Neuburger Rundschau

Es gibt keine Kleinen mehr

Im Spiel zwischen San Marino und Andorra geschieht Historisch­es

- VON FLORIAN EISELE

Achtung, es folgt eine der geläufigst­en Lügen aus dem Kosmos des Fußballs: Es gibt keine Kleinen mehr. Den Ausspruch geprägt hat der 1,68 Meter große Hans-Hubert, genannt „Berti“, Vogts und damit natürlich unrecht. Wo es Lautes gibt, gibt es Leises. Wo Licht strahlt, fällt auch Schatten. Und wo es Große gibt, gibt es auch Kleine. Das wiederum muss die nicht so großen Fußball-Nationen aber nicht davon abhalten, Großes zu leisten. Den Beweis dafür legte der ewig junge Klassiker zwischen San Marino und Andorra ab.

In der WM-Qualifikat­ion traten die beiden Fliegengew­ichte des

Sports gegeneinan­der an. Am Ende hatten die knapp 80000 Einwohneri­nnen und Einwohner Andorras einen 3:0-Sieg über die Auswahl des 34 000 Menschen fassenden San Marino zu feiern. Dieses Ergebnis war gleich aus mehreren Gründen bemerkensw­ert. Denn einerseits war es der erste Auswärtser­folg Andorras, anderersei­ts der höchste überhaupt in der Geschichte des Fußball-Verbands des Fürstentum­s, das aktuell Rang 156 der Weltrangli­ste belegt.

Doch weil bekanntlic­h alles seine Kehrseite hat, lohnt auch der Blick nach

San Marino. Die Partie am Dienstagab­end war die 100. Niederlage für das Team in Folge. Damit ist die tapfer, aber stets erfolglos kämpfende Mannschaft von Trainer Marco Varella auf den 210. (und letzten) Platz der Fifa-Weltrangli­ste gestürzt. Hinter den Inselstaat­en Anguila (219.) sowie den Britischen (218.) und den Amerikanis­chen Jungfernin­seln (217.). Der letzte und bislang einzige Sieg datiert vom April 2004: Gegen Liechtenst­ein gab es ein 1:0. Ganz schön bitter. Anderersei­ts: Wer sich 17 Jahre den Kasten vollschieß­en lässt und trotzdem den Mut nicht verliert, hat auf seine Weise Großes geleistet. Es gibt vielleicht doch keine Kleinen mehr.

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