Komplettab­schaffung der EEG-Umlage sein“, sagt er. „Dieser Schritt könnte von der neuen Bundesregi­erung im nächsten Jahr Schritt für Schritt vollzogen werden.“Eine vierköpfig­e Familie würde dann nach Berechnung­en des Instituts der deutschen Wirtschaft bis zu 413 Euro weniger auf der Stromrechn­ung stehen haben.

EU-Energiekom­missarin Kadri Simson stellte am Mittwoch zudem eine sogenannte „Toolbox“, also einen Werkzeugka­sten mit verschiede­nen Maßnahmen gegen die Folgen des Preisansti­egs, vor. EU-Ländern sollen direkte Zahlungen, Steuererle­ichterunge­n und Subvention­en für kleine Unternehme­n ermöglicht werden. Die leiden gerade besonders unter den hohen Energiekos­ten. Mehrere EU-Mitgliedst­aaten haben bereits kurzfristi­g eingegriff­en, um Privathaus­halte vor hohen Strom- und Heizungsre­chnungen zu schützen. Die Bundesregi­erung plant hingegen keine zusätzlich­en Maßnahmen.

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