Neuburger Rundschau

Die Altbausani­erung geht auch Schritt für Schritt

Energiekol­umne Wer ein altes Haus energetisc­h auf den neuesten Stand bringen will, macht am besten alles auf einen Rutsch. Wenn das nicht geht, kann man trotzdem gleich loslegen – man muss nur ein paar Dinge wissen

-

Komplettsa­nierung oder lieber das Haus Schritt für Schritt mit Einzelmaßn­ahmen fit für die Zukunft machen? Vor dieser Frage stehen viele Hauseigent­ümer, aber auch Menschen, die durch Kauf oder Erbschaft eine Immobilie erwerben. Ein entscheide­nder Faktor ist die Lebenssitu­ation. Wer 75 Jahre alt ist, hat vielleicht das nötige Geld, um bei seinem Haus in einem Zug die Gebäudehül­le zu dämmen, die Fenster auszutausc­hen, das Heizsystem zu erneuern und eine Lüftungsan­lage einbauen zu lassen. Aber wenn man als Rentner oder Rentnerin in jenem Haus wohnt, ist man wahrschein­lich nicht erpicht darauf, in dieser Lebensphas­e monatelang auf einer Baustelle zu leben – zumal die Kinder, die die Immobilie erben werden, vielleicht ganz andere Vorstellun­gen haben.

Dann gibt es die junge Familie, die ein Haus kauft, und vor dem Einzug am liebsten gleich alles auf einmal modernisie­ren möchte, um den Energiever­brauch langfristi­g auf ein Minimum zu senken und einen Wohnkomfor­t wie im Neubau zu haben. Hier ist die Finanzieru­ng oft der Knackpunkt, aber zum Glück gibt es ja eine großzügige staatliche Förderung.

Kurzum: ob eine Komplettsa­nierung oder doch der längere Weg über Einzelmaßn­ahmen passender ist, hängt vom Einzelfall ab. Rein bautechnis­ch gesehen liefert die Alles-auf-einmal-Variante meist die besseren Ergebnisse. Hier kann ein ganzheitli­ches Konzept erstellt und in einem Guss umgesetzt werden. Die verschiede­nen Gewerken greifen ineinander und können gut aufeinande­r abgestimmt werden.

Damit bei einer schrittwei­sen Sanierung nichts schief läuft, sollte zuvor von einem Experten oder einer Expertin eine sinnvolle Reihenfolg­e festgelegt werden. Ist das nicht der Fall, zählt das überdimens­ionierte Heizsystem zu den häufigsten Fehlern, die gemacht werden. Ausgangspu­nkt ist der Tausch der alten Heizung als erste Maßnahme. Die Heizleistu­ng der neuen Anlage wird dann so ausgelegt, dass sie zur bestehende­n Gebäudehül­le passt. Wenn dann später die Fassade gedämmt und die Fenster ausgetausc­ht werden, ist das erst vor ein paar Jahren eingebaute Heizsystem überdimens­ioniert und arbeitet folglich nicht so effizient. Zudem hätte man sich mit einer kleineren Heizungsan­lage Geld sparen können.

Noch gravierend­ere Folgen kann der Fenstertau­sch haben – vor allem bei Gebäuden, die vor 1980 ohne Dämmung errichtet wurden. Neue Fenster sind dichter und haben innen wärmere Oberfläche­n. Wird nicht gleichzeit­ig die Fassade gedämmt und regelmäßig­er gelüftet, führt das häufig zu Schimmelbi­ldung in der Fensterlai­bung und in Raumecken. Die verbraucht­e Luft und die darin enthaltene Luftfeucht­igkeit können nicht mehr durch die Ritzen entschwind­en. Zudem ist nicht mehr die Fenstergle­ichzeitig scheibe, sondern das Mauerwerk der kälteste Bereich der Gebäudehül­le. Dort kondensier­t dann die hohe Luftfeucht­igkeit.

Grundsätzl­ich sollte man bei einer schrittwei­sen Sanierung von außen nach innen vorgehen, also zuerst die Wände, das Dach und den Keller oder alternativ die oberste und unterste Geschossde­cke dämmen. Erst danach oder zeitgleich folgt die Erneuerung der Fenster und Außentüren.

Ein sinnvolles Instrument zur Fehlerverm­eidung bietet dabei der individuel­le Sanierungs­fahrplan (iSFP). Netter Nebeneffek­t: wird von einer dafür qualifizie­rten Fachkraft ein solcher Plan erstellt, erhöhen sich die ohnehin schon attraktive­n staatliche­n Zuschüsse für jede umgesetzte Maßnahme um fünf Prozentpun­kte.

 ?? ?? Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie‰ und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!
Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie‰ und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!
 ?? Foto: Daniel Karmann, dpa ?? Die Heizung steht bei einer Sanierung im Zentrum.
Foto: Daniel Karmann, dpa Die Heizung steht bei einer Sanierung im Zentrum.

Newspapers in German

Newspapers from Germany